Zum Schluss noch ein Tipp. Denken Sie immer daran, dass es sich beim 14. StZ-Lauf um eine Freizeitveranstaltung handelt. Es geht um Spaß und Freude, um Gesundheit und Fitness, aber nicht um Leben und Tod.
Stuttgarter Zeitung Lauf am 24. Jun: Zwei Wochen vor dem Rennen ist aktive Ruhe angesagt – Artikel aus der Stuttgarter Zeitung
Am 24. Juni starten wieder rund 20000 Sportler beim Halbmarathon des StZ-Laufes. Unser Experte Thomas Wessinghage geht im letzten Teil seiner Kolumne auf die aktive Erholung ein.LAUFEN MIT EUROPAMEISTER WESSINGHAGE
Selbstverständlich haben Sie sich gewissenhaft auf die Herausforderung des StZ-Laufes vorbereitet, nicht wahr? Gut so, dann beginnt jetzt die Phase der Erholung. Ja, ganz recht, zwei Wochen vor der Veranstaltung ist quasi Schluss mit dem konsequenten Training – es sei denn, Sie planen schon für 2008.
Ansonsten braucht Ihr Organismus etwa 14 Tage, um Trainingsreize in strukturelle Veränderungen umzusetzen. Und die streben Sie ja an: kräftigeres Herz und kräftigere Muskeln, größere Energiespeicher, bessere Blutzusammensetzung, mehr Wirkstoffe für die Nutzung von Sauerstoff und die Bereitstellung von Energie et cetera. Das alles braucht Zeit, und darum haben Sie jetzt Ruhe. Aktive Ruhe.
Also buchen Sie nicht unbedingt ein 24-Stunden-Dauerabo in Ihrem Schlafzimmer, nein, sehr sanfte Bewegung ist auch Ruhe. Ein bisschen Spazierengehen zum Beispiel, oder jeden zweiten Tag ganz langsam und nicht allzu weit laufen (beispielsweise mit den Freunden, die Ihnen sonst immer zu langsam sind . . .), schwimmen gehen, die Sauna nutzen, all das fasst man unter dem Begriff aktive Regeneration zusammen. Und das ist die beste Strategie für die letzten zwei Wochen vor dem Halbmarathon beim Stuttgarter-Zeitung-Lauf am 24. Juni.
Essen dürfen Sie trotz Trainingsreduktion natürlich weiterhin, und zwar im Prinzip so wie bisher. Abwechslungsreich und ausgewogen, vollwertig, kohlenhydrat- und eiweißreich. Eine spezielle Diät ist allerdings nicht erforderlich. Auch nicht bezüglich der Getränke. Alles wie immer, am besten auch in den letzten beiden Tagen direkt vor dem Start. Hier gilt vor allem die Regel, Experimente zu vermeiden. Probieren Sie nichts mehr aus, was Sie nicht kennen, wenn der Countdown läuft.
Nicht das neue Superelektrolytgetränk, das man Ihnen bei der Startnummernausgabe anbietet, keine ausgefallene Ernährungsstrategie, die Sie noch nicht kennen. Der Reiz des Neuen beinhaltet immer auch das Risiko der individuellen Unverträglichkeit. Sparen Sie sich diese Tests für die Tage nach der Veranstaltung auf.
Das gilt übrigens auch für alles, was Sie während des Laufes zu konsumieren gedenken. Wasser hat sich als Wettkampfgetränk bestens bewährt. Man kennt es, man verträgt es (ganz egal ob getrunken oder über dem Kopf ausgeleert), man geht kein Risiko ein. Das ist bei so manchem Modegetränk anders. Sollten Sie also planen, beim StZ-Lauf etwas anderes als Wasser zu sich zu nehmen, sollten Sie das vorher gründlich ausprobiert haben.
Ein wichtiger Inhalt der letzten Tage vor dem Rennen ist die mentale Vorbereitung. Es ist vollkommen richtig, wenn oft behauptet wird, dass wichtige Wettkämpfe oft im Kopf entschieden werden. Und der muss frei sein für eine gute Leistung. Frei von Ängsten, Sorgen, Vorbehalten. Stattdessen sollten Sie selbstbewusst, innerlich entspannt, gleichwohl aber voller unruhiger Vorfreude an den Start gehen. Besinnen Sie sich auf gute Wettkämpfe, die Sie schon bestritten haben.
Als Anfänger denken Sie an gute Trainingseinheiten, bei denen Sie sich top gefühlt haben. Stellen Sie sich die Situationen des Laufes vor, die Ihnen möglicherweise Kopfzerbrechen bereiten, und legen Sie sich eine geeignete Strategie zurecht. Und ganz wichtig: regeln Sie alles Organisatorische rechtzeitig vorher:
Welche Schuhe, Hose, Hemd trage ich? Wie komme ich zum Start? Welche Utensilien nehme ich mit (Sonnenbrille, Handy, Trinkflasche . . .), Startnummer befestigen, Chip anbringen, trockene Kleidung zurechtlegen et cetera.
Nichts ist schrecklicher, als in der Nacht vor dem Lauf mehrfach aufzuschrecken, weil Ihnen plötzlich alle möglichen Dinge einfallen, die Sie am nächsten Morgen auf keinen Fall vergessen dürfen.
Je besser Sie auch in dieser Hinsicht vorgesorgt haben (zur Not mit Checkliste), desto besser werden Sie sich am Wettkampfmorgen fühlen.
Zum Schluss noch ein Tipp. Denken Sie immer daran, dass es sich beim 14. StZ-Lauf um eine Freizeitveranstaltung handelt. Es geht um Spaß und Freude, um Gesundheit und Fitness, aber nicht um Leben und Tod.
Das muss man sich ab und zu ganz deutlich bewusst machen, wenn sich möglicherweise ein zu starker innerer Leistungsdruck aufbauen will. Und insbesondere auch dann, wenn es im Rennen nicht mehr so richtig laufen will – zu heiß, zu müde, zu schwere Beine.
Na und? Dann laufen Sie eben ein bisschen langsamer. Deshalb sind Sie ja kein schlechterer Mensch. Hier und bei allen derartigen Veranstaltungen gleichermaßen geht es um die Teilnahme, nicht aber um irgendwelche Leistungsziele, die nur in unseren Köpfen existieren – nirgendwo sonst.
Zeigen Sie im Zweifel Zivilcourage und laufen Sie langsamer, gehen Sie ein Stück, halten Sie gegebenenfalls an (zum Beispiel bei Ihren Freunden am Rand der Strecke) und machen Sie diesen Tag einfach für sich zu einem wunderbaren, denkwürdigen Erlebnis.
Ohne Druck, ohne Zwang, ohne Gefahr für Leib und Leben.
Die bisher erschienenen Kolumnen des Mediziners und 5000-Meter-Europameisters von 1983, Thomas Wessinghage, sind auf unserer Homepage
www.stuttgarter-zeitung.de/stz-lauf abrufbar.
Hier finden Sie auch alle Informationen rund um den StZ-Lauf am 23. und 24. Juni.
Artikel aus der Stuttgarter Zeitung –
Stadtausgabe, Dienstag,12. Juni 2007
https://www.stuttgarter-zeitung-lauf.de/home/index.php
Stuttgarter Zeitung Lauf