Martin Beckmann gewinnt Halbmarathon vor Dieter Baumann – Stephanie Maier bei den Frauen ungefährdet – DLV-Vizepräsident Michael Böhnke beweist Fitness - Unter der Federführung des WLV wächst ein Großer heran – WLV-Präsident Scholz: Chancen für einen Wechsel in die Innenstadt, aber kein Marathon für die Landeshauptstadt
Stuttgarter Zeitung-Lauf lockt 23.000 Läufer
Erst Fußball, dann Leichtathletik – Stuttgart setzt (auch hier) Maßstäbe. So lässt sich nach dem weltmeisterlich gefeierten dritten Platz der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im Gottlieb-Daimler-Stadion die 13. Auflage „Stuttgarter Zeitung-Lauf“ mit dem gedanklichen Einschub „auch hier“ kategorisieren. Über 23.000 LäuferInnen folgten dem Aufruf des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes als Veranstalter dieses großen Laufevents in und um das einstige Neckarstadion.
12.000 alleine wollten sich über die Halbmarathondistanz messen, es hätten sicherlich weitaus mehr sein können, doch die WLV-Verantwortlichen um Präsident Jürgen Scholz und Geschäftsführer Gerhard Müller zogen bei dieser Anmeldezahl die Reißleine. Mit zusätzlich 3600 Läufern über 7 km, 1600 Inlinern, 1100 Walkern und fast 4000 Mini-Marathonläufern ist der WLV mit total über 23 000 Anmeldungen mit dieser großen Breitensportveranstaltung zu den teilnehmerstärksten Läufen unterhalb der Marathondistanz in Deutschland aufgestiegen.
12 000 an die Peripherie verbannt – dann durch die City?
Bemühungen, die größte Breitensportveranstaltung des WLV in die Innenstadt der Landeshauptstadt zu verlegen, bestätigte WLV-Chef Jürgen Scholz. Bislang verläuft der Streckenparcours entlang der Peripherie, Von der idealen Aufstellungsstrecke in der vierspurigen Benzstraße verläuft der Lauf über Untertürkheim nach Bad Cannstadt, Neugereut, Hofen, Freiberg und Münster wieder zurück nach Mühlhausen und Bad Cannstadt, über die Mercedesstraße wird das Gottlieb-Daimler-Stadion angesteuert. „Wir werden mit der Stadt ein offenes Gespräch führen und bereits einen Streckenvorschlag unterbreiten. Ich bin dabei sehr optimistisch, dass wir die Stadtoberen überzeugen können!“
Zugleich wehrt der Verbandspräsident aber Vorstellungen über einen Marathon in Stuttgart ab: „Wir erkennen einen Trend zum Halbmarathon. Außerdem ist dies in einem attraktiven Zeitfenster möglich. Ein Marathonlauf ist angesichts der Topographie Stuttgarts auch nur schwer realisierbar!“
Beckmann zum vierten Male
Nach dem Hitze-Glutofen der vergangenen Tage gab es in der Nacht zum Sonntag im Neckartalkessel die erhoffte leichte Abkühlung, so dass Olympiasieger Dieter Baumann die so sehnsüchtig erhoffte Klimaanlage über Stuttgart nicht einmal brauchte. Der 5000 m-Olympiasieger von Barcelona war natürlich der Prominenteste im Feld der Halbmarathonläufer.
Der Schnellste allerdings war sein schwäbischer Landsmann Martin Beckmann, der nach 11 km eine schnelle Vorentscheidung herbeiführte und sich von Kilometer zu Kilometer einen komfortablen Vorsprung herausarbeiten konnte. Mit 1:06:28 Stunden gab es für den an der EM-Marathonnorm in Düsseldorf gescheiterten 29jährigen aus dem nahen Leinfelden-Echterdingen einen klaren Erfolg, den vierten nach 2002 und den dritten in direkter Folge.
Ambitionierter Hobbyläufer Baumann findet Gefallen an neuer Rolle
Dieter Baumann scheint inzwischen Gefallen an seiner Rolle des ambitionierten Hobbyläufer auf der Halbmarathon-Distanz gefunden haben. Nach seinem Sieg beim Mittelrhein-Marathon vor drei Wochen nun Rang zwei im Gottfried-Daimler-Stadion mit 1:09:09 Stunden. „Ich hatte Spaß bis 11 km“, benannte der Tübinger im Ziel, „dann hat mir allerdings Martin den Spaß verdorben.
