T R A I N I N G – Bildung und Training mit Spitzensport – Ansprüchen unter einem Dach – Auf das Hochleistungstraining besser vorbereiten – „E.d.S“ (Eliteschulen des Sports) – Von Lothar Pöhlitz*
Am 24.11.2010 wurde ein dosb-Interview „Optimale Verbindung von Schule und Leistungssport“ auch bei www.germanroadraces.de veröffentlicht, das mit Albrecht Hummel, Prorektor und Inhaber der Professur für Sportpädagogik und -didaktik an der TU Chemnitz zur Weiterentwicklung der "Eliteschulen des Sports" – zum Brandenburger Modell -, geführt wurde.
Nachfolgend ergänzt Lothar Pöhlitz mit einem konkreten Vorschlag zur Verbindung von Bildung und Training mit Spitzensport-Ansprüchen die Diskussion und hofft, dass zukünftig auch die jungen Läufer an den E.d.S noch besser auf das Hochleistungstraining vorbereitet werden.
Die Deutsche Sporthilfe, die Eliteschulen des Sports (E.d.S.), Disziplin-Leistungszentren und Sponsoren werden in Zukunft über die Konkurrenzfähigkeit deutscher Athleten bei den großen internationalen Höhepunkten EM, WM oder OS wesentlich entscheiden. Deshalb ist erfreulich, dass die Diskussion um die organisatorische- und inhaltliche Weiterentwicklung der Eliteschulen des Sports in Gang gekommen ist. Auf den Seiten des dosb – eliteschulen des sports – news wird nicht nur die Arbeit an Eliteschulen des Sports thematisiert, sondern auch über die Zukunft nachgedacht.
Man liest wie der Skiverband und die Schulen mit Internat in Berchtesgaden und Oberstdorf gemeinsam mit ihren jungen Ski-Talenten die Weltspitze anstreben und auch wie in Brandenburg seit 2008 / 2009 durch Systemumstellungen leistungssportliche Inhalte vollständig in die Schule und das schulische Unterrichtsgeschehen einbezogen wurden. Auch „Training“ ist dort Unterrichtsfach. Die Weiterentwicklung der Eliteschulen zu Zentren der Hochleistungsvorbereitung der Jugend mit dem Ziel der Effizienzsteigerung / Ausbeute hat begonnen.
Zeit für Training ohne die Schule zu vernachlässigen
„Duale Karriere nennt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) das Ziel der Elitesportschulen des Sports: Nachwuchstalente sollen genügend Zeit für den Sport haben, ohne die Schule zu vernachlässigen. „Eine normale Schule zu besuchen ist bei dem Trainingsumfang im Skikader nicht möglich“, sagt der Bundestrainer der Alpinen Damen-Nationalmannschaft Thomas Stauffer. Die Skifahrerinnen im Nationalkader trainieren jeden Tag vier bis fünf Stunden, auch im Sommer: Radfahren, Joggen, Hanteltraining, ein Trainingslager auf Zypern, Skitraining in Neuseeland oder Chile. Im Herbst geht’s nach Zermatt auf den Gletscher, im Winter ist beinahe jedes Wochenende ein Rennen, teilweise mit langer Anreise.
Ein atemloses Leben.
Wer nach dem Abi oder der mittleren Reife den Kader nicht schafft, bekommt keinen der begehrten Plätze beim Zoll, bei der Bundespolizei oder der Bundeswehr, die glücklicherweise Vollprofis fürs Trainieren bezahlen.
Wäre Viktoria Rebensburg an ihrer alten Schule in Kreuth am Tegernsee geblieben, wäre sie wohl keine Olympiasiegerin geworden“.
E.d.S in Brandenburg verbinden Schule und Leistungssport
Am 24.11.2010 wurde ein Interview „Optimale Verbindung von Schule und Leistungssport“ auch bei www.germanroadraces.de veröffentlicht, das die DOSB – Presse mit Albrecht Hummel, Prorektor und Inhaber der Professur für Sportpädagogik und -didaktik an der TU Chemnitz zur Weiterentwicklung der "Eliteschulen des Sports" zum Brandenburger Modell, geführt hat. Der Kerngedanke der bereits seit 2009 praktizierten Weiterentwicklung der Eliteschulen des Sports in Brandenburg bestand danach darin, für junge Leistungssportler eine optimale Verbindung von schulischer und leistungssportlicher Karriere zu finden.
