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21
11
2008

Was im Laienverständnis unter dem Begriff „Rückenschmerz“ – gerne auch mit dem Synonym „Ischias“ gleichgesetzt – zusammengefasst ist, verbirgt real eine Vielzahl verschiedener Krankheitsbilder, die entsprechend ihren unterschiedlichen Ursachen auch einer individuell angepassten Therapie bedürfen.

Tipps der Sportklinik Hellersen – SPORT UND GESUNDHEIT – „Ich habe Rücken“ – Sport bei Wirbelsäulenerkrankungen – Dr. med. Ralf Wied

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Bei Komödiant Horst Schlemmer bedarf es nur der knappen Umschreibung „Ich habe Rücken“ und schon amüsieren sich Millionen wohl eher selbstironisch über das, was man leider inzwischen als Volkskrankheit bezeichnen muss. Erkrankungen der Wirbelsäule und die damit häufig verbundenen „Rückenschmerzen“ betreffen nach neusten Statistiken jeden dritten Deutschen. Rückenschmerzen sind nach den Infektionen des Atemtrakts die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche.

Was im Laienverständnis unter dem Begriff „Rückenschmerz“ – gerne auch mit dem Synonym „Ischias“ gleichgesetzt – zusammengefasst ist, verbirgt real eine Vielzahl verschiedener Krankheitsbilder, die entsprechend ihren unterschiedlichen Ursachen auch einer individuell angepassten Therapie bedürfen. So lässt sich kaum ein Patient wie der andere behandeln, jede Krankheitsgeschichte (Anamnese) ist unterschiedlich und so müssen Patient und behandelnder Arzt gemeinsam nach Therapiemöglichkeiten suchen, die auf den personenbezogenen „Leidensweg“ abgestimmt sind – ein einheitliches Therapieverfahren für Patienten mit Erkrankungen der Wirbelsäule existiert nicht.

Ursächlich für diese steigende Anzahl der „Rückenkranken“ in den Industrienationen sind wohl zwei Phänomene, die in dieser Form in früheren Generationen nicht existent waren. So wächst die Anzahl von Arbeitsplätzen mit monotonen und unphysiologischen Körperhaltungen – ein Ausgleich für die Organe des Haltungsapparats ist nicht in den Arbeitsprozess integriert. Auf entsprechende Fehlstellungen reagiert die Wirbelsäule durch Veränderungen ihres gesunden Aufbaus, die im Verlauf vieler Jahre entsprechende „Probleme“ verursachen.

Zum zweiten ist das immer höhere erreichbare Lebensalter der Menschen der modernen Gesellschaften unaufhaltsam verstrickt mit dem vermehrten Auftreten von Erkrankungen im Alter fast aller Organsysteme – so auch der Wirbelsäule, die nach einer lebenslangen Belastung in höheren Lebensjahren durch „Verschleiß“ gekennzeichnet ist. Dieser zeichnet sich nicht etwa wie bei einem benutzen Schleifstein aus, der immer dünner wird und irgendwann „abgewetzt“ ist – nein, die einzelnen Wirbel kompensieren eine vermehrte Belastung durch Anbau von Knochenmasse, die den sonst für die Nervenstrukturen reservierten Raum einnehmen und diese entsprechend komprimieren. Übergewicht und Bewegungsarmut tun bei diesem Prozess ihr übriges.
Sport und Rücken

Umso deutlicher wird der Zusammenhang zwischen sportlicher Betätigung und der Entstehung bzw. Therapien von Rückenleiden. Dabei ist nicht jede Sportart auch gleich rückengerecht und der Entlastung der Wirbelsäule dienlich. Aber auch hier gibt es keinen Index für „guten“ und „schlechten“ wirbelsäulengerechten Sport, auch hier gilt das Prinzip der individuellen Austestung.

Ziel sollte nicht die grundsätzliche Ausgrenzung einzelner Disziplinen sein, sondern vielmehr ins jeweilige Training integrativ eingebaute Übungen zum Aufbau von Bauch- und Rückenmuskulatur. Dies muss nicht isoliert erfolgen, sondern ist – insbesondere mit Hinsicht auf den Faktor „Spaß“ als einem nicht zu unterschätzenden Motivationsmotor – wunderbar durch Trainingseinheiten im Sinne eines ausgewogenen Fitnessprogramms mit jeder Sportart zu kombinieren.

Dr. med. Ralf Wied
Facharzt für Neurochirurgie
Praxis für Neurochirurgie am
MVZ an der Sportklinik Hellersen
www.mvz-hellersen.de

SPORTKLINIK HELLERSEN

Quelle: "Wir im Sport", das Magazin des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen

wir im sport

 

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