
Sag Dir das Du es schaffst - Selbstgespräche verhelfen nicht nur Optimisten zum guten Ergebnis - Lothar Pöhlitz © M.Schneider
Sag Dir das Du es schaffst – Selbstgespräche verhelfen nicht nur Optimisten zum guten Ergebnis – Lothar Pöhlitz
Viele möchten bestimmt gerne wissen, was sich die Stabhochspringerin Isinbayeva vor jedem Sprung einredet, was sie gerade mit sich selbst bespricht. Sicher denkt sie nicht darüber nach, was sie morgen nicht essen wird oder dass sie beim nächsten Einkauf im GUM Proteine nicht vergessen darf.
Trotzdem sind Selbstgespräche kein Zauber oder machen Siege leichter, wenn man keine Form hat. Sie helfen vor allem Optimisten, dessen Glas mindestens immer halb voll ist und die in einer sehr guten sportlichen Form, konzentriert auf ihre Ziele, ruhig an der Startlinie stehen. Dafür müssen auch die Prozesse im Gehirn optimiert werden.
Für Trainer und Läufer ist ein wichtiges Kriterium für die Einschätzung der entwickelten psychologischen Qualitäten, ihre Fähigkeit in wichtigen gegenüber weniger wichtigen Wettkämpfen die besten Ergebnisse abrufen zu können und am besten zu siegen. Die Isinbyeva wollte, wie es scheint, immer am besten 5 Meter, Sieg und Rekord.
Anweisungen durch strategische Selbstmotivationen – Mögliche Renn–Entscheidungen vorbereiten
Alle, auch hochqualifizierte Mittel- und Langstreckler brauchen neben einer guten körperlichen Konstitution, starken Füßen, einer optimalen Lauftechnik und Laufökonomie, einer speziellen Schnellkraft oder ein starkes Herz für die spezielle Ausdauer:
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starke Nerven, die Fähigkeit Schmerzen und Ermüdung zu ertragen, im Training und in wichtigen Rennen
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die Bereitschaft und die Willensspannkraft viele Tage, Wochen, Monate, Jahre das oft eintönig harte Training zu absolvieren
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die richtigen Proportionen in der Muskelstruktur, der schnellen und langsamen Fasern für die von ihnen gewählte Strecke
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Niederlagen, störende Krankheiten und Verletzungsausfälle zu ertragen und trotzdem demnächst wieder Siege zu wollen. Das setzt nicht nur voraus die notwendige Zeit für ihre Regeneration zu sichern, sondern auch Leiden und Schmerzen im Training auf immer höheren Niveau zu ertragen um später Spaß in Rennen gegen die Besten zu haben.
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eine optimale Organisation ihrer Trainings- und Wettkampfleistungen, das schließt eine ausreichend lange, konzentrierte, störungsfreie Vor-bereitung auf Wettkämpfe ein
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ein psychophysisches Hoch wenn es darauf ankommt und möglichst oft das Gefühl der Befriedigung am Abend nach einer erschöpfenden Belastung
Nur ein starker Wille führt zu großen Siegen – Die mentale Stärke ist Teil langfristigen Trainingsaufbaus
Auf dem Weg zu leider nicht von allen angestrebten großen Erfolgen, die auch von ererbten Willensqualitäten abhängen, führen Menschen Selbstgespräche, nicht nur im Sport sondern auch im Beruf oder Privatem, in der Regel leise, manchmal auch hörbar.
Der Dialog mit sich selbst widerspiegelt und prägt zugleich das Handeln und die Gefühle.
Wenn man mit sich selbst redet ordnet man die Gedanken, sucht Lösungen, läßt Dampf ab oder trifft Entscheidungen. Vielleicht wird auch die Balance gesucht zwischen dem Zweifel am Erfolg und dem positiven Ausgang der bevorstehenden Handlung. Das Gehirn wird auf alle Fälle bei der Programmierung unterstützt, dem Kurzzeitgedächtnis werden, z.B. der Isinbayeva für den nächsten Sprung, Aufgaben gestellt. Dabei ist Praxiserfahrung, dass Sportler die mehr zum Pessimusmus neigen weniger erfolgreich sind als Optimisten.
Die mit den negativen Gefühlen, Zweifeln am eigenen Können überschätzen die Gegner und haben Angst vorm Versagen. Sie scheitern nicht selten nach bisher guten Ergebnissen in Wettkämpfen wenn es schließlich darauf ankommt. Die Optimisten denken positiv und können sich auf ihre bevorstehende Aufgabe besser konzentrieren, kümmern sich im Vorfeld der Rennen nicht um ihre Gegner, sind entspannter, blenden die möglichen Pannen aus, beschäftigen sich mit den entscheidenden Stellen ihres taktischen Planes – der selbstverständlich aufgeht – und denken mit einer gewissen Überzeugtheit, dass je nach Situation der lange oder kurze Spurt zum Erfolg führt. Sie wissen was sie können und sind hellwach !
Das kurze positive Selbstgespräch auf die nahe Aufgabe richten
Befehle durch Schlagworte („Jetzt" oder „Arme" oder „vorbei") vorbereiten
Auch Mittel- und Langstrecklern hilft das unmittelbar vor Wettkampfbeginn in der Konzentrationsphase geführte positive Selbstgespräch, so es entsprechend vorbereitet und motivierend ist. Die Rede mit sich selbst, eine formelhafte Vorsatzbildung, soll erlernt auf die in den nächsten Minuten zu lösenden Aufgaben gerichtet sein und natürlich positiv erfolgreich enden, so sie auch einschließen, dass es auch verdammt hart sein kann.
Wenige kurze Sätze oder einzelne Schlagworte mit den am besten nur die 2 wichtigsten für den Erfolg zu lösenden Aufgaben und ein Kurz-Rückblick auf das zuletzt gute Training und wie stark „ich" dabei war, verbunden werden.
Das schließt natürlich ein, dass man auf den normalen Wettkampfstress vorbereitet ist, auf die lärmenden Zuschauer – wie z.B. im Züricher Letzig-Grund – auf unerwartete, überraschende Angriffe von hinten, auf das mögliche "eingeschlossen sein" an der Innenkante, – oder auch auf die nicht selten aktiv-verbalen Angriffe der Gegner oder ihrer Trainer kurz vor den Rennen.
Man weiß natürlich auch wie man die Schmerzen, die gleich kommen werden, besiegen wird, sie sind ja der bekannte Teil des anspruchsvollen Hobbys. Dabei ist es natürlich nicht möglich, die eigene aktuelle Leistungsfähigkeit durch Selbstgespräche „schöner zu reden" oder Wunder zu erwarten.
Aufgabe und Druck müssen beflügeln, man muss sie beherrschen lernen, die Bereitschaft zur Leistung schrittweise verstärken.
Lothar Pöhlitz