Das bisherige additive Nebeneinander von Schule und Leistungssport, wurde durch eine „Systemumstellung“ weiterentwickelt und leistungssportliche Inhalte vollständig in die Schule und das schulische Unterrichtsgeschehen einbezogen. Training und Wettkämpfe wurden Teil des schulpädagogischen Gesamtprozesses. Leistungsorientiertes Training ist wie Deutsch und Mathe ein Unterrichtsfach.
Leistungssportliches Training wird als eine besondere Qualität von spezialbildendem Unterricht verstanden.
Dieses Modell wird bereits seit 2008/2009 an drei „Eliteschulen des Sports“ in Brandenburg praktiziert. Dazu braucht man spezialbildenden Unterricht und spezielle Lehrpläne die sowohl den Anforderungen des modernen Nachwuchsleistungssports Rechnung tragen als auch der pädagogischen Anforderungslogik der Schule entsprechen. Auf der Grundlage dieser speziellen Lehrpläne wird in den Ganztags – Schulen trainiert, bei entsprechendem Bedarf auch zweimal täglich. Diesen Schulen ist jeweils ein Internat angeschlossen, in denen über 60 Prozent der Schüler wohnen.
Lehrertrainer sind die Schlüssel des Konzepts
Dabei geht es auch nicht ohne schul- als auch trainingspädagogisch hochspezialisierte Sportlehrer / „Lehrertrainer“, sie sind die Schlüsselfiguren für das Gelingen des Vorhabens. Solche Lehrpläne mitzugestalten, angemessen zu rezipieren und praktisch umzusetzen, das setzte eine hoch qualifizierte, spezielle Fachlehrerschaft voraus. An diesen drei Schulen arbeiten insgesamt 66 „Lehrertrainer“. Sie verfügen einerseits über eine Lehramtsbefähigung für diese Schulform und außerdem über eine sportartspezifische Trainerlizenz.
Effizienzerhöhung: auf das Hochleistungstraining besser vorbereiten
Der Autor dieses Betrages, der bis 1998 18 Jahre als Bundestrainer Lauf beim DLV hauptamtlich tätig war, beschäftigte sich schon am 7.3.2009 in seinem Beitrag „Eliteschulen müssen auf das Hochleistungstraining vorbereiten“ (www.la-coaching-academy.de) mit der erforderlichen, inhaltlichen und organisatorischen Weiterentwicklung.
Bedingungen für eine weitere Erhöhung der Leistungsqualität an Eliteschulen
Die Qualität einer Eliteschule des Sports ist abhängig von der Stellung der sportlichen Ausbildung im Gesamtkonzept der Schule und auch daran festzumachen, in wie weit die Bedingungen der möglichen Zielerreichung entsprechen.
Eliteschulen des Sports müssen ihrem Namen gerecht werden und die Aufgaben zur Vorbereitung von Eliten, Hochbegabten auf das Hochleistungstraining erfüllen. Elite ist Herausforderung, mehr Leistungsbereitschaft, Identifikation, emotionale Begeisterung, mentale Stärke, Initiativen, Fleiß, Disziplin und der Wille überdurchschnittliche sportliche Leistungen erzielen zu wollen. Mittelmaß ist für Begabte zu wenig.
Wer eine Eliteschule wählt steigt in den Wettbewerb um die beste sportliche Leistung ein. Dabei wird es Sieger, aber auch Verlierer geben. Wer das nicht will, muss ja nicht mitmachen. Nicht Herkunft und Geldbeutel der Eltern bestimmen die Perspektive von sportlich Begabten, sondern Anlagen, Willen und Bereitschaft sie für sportliche Spitzenleistungen zu nutzen.
Voraussetzungen zur Vorbereitung junger Talente auf das Hochleistungsalter:
– Leistungsstarke Trainingsgruppen,
– Schul – Scout – System
– Talentauswahl für Leichtathletik in die 7.Klasse (Auswahlkriterien)
– Hochwertige Trainingsstätten
– Qualifizierte Sportlehrer bzw. Trainer (A- / Diplom-Sportlehrer, -Trainer)
– Eine angemessene wissenschaftliche und sportmedizinische Begleitung
– Ganztagsschule mit Sportinternat und Tagesbetreuung
(Vollverpflegung / Erzieher)
– Tägliche Doppelsportstunde
– Freistellung für Trainings- u. Wettkampfmaßnahmen
– Möglichkeit der Ausbildungsstreckung (13 Klassen)
– Firmen – Patenschaften* (Leistungssportfreundliche Unternehmer)
Training und Bildung müssen unter ein Dach
Eine Verbesserung der Arbeit an den Eliteschulen des Sports setzt voraus die Quantität und Qualität des Sportunterrichts / Trainings, die Qualität der Sportlehrer / Trainer für Leistungssport und eine zielgerichtete Talent- / Eliteauswahl (Scout-System) in den Mittelpunkt einer Entwicklungsoffensive zu stellen. Dafür sind schrittweise die organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen.
