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15
02
2014

Frank Kegler - Sport für alle - auch für Menschen mit Behinderungen Inklusion ©LSB Berlin - SPORT IN BERLIN

Sport für alle – auch für Menschen mit Behinderungen Inklusion – Frank Kegler

By GRR 0

Ausgangslage

Mit der Ratifizierung durch den Bundestag und Bundesrat im März 2009 trat das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen" (UN-Behinderten-rechtskonvention) in Kraft. 

Seitdem sind alle gesellschaftlichen Bereiche aufgefordert, die uneingeschränkte gleichberechtigte Teilhabe der Menschen mit Behinderungen am öffentlichen Leben zu ermöglichen und zu fördern.

Dies gilt  auch für den gemeinwohlorientierten Sport in Deutschland. Er steht in der Verpflichtung seine Potenziale auf den Gebieten der Bewegungs- und Gesundheitsförderung, des Miteinanders, des lebenslangen Lernens und des Abbaus von Barrieren einzubringen. Es geht darum, einen Beitrag  zur Entwicklung  einer  Gesellschaft zu leisten, in der Vielfalt und Heterogenität nicht die Ausnahme sondern Normalität sind.

Die Angebote in den Vereinen mit ihren vielfältigen Bewegungs- und Kommunikationsanlässen sind in hohem Maße geeignet  zum Abbau möglicher Vorurteile und Berührungsängste als Voraussetzung  für diesen Perspektivenwechsel beizutragen. Im Positionspapier „Inklusion leben – gemeinsam und gleichberechtigt Sport treiben" des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) heißt es, „Inklusion ist ein Gewinn für Sport und Gesellschaft." Der bisherige, eher karitative Ansatz wird damit aufgegeben.

 

Bisherige Schritte

 

Der LSB Berlin hat diese Herausforderung aufgegriffen und arbeitet  zusammen mit Verbänden und Vereinen an der Umsetzung  der Behindertenrechtskonvention. Unterstützt mit Mitteln aus dem DOSB-Innovationsfonds konnten in den vergangenen zwölf Monaten wichtige Maßnahmen durchgeführt werden:

• alle mit dem Thema „Behindertensport" befassten Verbände wurden zusammengeführt,  das in der Stadt bereits vorhandene breite Spektrum von gelungener Inklusion  in Vereinen wurde sichtbar gemacht

• in Zusammenarbeit von LSB,  Behindertensportverband und dem Verein Pfeffersport wurden 50 Übungsleiterinnen und Übungsleiter in Theorie und Praxis zum Umgang mit heterogenen Gruppen fortgebildet.  Weitere Module folgen in den nächsten Monaten

• auf Initiative des Vereins  Pfeffersport und des LSB wurde das  Netzwerk „Inklusion im Berliner Sport" gebildet. In ihm sind erfahrene und interessierte Vereine und Verbände tätig, die sich langfristig als Motor und kompetenter Ansprechpartner bei der Umsetzung der Behindertenrechtskonvention verstehen.

Die Voraussetzungen für ein Mehr an Inklusion im organisierten Sport in der Stadt sind so deutlich verbessert worden. Es soll ausdrücklich erwähnt werden, dass es nicht darum gehen kann, alle Sportangebote  zukünftig inklusiv, das heißt in gemischten Gruppen mit Menschen mit und Menschen ohne Behinderungen  zu gestalten. Es soll und wird auch weiterhin  behindertenspezifische Angebote geben. Der Zugang zu den Angeboten des Übungs-, Trainings- und Wettkampfbetriebes muss für Menschen mit Behinderung auf der Grundlage der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung erweitert und erleichtert werden.

 

Anpassung der Rahmenbedingungen

 

Um das wesentliche Ziel zu erreichen, allen Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit zu bieten,  gleichberechtigt  am Sportbetrieb in der Stadt teilzuhaben,  sind deutliche Verbesserungen und Anpassungen der  Rahmenbedingungen.

Hierzu gehören u.a.:

• der Ausbau der barrierefreien Zugänge zu  Sportanlagen und Bildungseinrichtungen

• Anpassung von Förderrichtlinien, um die spezifischen Voraussetzungen des Behindertensports sowie inklusiver Sportangebote gezielt unterstützen zu können

• Abbau der Barrieren zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen durch gemeinsame Sport- und Bewegungserfahrungen

•  Herstellung von Barrierefreiheit im Netz und in Druckerzeugnissen durch den Gebrauch einer „einfachen" Sprache, zum Beispiel bei der Formulierung von Regeln oder in der Bildungsarbeit.

Allein diese Beispiele verdeutlichen die immensen Herausforderungen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Der organisierte Sport in der Stadt kann diese Aufgaben allein nicht bewältigen. Ein inklusiver Sportbetrieb kann nur gelingen, wenn  Politik,  Wirtschaft und weitere gesellschaftliche Organisationen ebenfalls Verantwortung übernehmen.

Das jahrzehntelange Nebeneinander von Menschen mit und Menschen ohne Behinderungen hat dazu geführt, dass beide Gruppen behindert wurden. Die Einen auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die Anderen beim aufeinander Zugehen und Abbau von Barrieren.

Die Frage „ Bin ich behindert oder werde ich behindert?" muss  aus dem Denken verschwinden. Je mehr Vereine und Verbände sich einbringen, desto größer die Erfolge.

 

Frank Kegler
Stellv. LSB-Direktor und Abteilungsleiter Bildung

SPORT in BERLIN – Januar/Februar 2014 

author: GRR

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