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Weinausschank beim Médoc Marathon - Foto: Klaus Weidt
Spaß, Musik und guter Wein – das ist der Médoc-Marathon – Leider ist der „36.“ nun Corona wegen verschoben worden – Klaus Weidt berichtet
Auf den 10. September 2022, wie der Vater des Laufs, Dr. Hubert Rocher, verkünden musste.
Ohne Zweifel, dieser französische Marathon in Medoc, unweit von Bordeaux, dürfte einer der exotischsten und originellsten Läufe der Welt sein. Hier joggen alljährlich verkleidete Polizisten ebenso wie Sträflinge, Clowns, Scheichs und Märchenwesen.
90 Prozent und mehr der 8000 limitierten Teilnehmer haben sich kostümiert. Denn hier kommt es nicht auf die Endzeit, sondern nur auf die Lauf-Freude an. 20 und mehr Erfrischungsstationen bieten die Chateaus der Region an, nicht nur Wasser, sondern vor allem auch Wein, guten roten. Den bekommt man sogar in Weingläsern auf langen, mit weißen Tüchern bedeckten Tischen kredenzt.
Médoc Marathon mit Chateau – Foto: Klaus Weidt
Fast nach jedem Kilometer empfängt eine Band die vielen Tausend. Wer will, kann auch mal eine Tanzrunde drehen. Die originellsten und farbigsten Teams werden von einer Jury prämiert. Eine Laufgruppe aus dem sächsischen Hoyerswerda wird ihren Erfolg gewiss nie vergessen haben. Sie eroberte einst als „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ unter den vielen Bewerbern einen viel beachteten dritten Rang. Wenn auch Schneewittchen so ihre Mühe hatte, alle auf den 42,195 km zusammenzuhalten, auf dem roten Zielteppich legte der Kleinste noch einen Purzelbaum hin.
Schneewittchen und die sieben Zwerge aus Hoyerswerda – Foto: Klaus Weidt
Nun musste auch der 36. Medoc-Marathon abermals verschoben werden. Auf den 10. September nächsten Jahres. „Das wurde vom ganzen Team mit Traurigkeit aufgenommen“, verkündete Dr. Hubert Rocher, der Chef und Begründer der weltweit beliebten Veranstaltung. „Aber es ist auch das Vernünftigste in dieser Zeit für die Gesundheit aller. Die Einschränkungen wären zu gravierend.“
Er gehörte zu den sechs Medizinern, die einst vom New York City Marathon so begeistert waren, dass sie beschlossen, etwas ähnliches, aber unverwechselbares ins Leben zu rufen. Sie kamen auf die grandiose Idee, die weltberühmte Weinregion von Bordeaux einzubeziehen. Die Besitzer der Chateaus zeigten sich sofort begeistert und begründeten mit dem Ärzte-Sextett 1984 den Medoc-Marathon. Ein Lauf, bei dem auf allen Kilometern die Lebensfreude dominiert.
Zeitlimit 6:30 h.
Durchweg Rotwein vom Feinsten, nur bei Kilometer 38 nicht. Da werden Austern angeboten, und hierzu passt ein guter „Weißer“. Natürlich stehen aber auch viele alkoholfreie Getränke bereit und verschiedenes Obst.
Als ich einst mit Dr. Hubert Rocher sprach, galt meine erste Frage gleich dem Wein. „Es ist nachgewiesen“, so der Mediziner, „dass guter Rotwein sogar die Gesundheit fördert. In Maßen natürlich.“ Und er betonte mit Stolz, dass die Medoc-Region für die besten Weine der Welt bekannt sei. Alljährlich finden vor dem Marathon-Start medizinische Kolloquien statt. Auch Vorträge über die Wirkungsweise des Weins für das Herz, die Venen, den Kopf und gegen die Alzheimer-Krankheit. „Wir bieten aber auch Themen zu Füßen und Gelenken des Läufers an, zu Fleischverzehr und vegetarischen Alternativen. Auch zu Aspekten des Alterns. Oft treffen sich bis zu 50 Ärzte zu diesen Kolloquien.“
Der Medoc-Marathon basiert auf ein Team von 60 Läufern und Freiwilligen in einem Verein, der sich AMCM nennt. Mehr als 300 Physiotherapeuten stehen an der Strecke. „Das bedeutet einen Umfang von etwa 4000 Massagen. Zehn medizinische Hilfsstationen sind unterwegs zu finden.“
Hier joggen alljährlich verkleidete Polizisten ebenso wie Sträflinge, Clowns, Scheichs und Märchenwesen.- Foto: Klaus Weidt
Der Medoc-Vater bezeichnet seinen Marathon auch als „Schmelztiegel für viele Feldstudien“. Über 1000 verschiedenste Untersuchungen sind bisher geleistet worden. Zehn Behandlungsstationen befinden sich auf der Strecke sowie fünf Spezialzelte im Zielbereich. Am Vortag startet die inzwischen berühmte Mille-Pates-Party in einem Schloss und am Tag nach dem Event eine gemeinsame Erholungswanderung durch die Weinberge.
Rocher ist auch nach fast 40 Jahren ungebrochen begeistert von diesem einzigartigen Marathon.
Sein Spezialgebiet ist die Chirurgie, sein wichtigster Platz war ein Leben lang in der Klinik „Saint Antoine“ von Bordeaux.
Doch, so lacht er: „Mein schönster Platz aber ist und bleibt immer noch der beim Medoc-Marathon.“
Klaus Weidt
http://www.marathondumedoc.com