Brandenburg ist auf einem guten Weg.
Da könnte man sich auch eine Spezialisierung – wie das im Wintersport bereits erfolgt ist -auf beispielsweise Ausdauersportarten vorstellen, die ein gemeinsames Grundlagentraining im Rahmen des Sportunterrichts / Trainings am Vormittag – wie in der nachfolgenden Abbildung vorgeschlagen – ermöglichen würden. Am Nachmittag würde dann das Spezialtraining unter Federführung der jeweiligen Sportart stattfinden. Am Beispiel der Leichtathletik würde das bedeuten:
* An die Schule könnten z.B. Schüler eines oder mehrerer Disziplinbereiche (Lauf / Sprung / Sprint oder Wurf) aufgenommen werden, wenn sie im Verbund mit dem Verein / Leistungszentrum / OSP am Nachmittag auch von einem qualifizierten Trainer in ihrem Disziplinbereich trainiert werden können (verantwortlich: DLV, DLV-Landesverband, DLV-Koordinator für die Eliteschulen). Durch eine überregionale Aufnahme / Werbung könnte die Ausbildungsqualität (Partnertraining) noch deutlich verbessert werden.
* Durch eine ausgewählte Trainerkonstellation könnte zukünftig eine Fortentwicklung in Richtung Disziplinbereichs – „Schwerpunktschulen“ mit dem Ziel leistungsstarker Trainingsgruppen innerhalb der Eliteschulen, unabhängig vom Standort, sinnvoll unterstützt werden. Internate, mit Rundumbetreuung, wie das bei den Bundesliga-Fußballclubs üblich ist, sollten selbstverständlich sein.
* Zu einer Eliteschule des Sports gehören 4 – 5 Doppel-Sportstunden pro Woche. (siehe Abbildung) Inhaltlich wäre die Erfüllung des im Stundenplan vorgegebenen Sportunterrichts vergleichbarer Schulen kombiniert mit einem speziellen Sportarten-Grundlagentrainingskonzept, das auf das Hochleistungstraining vorbereitet, zu verbinden.
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* Dafür müssen die Bereiche „Sportlehrer / Trainer an den Eliteschulen“ und die Qualität der Ausbildung leistungsorientiert forciert und auf das entsprechende Voraussetzungsniveau (vielleicht durch die Trainerakademie?) gehoben werden. Eine Qualifizierung oder Auswahl der Sportlehrer auf die gegenüber Normalschulen veränderten Anforderungen dieser Spezialschulen ist eigentlich selbstverständlich und könnte auch Aufgabe der Trainerausbildungskonzepte der Sportverbände sein. Lehrer-Trainerstellen sind mit leistungssportorientierten, dynamischen Diplom-Sportlehrern oder Diplom-Trainern zu besetzen, die auch zu leistungsorientierter, spezieller außerschulischer Arbeit mit ihren Schülern im Verein fähig und bereit sind (Arbeitsvertrag).
* An einer Musikschule kommt auch niemand auf den Gedanken, dass ein Klavierlehrer Trompete unterrichten muss!
* Der gezielten Suche nach Talenten im weitläufigen Umfeld der Eliteschulen kommt eine außerordentliche Bedeutung zu. Aufnahmen sollten, natürlich in Abhängigkeit von der Erfüllung der Aufnahmekriterien und der jeweiligen materiellen Basis (Sponsoren), nicht auf das eigene Bundesland beschränkt, Aufgabe der jeweiligen Schule sein. Wettbewerb erhöht das Tempo der Leistungsentwicklung. Am Beispiel des Deutschen Fußballbundes, für die Scouts ein selbstverständlicher Teil ihrer Arbeit sind, sollte geprüft werden, ob nicht in jedem DLV-Landesverband eine solche „Sportlehrerstelle mit entsprechender Qualifikation“ vorrangig für diese Aufgabe eingerichtet werden könnte.
*Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / DLV-Bundestrainer 1980 – 1998 i. R. Langjährige Lehre an der Trainerakademie und DLV-Trainerschule