Dr. Dr. med. Lutz Aderhold - Spezifische Aspekte für Frauen ©privat
Spezifische Aspekte für Frauen – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Im Laufe des Lebens schwankt der Hormonspiegel bei Frauen viel stärker als bei Männern. Die Einflüsse des natürlichen Menstruationszyklus können individuell sehr unterschiedlich sein, weswegen allgemeine Aussagen über die Leistungsfähigkeit von Sportlerinnen im Zyklusverlauf nicht möglich sind (Smekal et al. 2007).
Die 1. Hälfte geht meist mit einem besseren Allgemeinbefinden einher. In der 2. Hälfte nach dem Eisprung ist die Körpertemperatur leicht erhöht, das Training kann vor allem bei Hitze schwerer fallen (Janse de Jonge et al. 2012). Kommt es dann zum prämenstruellen Syndrom kann die Lauflust und die Leistungsfähigkeit sinken.
Allerdings ist auch bekannt, dass Läuferinnen seltener unter einem prämenstruellen Syndrom leiden. Insbesondere in den Ausdauersportarten scheinen die meisten Sportlerinnen ihren Leistungstiefpunkt während der Menstruation zu haben (Aderhold und Weigelt 2012).
Die langfristige Einnahme von oralen Kontrazeptiva führt zu keiner Beeinflussung der Ausdauerleistung (Joyce et al. 2013; Taipale et al. 2015).
Bei intensiv trainierenden Mädchen im Hochleistungsbereich kann das Einsetzen der Regelblutung (Menarche) um 1-2 Jahre verzögert sein. Bei intensiven körperlichen Belastungen kommt es in Abhängigkeit von der Dauer zu einer Abschwächung der normalen hormonellen Regulation.
In bestimmten Sportarten wie Langlauf, Radfahren, Turnen und Ballett kommt es gehäuft zu Zyklusstörungen. Eine große Rolle scheinen ein gestörter Energiestoffwechsel (Gewichtsabnahme) und die Summe psychischer und physischer Belastungen zu spielen. Die Regelblutung tritt seltener auf (Oligomenorrhö) oder bleibt bei der Amenorrhö ganz aus. Verfügt der Körper nicht mehr über genügend Fettreserven (mindestens 12 %), beginnt er quasi im „Überlebensmodus“ zu arbeiten.
Fortpflanzungsbereitschaft ist dann „Luxus“ für ihn. Die weiblichen subkutanen Fettdepots stellen ein bedeutendes endokrines Synthesepolster für Östrogene dar (Weineck 2010). Zyklusstörungen sind in den meisten Fällen aber wieder umkehrbar.
Probleme können dann auftreten, wenn die Menstruation über Jahre ausbleibt. Es kann dann durch den niedrigen Östrogenspiegel und den belastungsbedingten hohen Kortisolspiegel zu einer Abnahme der Knochendichte mit Osteoporose und Gefahr von Ermüdungsbrüchen kommen (Braam et al. 2003). Die Gefahr wird durch verminderte Aufnahme von Kalzium und Vitamin D verstärkt.
Kalzium ist neben Eisen der Mineralstoff mit der häufigsten Unterversorgung bei Frauen. Die miteinander verbundenen Probleme gestörtes Essverhalten, menstruelle Funktionsstörungen und Osteoporose werden auch als „Läuferinnen-Triade“ bezeichnet (Platen 2000).
Bei einem Laufumfang von etwa 30 km pro Woche treten bereits bei etwa 20% der Läuferinnen Zyklusstörungen auf, bei 90 km sind es bereits 40%. Bei Ausdauerhochleistungssportlerinnen liegt die Häufigkeit von Zyklusstörungen bei etwa 60%. Entscheidende Einflussgröße für das Auftreten dieser Zyklusstörungen ist der Körperfettanteil.
Hohe Trainingsumfänge und Schwangerschaft schließen sich nicht grundsätzlich aus, wie die Beispiele Ingrid Kristiansen, Irina Mikitenko und Paula Radcliffe zeigen. Sollten Sie viel Ausdauersport treiben, unter Zyklusstörungen leiden und eine Kinderwunsch hegen, ist es ratsam, den Trainingsumfang zu reduzieren und ein mehr fitnessorientiertes Training durchzuführen, bis wieder ein normaler Zyklus vorliegt. Reduzieren Sie Stress und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung.
Aufgrund der anatomisch-physiologischen Gegebenheiten sind Frauen für Unterkühlungen empfänglicher. Starke Anstrengungen bei nasskaltem oder auch windigem Wetter bergen die Gefahr von Entzündungen der ableitenden Harnwege und des Unterleibs.
Ein Schutz durch angemessene Kleidung und der sofortige Wechsel nach der Belastung sind von besonderer Bedeutung.
Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Literatur:
Aderhold L, Weigelt S. Laufen! … durchstarten und dabeibleiben – vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. Stuttgart: Schattauer 2012.
Braam LA, Knapen MHJ, Geusens P, Brouns F, Vermeer C. Factors affecting bone loss in female andurance athletics: a two year follow-up Study. A J Sports Med 2003; 31: 889-95.
Janse de Jonge XA, Thompson MW, Chuter VH, Silk LN, Thom JM. Exercise performance over the menstrual cycle in temperate and hot, humide conditions. Med Sci Sports Exerc 2012; 44: 2190-8.
Joyce S, Sabapathy S, Bulmer A, Minahan C. Effect of long-term oral contraceptive use on determinants of endurance performance. J Strength Cond Res 2013; 27: 1891-6.
Platten P. Störungen des Essverhaltens bei Sportlerinnen. Dtsch Z Sportmed 2000; 51: 105-6.
Smekal G, von Duvillard SP, Frigo P, Tegelhofer T, Pokan R, Hofmann P, Tschan H, Baron R, Wonisch M, Renezeder K, Bachl N. Menstrual cycle: No effect on exercise cardiorespiratory variables or blood lactate concentration. Med Sci Sports Exerc. 2007; 39: 1098-1106.
Taipale RS, Ihalainen JK, Myllyaho M, Forssell J, Jones JP, Käkkinen K, Kyrölainen H. High-intensity combined strength and endurance training in women: effect of hormonal contraceptive use. 3rd International Congress on Science and Nordic Skiing – ICSNS 2015, 5-8 June 2015, Vuokatti, Finland, 81.
Weineck J. Sportbiologie. Balingen: Spitta 2010.
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