Jürgen Scholz, der Präsident des Württembergischen Leichathletik-Verbandes (WLV) erwartet, dass der neue City-Lauf "die 15.000er-Marke streifen wird".
Stuttgarter Zeitung-Lauf: Lob für die Organisation – Der Marathon vor der Premiere – Stuttgarts Sportbürgermeisterin lobt StZ-Lauf-Organisatoren – Stefanie Keppler in der Stuttgarter Zeitung
Stuttgart – Der neue City-Halbmarathon zieht die Läufermassen an: Am Wochenende werden zum 15. StZ-Lauf bis zu 29.000 Freizeitsportler erwartet. Auch die Stuttgarter Box-Weltmeisterin Alesia Graf wagt sich auf die 21-Kilometer-Strecke durch die Innenstadt.
An den Gedanken kann sich Alesia Graf nicht gewöhnen. "Ich habe es noch nie erlebt, dass es für Sportler so viel Essen während eines Wettkampfs gibt", sagt die Box-Weltmeisterin, die sich am Sonntag zum ersten Mal auf die Halbmarathonstrecke wagt. Streckenverpflegung gibt's im Boxen schließlich nicht. Doch es ist nicht das einzige Novum, das auf die 28-jährige Stuttgarterin zukommt: Auch die Läufermassen die mit ihr gemeinsam auf den 21 Kilometern durch die Stuttgarter Innenstadt laufen, sind der Profiboxerin nicht ganz geheuer. "Ich weiß nicht genau, was da auf mich zukommt", sagt Alesia Graf und lächelt tapfer vor ihrem Laufdebüt.
Der 15. StZ-Lauf ist für alle Beteiligten eine Premiere: Das Herzstück des größten Stuttgarter Breitensportereignisses führt erstmals durch die Innenstadt und über den Schlossplatz.
Bisher haben 14.500 Läufer gemeldet, am Samstag sind noch Nachmeldungen möglich. Auch die übrigen Teilnehmerzahlen lassen den WLV-Präsidenten über das ganze Gesicht strahlen: "Wir rechnen mit insgesamt 29.000 Anmeldungen in allen Wettbewerben. Und was mich besonders freut: 7.000 Kinder haben sich für den Kids Day am Samstag angekündigt."
Für Stuttgarts Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann sind das "Zahlen, die für sich selbst sprechen". Ihr Versprechen vom vergangenen Jahr, sich für eine attraktivere Strecke mitten durch die Stadt einzusetzen, hat sie gehalten. Kein Wunder, schließlich verspricht sie sich auch einen noch höheren Werbewert für die Kommune: "Ein solcher Lauf hat eine ganz andere Atmosphäre. Damit wird der StZ-Lauf noch attraktiver und wichtiger für die Stadt." Dabei weiß die CDU-Politikerin, welch enormer Arbeitsaufwand hinter der neuen Strecke steckt: "Die Organisatoren haben eine wahre Meisterleistung vollbracht."
Das größte Verdienst gebührt dabei Gerhard Müller, dem Projektleiter und Geschäftsführer des WLV. Die enorme Arbeitsbelastung der vergangenen Wochen und Monate sind nicht spurlos an dem ehemaligen Zehnkämpfer vorbeigegangen – bei der Pressekonferenz am Dienstag musste er sich aus Krankheitsgründen entschuldigen.
Der Marketingleiter des Titelsponsors Stuttgarter Zeitung, Matthias Horst, konnte sich einen kleinen Seitenhieb mit Blick auf die teils schwierigen Verhandlungen mit den städtischen Behörden nicht verkneifen: "In den Gesprächen mit Ordnungsamt und Polizei hat er sich mehrmals blutige Nasen und blaue Augen geholt. Er hat aber gute Nehmerqualitäten bewiesen und eine tolle neue Strecke durchgesetzt." Für 2009 hat der StZ-Marketingleiter schon das nächste Ziel im Visier: "30.000 Teilnehmer – damit sind wir auch national gut aufgestellt."
Der Lauf ist auf Wachstumskurs. Die Kapazität der neuen Strecke ist mit den rund 15.000 Halbmarathonis längst nicht erreicht. "Bis zu 25000 Läufer verkraftet diese Strecke", sagt Susanne Eisenmann. Und dann überrascht die Bürgermeisterin noch mit weiteren Details: "Der Einlauf ins Stadion, der ja die Besonderheit dieses Laufes ausmacht, bleibt erhalten."
Im Klartext: die Bürgermeisterin hat im Vertrag mit dem VfB Stuttgart festschreiben lassen, dass der StZ-Lauf auch in den nächsten Jahren im Stadion enden wird – selbst wenn der Fußballclub der neue Eigentümer der künftigen Mercedes-Arena ist. In der Umbauphase von 2009 an in ein reines Fußballstadion wird der Zieleinlauf jedoch wohl zwischenzeitlich auf die Mercedesstraße ausweichen müssen.
So weit in die Zukunft schaut Alesia Graf nicht. Für die Box-Weltmeisterin steht am Sonntag erst einmal die nächste Herausforderung an. Aus ihrem Boxtraining kennt sie bisher lediglich Strecken bis 5.000 Meter. "Ich weiß zwar, wie es ist, unter Schmerzen zu laufen, doch vor den 21 Kilometern habe ich sehr großen Respekt." Hinzu kommt, dass sie als prominentes Aushängeschild des Laufes natürlich im Fokus steht. "Ich bin die Gejagte", weiß die 28-Jährige.
Einige Bekannte haben schon angekündigt, "dass sie mich unbedingt überholen wollen". Nicht provozieren lassen – so lautet deshalb die Graf'sche Devise bei ihrem Laufdebüt. Das kennt sie vom Boxen. Überhaupt glaubt sie, sei ein Halbmarathon "ein reines Taktikspiel – vergleichbar einem Kampf über zwölf Runden". Nur ans Essen während des Wettkampfs wird sich Alesia Graf wohl nicht gewöhnen.
Eine TV-Zusammenfassung des Laufes gibt es am 23. Juni im SWR von 18.15 bis 18.45 Uhr in "Sport am Montag".
Stefanie Keppler in der Stuttgarter Zeitung, dem 17.06.2008