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19
02
2012

Die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe (25./26. Februar) bilden den Auftakt eines Leichtathletik-Jahres voller nationaler und internationaler Höhepunkte. Thomas Kurschilgen, Sportdirektor im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), spricht in einem zweiteiligen Interview von Leistungsträgern, Nachwuchshoffnungen und den Zielen der Nationalmannschaft im internationalen Vergleich. ©DLV

Thomas Kurschilgen – „Weg fortführen“ (2) – Peter Schmitt – Deutsche Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe (25./26. Februar)

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Die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe (25./26. Februar) bilden den Auftakt eines Leichtathletik-Jahres voller nationaler und internationaler Höhepunkte. Thomas Kurschilgen, Sportdirektor im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), spricht in einem zweiteiligen Interview von Leistungsträgern, Nachwuchshoffnungen und den Zielen der Nationalmannschaft im internationalen Vergleich.

 

Herr Kurschilgen, nach der Hallensaison steht bei den meisten Athleten/innen die Vorbereitung im Mittelpunkt. Wie sieht das Konzept für die Olympia-Vorbereitung in den einzelnen Disziplin-Bereichen aus?

Thomas Kurschilgen:
Alle europäischen Athleten stehen vor der ganz neuen Herausforderung, eine Freiluftsaison mit zwei internationalen Höhepunkten zu planen. Auch wir wollen, wie die britische, die französische oder russische Nation, mit der stärksten Nationalmannschaft nach Helsinki fahren. Die Termindichte hat zur Folge, dass die Zeiträume, in denen die Athleten sich qualifizieren können, viel kürzer sein werden als 2011, und dass die Deutschen Meisterschaften bereits im Juni stattfinden.

Für die meisten Athleten stehen somit eine kurze Hallenwettkampf-Serie und ein frühzeitiger Einstieg in den zweiten Makrozyklus mit einer frühen Wettkampfphase und einem Training unter klimatisch günstigen Bedingungen im Vordergrund. Die Europameisterschaften sind in diesen Prozess der Vorbereitungen einzuordnen, was daran abzulesen ist, dass es vor der EM im Gegensatz zu Olympia keine teambildenden Maßnahmen für die Nationalmannschaft und in vielen Disziplinen individuelle Anreisen geben wird.

Die unmittelbaren Vorbereitungsmaßnahmen der Disziplingruppen in der Zwischenetappe im Anschluss an EM gestalten sich für viele Disziplingruppen im Bundesleistungszentrum in Kienbaum, die Maßnahmen der Staffeln finden in Latsch statt. Nach den Olympia-Abschlusswettkämpfen in Mannheim [27.07.] und Schönebeck [26.07.] findet sich die DLV-Nationalmannschaft zur Tapering-Phase und Teambildung in Kienbaum ein. Von dort aus wird die überwiegende Zahl der nominierten Athleten in Disziplingruppen zu den Olympischen Spielen nach London reisen.

Zuletzt waren die Leistungen bei den Olympischen Spielen eher bescheiden. Wird es in London das beste Ergebnis seit den Spielen in Sydney geben?

Thomas Kurschilgen:
Wir alle sind überzeugt davon, dass wir den bisherigen Abwärtstrend bei Olympischen Spielen stoppen werden, der sich mit zwei Medaillen in Athen 2004 und nur einer in Peking bis 2008 manifestiert hat. Wir werden in London das stärkste Olympiateam der vergangenen zehn Jahre sehen. Unser Anspruch muss es sein, uns in der Nationenwertung unter den sechs besten Nationen zu platzieren. Im europäischen Vergleich sollten wir zu den Top Drei gehören. Wir verstehen Olympia nicht als Druck, der die Leistung hemmt, sondern als motivierende Herausforderung. Daran arbeiten wir viel in Trainerteams mit den Athleten und Psychologen. In den zurückliegenden Jahren und insbesondere in Daegu ist es uns recht gut gelungen, dass sich eine Vielzahl von Athleten im Vergleich zur Ausgangsituation in ihren Platzierungen in der Weltbestenliste deutlich gesteigert hat. Hinzu kommen der Mannschaftsgeist, das gefestigte Team und die hohe Ausstrahlungskraft der gesamten DLV-Nationalmannschaft.

Es wird immer wieder kritisiert, dass wir zu wenige gute Sprinter/innen haben. Können Sie diese Kritik verstehen? Falls ja, wie kann man die Situation in absehbarer Zeit verändern?

Thomas Kurschilgen:
Mit Verena Sailer und Carolin Nytra kommen die Europameisterin und die Hallen-Europameisterin aus Deutschland. In den Staffelwettbewerben konnten wir uns in 2010 in Barcelona auf europäischer Ebene mit 18 Nationenpunkten hinter Russland auf Platz 2 platzieren. Hinzu kamen weitere Medaillenerfolge von Thomas Schneider bei den Hallen-Europameisterschaften in Paris. Mit Georg Fleischhauer und Cindy Roleder konnten sich zwei junge Hürdenläufer bei der WM in Daegu unter den TOP 14 platzieren. Aktuell sind mit Julian Reus, Christian Blum, Verena Sailer und Helge Schwarzer bereits vier Athleten für die Hallen-Weltmeisterschaft in Istanbul qualifiziert und weitere Athleten werden in diesen Disziplinen über die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe hinzukommen.

In den Nachwuchsbereichen gab es sehr schöne Erfolge bei den U23- und U20-Meisterschaften. Wir müssen den bisher eingeschlagenen Weg gemeinsamer Maßnahmen unter enger Einbindung von Trainingswissenschaftlern und Leistungsdiagnostikern in die Trainerteams konsequent fortführen und mittelfristig eine Konzentration von Athleten an ausgewählten leistungsstarken Bundesstützpunkten, die im täglichen Trainingsprozess miteinander trainieren, konstruktiv diskutieren.

Wie wichtig ist es für den Teamgeist der Mannschaft im Hinblick auf London, Leistungsträger wie Robert Harting oder Betty Heidler in der Mannschaft zu haben?

Thomas Kurschilgen:
Für eine Nationalmannschaft ist es immens wichtig, Leistungsträger in den eigenen Reihen zu haben, die mit ihrer professionellen Einstellung, einer zielorientierten Vorbereitung auf einen internationalen Meisterschaftshöhepunkt und Willensstärke überzeugen und glaubwürdig Verantwortung für ein Team übernehmen. Robert hat im letzten Jahr bei der Team-EM in Stockholm erstmals die Mannschaft als Kapitän geführt; er setzt sich in seiner Aufgabe bedingungslos für jeden Athleten ein, spricht Probleme und Konflikte offen an und findet innerhalb der Mannschaft und bei der Mannschaftsleitung hohes Vertrauen und Akzeptanz.

Betty Heidler mit ihrer Ausgeglichenheit, Integrationskraft, Bescheidenheit und als ein Mensch mit großer Charakterstärke besitzt eine natürliche Autorität. Sie ist somit ein uneingeschränktes Vorbild für das das DLV-Team und die Leichtathletik insgesamt. An beiden Athleten kann sich die gesamte Mannschaft anlehnen und aufrichten.

 

DLV –  Peter Schmitt

 

<a href="https://www.germanroadraces.de/24-0-27813-thomas-kurschilgen-interessante-duelle-1-.html">Thomas Kurschilgen – „Interessante Duelle" (1) – Peter Schmitt – Deutsche Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe (25./26. Februar)</a>

 

author: GRR

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