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18
05
2009

Dem Krankheitsbild liegen viele Faktoren zugrunde. Sie setzen sich aus Überlastung und biomechanischen Störgrößen zusammen.

Stress mit dem Schienbein – Dr. Kay-Uwe Hoffmann – „Mediales Schienbeinkantensyndrom“ – Sportklinik Hellersen informiert – SPORTMEDIZIN – Tipps aus Hellersen

By GRR 0

Es ist der Supergau des passionierten Läufers. Es begann mit hobbymäßigem Joggen und aus dem Laufen wurde Leidenschaft. Am Ende sollte ein Traum Wirklichkeit werden: Der Traum vom New York Marathon. Doch dann rückte er wieder in weite Ferne. Heftige Schmerzen an der Schienbeinkante ließen kein geregeltes Training mehr zu.

Der ambitionierte Sportler eilte verzweifelt in die Sprechstunde. Was tun?

Beim so genannten „Medialen Schienbeinkantensyndrom“ finden sich Druck- und Spannungsschmerzen an der inneren Schienbeinkante. Es handelt sich um ein Überlastungssyndrom, das am häufigsten bei Langstreckenläufern, aber auch bei Sprintern, Hochspringern, Fußballern, vor allem aber bei untrainierten Joggern vorkommt. Im Anfangsstadium, meist zu Saisonbeginn, treten die Beschwerden während oder nach Beendigung des Trainings auf.

Beim Übergang in die chronische Form sind sie bereits kurz nach Beginn des Trainings vorhanden und werden oft auch bereits bei minimalen alltäglichen Belastungen wie zum Beispiel beim Treppensteigen geschildert. Leistungssportler leiden in der Regel unter chronischen Beschwerden.

Fehlerhaftes Training

Dem Krankheitsbild liegen viele Faktoren zugrunde. Sie setzen sich aus Überlastung und biomechanischen Störgrößen zusammen. Die Hauptursachen sind Fehlstellungen der unteren Extremität, Lauftechnik, Laufschuhe, Laufterrain und fehlerhaftes Training. Die Kompensation statischer und dynamischer Schwächen im Fußbereich erfolgt dabei durch eine verstärkte und verlängerte Kippbewegung des Fußes während der Stützphase. Dabei gilt es, den Ursachen in einem ausführlichen Gespräch mit Trainer und Athlet auf den Grund zu gehen.

Die weitergehende Untersuchung muss dann zwischen drei möglichen Ursachen für das mediale Schienbeinkantensyndrom unterscheiden. Zunächst ist radiologisch eine Ermüdungsfraktur auszuschließen. Danach gilt es zu differenzieren zwischen einem Ansatzschmerz der tiefen Beugemuskulatur am Unterschenkel und einem funktionellen Kompartmentsyndrom. Bei dieser sehr häufigen Ursache liegt bei Belastung eine funktionelle Enge zwischen Muskulatur und Muskelhülle vor.

Die hier eher krampfartigen Beschwerden können eventuell durch eine spezielle Druckmessung beim Laufen auf dem Laufband objektiviert werden. Dennoch ist die Diagnose eines funktionellen Kompartmentsyndroms wesentlich schwieriger zu stellen als die des traumatischen oder postoperativen Fascienlogen-Drucksyndroms. Sie setzt eine Menge klinische Erfahrung voraus.

Diese ist aber wichtig für die richtige Therapie. Die Ansatzschmerzen der tiefen Beugemuskulatur sind eine Domäne der konservativen Therapie. Hier helfen in der Regel nach einer Laufbandanalyse eine Sportschuhberatung und spezielle Einlagenversorgung. Auch können eine Trainingsumstellung und ein spezielles Krafttraining für die Fußheber förderlich sein. Beim Kompartmentsyndrom muss bei therapieresistenten Beschwerden eine minimalinvasive operative Fascienspaltung durchgeführt werden.

Die Botschaft an den frustrierten Läufer: Nicht verzagen! Es gibt insgesamt gute Aussichten, doch noch am New York Marathon teilnehmen zu können.

Auch wenn es vielleicht erst im nächsten Jahr ist.

Dr. Kay-Uwe Hoffmann, Leitender Arzt Fußchirurgie, Sportklinik Hellersen

SPORTKLINIK HELLERSEN

Quelle: "Wir im Sport", das Magazin des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen

wir im sport

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