Hinten heraus war ich einfach etwas platt“ analysierte der frühere Weltklassemann sein Auftritt in der württembergischen Landeshauptstadt.
Spaß hin und her – Beckmann sucht neue Ziele
„Ja, es hat Spaß gemacht“, kommentierte Martin Beckmann als Anspielung an Baumanns Spaßfaktor sein erfolgreich gestaltetes Rennen. „Und überraschend locker, denn mehr war eigentlich nicht eingeplant!“ Derzeit übt sich der Leinfelder in kürzeren Wettkampfdistanzen, denn Marathon wird heuer nicht mehr auf dem Programm stehen.
Schließlich gab es in Düsseldorf reichlich Frust, da er die DLV-Vorgabe für die Europameisterschaften in Göteborg um drei Minuten verpasste. „Wenn ich allerdings die nun EM-Nominierung sehe, verstehe ich nicht, weshalb ich nicht dabei bin! Vielleicht gibt es in diesem Jahr noch ein lohnendes Ziel!“ macht sich Martin Beckmann Mut für die zweite Jahreshälfte. Und meint damit die Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Debrecen/ Ungarn (8. Oktober) oder die Cross-Europameisterschaften in San Giorgio su Legnano/ Italien (10. Dezember).
DLV-Vizepräsident als Chef der Volksläufer mit guten Beispiel voran
Der Buchstabe B war unter den 9 515 Finishern über die Halbmarathondistanz der meistgenannte Buchstabe. Schließlich gab neben dem früheren Olympiasieger Baumann, der deutschen Marathonhoffnung Beckmann mit dem DLV-Vizepräsidenten Professor Michael Böhnke ein weiterer Prominenter mit diesem Buchstaben, der seine Visitenkarte in Stuttgart abgab.
Der für den allgemeinen Wettkampfsport im Präsidium zuständige Prof. Böhnke absolvierte seinen Part nicht minder beachtlich: Als 1080. im Ziel und 64. der Masterskategorie M 50 wurde er im Trikot des DLC Aachen mit 1:40:20 Stunden gestoppt.
Doppelte Freude im Hause Beckmann-Maier
Bei den Frauen kam Martin Beckmanns Freundin Stephanie Maier in 1:17:10 Stunden zu einem ungefährdeten Sieg mit fast fünf Minuten Vorsprung vor der vielfachen deutschen Meisterin in den Masters-Kategorien Katharina Kaufmann (LG Domspitzmilch Regensburg). „Ist doch klasse, wenn beide siegen!“, freute sich Martin Beckmann über den Sieg seiner Lebensgefährtin, die den Leistungssport angesichts eines Achtstunden-Arbeitstages als Geoinformatikerin derzeit hintenan stellt, sich aber durchaus vorstellen kann, im kommenden Jahr die gerade erst im Frühjahr in Hamburg erzielte Marathonbestmarke von 2:39:35 Stunden zu verbessern.
„Wir sind heute schon um Halbfünf aufgestanden. Jetzt wollen wir duschen gehen, nach Hause fahren, vielleicht einen Mittagsschlaf machen und dann in Ruhe Kaffee trinken und ein gutes Stück Kuchen essen….“ freut sich Martin Beckmann auf einen geruhsamen zweiten Teil des anstrengend-schweißtreibenden Sonntags.
Wilfried Raatz
Ergebnisse:
Stuttgarter Zeitung-Lauf (23.7.):
Halbmarathon:
Männer: 1. Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) 1:06:28, 2. Dieter Baumann (LAV ASICS Tübingen) 1:09:09, 3. Joe Jarju (GAM/ LAC Pliezhausen) 1:11:38, 4. Jens Köstle (Pforzheim) 1:11:50, 5. Stefan Stahl (Niederwangen) 1:12:07, 6. Dr. Dan Merckel (Gbr) 1:13:59.
7-km-Lauf: 1. Milan Kocourek (Tschechien) 24:17, 2. Stefan Gackstetter (TSV Hildritzhausen) 24:32, 3. Frantisek Mahovsky (Tschechien) 24:57.
Frauen: Halbmarathon: 1. Stephanie Maier (LG Leinfelden-Echterdingen) 1:17:10, 2. Katharina Kaufmann (LG Domspitzmilch Regensburg) 1:21:46, 3. Ute Philippi (Aichelberg) 1:25:39. 7-km-Lauf: 1. Anja Reinhardt (LG Weinstadt) 25:53, 2. Friedericke Feil (LAV ASICS Tübingen) 26:53, 3. Gabi Burk (LG Stohgau) 28:24.