Gudrun Klonz: "Unser Ziel ist es vorbeugend was zu machen. Liegt schon eine Erkrankung vor, suchen die Betroffenen in der Regel einen Arzt oder Heilpraktiker auf." ©Helmut Weise
Sind die Augen fit, hilft’s dem Körper – Frauen im Sport. Von Klaus Weise in SPORT in BERLIN
Für viele, vielleicht sogar die meisten „Normalverbraucher“ klingt es im ersten Moment wohl gewöhnungsbedürftig: Augenfitness-Training im Sportverein.
Kann man mit den Augen „Sport treiben“? Kann man sie „trainieren“? Ja!
Schließlich gibt es ja auch Augenmuskulatur. Gudrun Klonz (63) ist sofort Feuer und Flamme. Sie redet engagiert und leidenschaftlich über ihr Thema, halb Fachvortrag, halb Anfängerlektion, holt illustrierende Artikel und Grafiken aus der Tasche, zeigt eine App auf ihrem Smartphone, die die Helligkeit draußen und drinnen an verschiedenen Orten mißt, gibt Hinweise auf Infos im Internet: www.augenfitness-berlin.de.
Gemeinsam mit ihrem Mann Helmut ist die lebhaft-offene Pankowerin (Französisch-Buchholz) als freiberufliche Präventionstrainerin tätig, bietet ihre kompetenten und kreativen Dienste in Vorträgen, Seminaren, Fortbildungen und Kursen an.
Mit letzteren ist sie im Gesundheitssport beim TuS Hohenschönhausen aktiv und leistet dort seit Jahren nachhaltige Arbeit.
Unterm Link „Was bieten wir“ liest man auf der Homepage unter 15 Stichpunkten u.a.: Stressfreies Sehen und lockere Schultern am Bildschirmarbeitsplatz, Alltags-Fitness-Test (für 60- bis 94-jährige), Sturzprophylaxe von den Augen bis zu den Füßen, Entspannt in Balance kommen mit AugenFitness, Spiralmuskeltraining (Wirbelsäulengymnastik), Sehen und Gehhilfentraining, Augenlinsen-Training, Augenspaziergänge, Augenbeweglichkeit, Walking u.a.
„Für klares Sehen sind Bewegung und Entspannung notwendig. Sehen ist veränderlich und entwicklungsfähig und kann in jedem Alter trainiert werden“, sagt Gudrun Klonz und exerziert mit sichtbarer Freude ein paar kleinere Übungen durch: „So, jetzt schauen Sie mal raus ins Licht, dann wieder drinnen ins Dunklere, dann auf diese gedruckte Seite .Sie werden merken, wie sich die Augen wieder scharf stellen!“
Gudrun Klonz' Plädoyer für das Training des „Augen-Körper-Gedächtnis“, wie sie exakt formuliert, hat mit eigenen Erlebnissen zu tun. Zwölf Jahre hat sie in einer Krankenkasse am Computer gearbeitet, dabei festgestellt, wie unter Druck ihre visuelle Leistungskraft abgenommen hat. Sie hat Zeit gebraucht, die Zusammenhänge zu erkennen und Schlußfolgerungen daraus zu ziehen.
Seit sechs, sieben Jahren ist sie engagiert in Sachen AugenFitness, hat viel ausprobiert, mit Selbsthilfegruppen gearbeitet, Aus- und Fortbildungen absolviert, sich im „Verein für gesundes Sehen“ mit Ärzten, Heilpraktikern und anderen Sachkundigen ausgetauscht. Ihr Konzept basiert auf der wissenschaftlichen Studie des Instituts für Forschung e.V. – ISF München zur „Tätigkeitsbezogenen Sehschulung“.
Ihre Kurse bietet sie einmal in der Woche zum festen Termin als offenes Training an (auch zum Reinschnuppern).
Die wöchentliche eine bis anderthalb Stunde läuft als Zirkeltraining ab, das beim Kopf anfängt und den ganzen Körper erfasst. „Sie erleben keine erstarrten, augenrollenden Menschen, sondern Leute in Bewegung“, sagt Gudrun Klonz.
Ganz unterschiedliche Übungen sind es, jeweils eine Minute, dann 30 Sekunden zum Stationenwechsel und die nächste Minute mit was Neuem, zum Beispiel dem „Hampelmann“ oder Yoga. „Gucken und Bewegen“, beschreibt die Kursleiterin die Inhalte simpel, aber zutreffend. Sie will AugenFitness stärker und fester in den (organisierten) Sport einbringen.
Deshalb freut es sie, dass beim LSB darüber nachgedacht wird, AugenFitness-Training zum Thema eines Seminars zu machen. „Zwei Tage. Es müssen ein paar physiologische Grundlagen und Zusammenhänge erklärt werden.“
Klaus Weise in SPORT in BERLIN – Dezember 2017