Blog
13
11
2008

Der anatomische Aufbau unserer Wirbelsäule stammt noch aus der Zeit, als wir auf allen Vieren liefen. D. h. einzelne Wirbelsäulenabschnitte sind für bestimmte Bewegungsrichtungen gebaut.

Sportkrankenhaus Hellersen informiert – SPORTMEDIZIN – Tipps aus Hellersen: SPORT UND RÜCKEN – Dr. Stefan Nolte

By admin 0

Was ist eine rückengerechte Sportart? Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Natürlich gibt es Sportarten, die "rückengesünder"sind als andere. Jedoch ist immer der Sportler selbst zu sehen. Ist er normalgewichtig,  groß oder eher klein, wie alt ist er und vor allem: wie ist  sein muskulärer Status, hat er die Sportart von Kindesbeinen an betrieben, etc.?

Die Wirbelsäule ist mehr noch als andere Abschnitte des Bewegungsapparates  auf eine – vor allem muskuläre – Stabilisierung angewiesen.  Der anatomische Aufbau unserer Wirbelsäule stammt noch aus der  Zeit, als wir auf allen Vieren liefen. D. h. einzelne Wirbelsäulenabschnitte sind für bestimmte Bewegungsrichtungen gebaut.

So zeigt die Gelenkstellung  der Lendenwirbelsäule, dass diese vor allem Vor- und Rückneigung ermöglicht, sie quasi für Drehungen, also Rotationen, nicht konzipiert  wurde. Die Stützkraft der Rumpfmuskulatur muss in diesem Kontext  betont werden. Wir sehen immer wieder Sportler, auch im internationalen  Spitzenbereich z.B. der Leichtathletik, die teilweise schon deutliche  Verschleißveränderungen an der Wirbelsäule haben, trotzdem dort über  wenig Probleme klagen. Dies ist ein Indiz dafür, dass eine gut bis sehr gut  trainierte Rumpfmuskulatur quasi alle Sportarten ermöglicht.

Schutz der Wirbelsäule

Weiterhin ist die Koordinationsfähigkeit ein wesentlicher Punkt. Wenn  technische Sportarten schon von Jugend an gelernt werden, die Koordination  des Bewegungsablaufes optimiert ist, ist dies auch als Schutz für die Wirbelsäule aufzufassen und es sind Sportarten "erlaubt", die bei anderen  Sportlern eher zurückhaltend betrachtet werden müssten. Aber auch das  Alter des Sportlers spielt eine wesentliche Rolle. Ganz normale Alterungsprozesse  der Wirbelsäule führen zu Elastizitätsverlust der Bandscheiben,  zu Verschleißveränderungen an den kleinen Wirbelgelenken und leider  auch zu einem Muskelkraftverlust. Ein nicht trainierender 65-jähriger hat  nur noch weniger als 50 % der Muskelkraft eines 30-Jährigen.

Der alterungsbedingte Stabilitätsverlust  der Wirbelsäule führt dazu, dass die Muskulatur  diese Haltearbeit leisten muss, den Stabilitätsverlust  also kompensieren muss. Wenn nun die Muskulatur  ihrerseits im Alterungsprozess an Kraft verliert,  haben wir hier zwei sich negativ verstärkende Entwicklungen.
Deshalb ist es wichtig, gerade im Alter  die Rumpfmuskulatur kräftigend aufzubauen. Gelingt  dieses, dann sind selbst nicht so rückengerechte  Sportarten durchaus "erlaubt".

Zusammenfassend: Sportarten, bei denen die Wirbelsäule weitgehend gerade gehalten wird, sind im Großen und Ganzen als rückengesund zu bezeichnen. Laufen, Skilanglauf, Nordic walking, auch das Schwimmen (allerdings nicht Delphin und Brustschwimmen wegen  Überstreckung der Lendenwirbelsäule). Ebenso  ist das Radfahren durchaus in der Lage, die Rückenmuskulatur zu stärken (eine stark vorgebeugte  Haltung, z.B. auf dem Rennrad, ist allerdings wegen  der Überstreckung des Nackens und möglicher Überlastung  der HWS weniger optimal).

Auch Kraftsport  unter Anleitung mit orthograd gehaltenem Rücken  ist eine rückengesunde Sportart. Dem gegenüber sind  drehende und stauchende Sportarten prinzipiell nicht  so optimal, wie oben schon angeklungen.
 

Dr. Stefan Nolte, Chefarzt Konservative -Orthopädie/Wirbelsäulenzentrum
 

SPORTKLINIK HELLERSEN

Quelle: "Wir im Sport", das Magazin des LandesSportBundes Nordrhein-Westfalen

wir im sport

author: admin

Comment
0

Leave a reply