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12
04
2024

Foto: Lothar Pöhlitz

S c h u l d – die Trainer – die Athleten – Talent, das Wollen oder das Können „Tausend Fragen“ – von Lothar Pöhlitz*

By GRR 0

Auch wenn Fußball in den Medien die Seiten füllen bin ich heute noch froh, das ich damals als es beim Sport-Studium um die Spezialisierung Fußball oder Leichtathletik ging, mich für das Sprinten – Laufen – Springen oder Werfen entschieden habe.

Am Ende wurde ich Lauf-Trainer, weil ich bei meiner ersten Anstellung auf einen Sprinter-Läufer-Verein traf. Ich war happy und hätte damals nie für möglich gehalten, das Journalisten und ehemalige Fußball-Profis wie die Ex-Star-Experten Didi Hamann und Lothar Matthäus in Funk und Fernsehen mit ihrer kritischen Negativ-Berichterstattung einen solchen Einfluß auf die Fans, Vereine und Spieler haben können.

Trainer wollen sie ja nicht werden, denn dann stünden sie auch im Schaufenster der anderen.

Das ist der Gipfel – da liest man bei FAZ nach dem 1:2 vom BVB bei Atletico Madrid nachdem der BVB früh in den ersten Minuten ein Torwart-Fehler-Tor kassierte: „Borussia Dortmund spielte eine grausame erste Hälfte im Viertelfinal-Hinspiel. Lag ein Strategiefehler des Trainers vor?

Die Medien scheinen froh zu sein alle ihre Seiten mit gleichen oder sehr ähnlichen Vorschauen, Kritiken, aktuellem oder Nachbetrachtungen, Programmstunden, Wiederholungen, Fotos und Werbung und auch mal Lob ohne großen Aufwand zu füllen. Um andere fachlich-interessante Beiträge erarbeiten und präsentieren zu müssen, fehlt es offensichtlich an Fachpersonal, wie in vielen anderen Bereichen unseres Lebens.

Sie speisen die Leute mit grausamen Fan-Talks ab und lassen sie, wenn sie das Original-Spiel sehen wollen, extra blechen. Und das neben ihren schon überhöhten Beiträgen für das „uninteressante Aktuelle“. Die Hälfte der Sender würde es auch tun.

Am deutlichsten wird es im Bundesliga-Fußball. Immer wieder beobachtet man das Niederlagen, zuerst genannt, vor allem ihrer „Lieblingsvereine“ von den Fach-Journalisten den Trainern angelastet werden. Keine Tore gemacht, keine Tore verhindert, der Trainer ist schuld, die Argumente sind vielfältig.

Warum haben sie denn eigentlich die „Niete“ für Millionen gekauft, die auch Unfähigen. Schon nach 3 x verloren wird über einen Neuen spekuliert. Spieler X – Y – Z hat die Chance nicht reingemacht, warum spielen nicht die 8 Stars auf der Bank.

Man hat das Gefühl das zu viele, fehlbeurteilt, für zu viel Geld gar nicht das erhoffte Talent haben. Kürzlich wurde berichtet das Moukoko vom BVB 6 Millionen verdient, im Jahr auf der Bank, nicht in seiner ganzen Karriere. Ich fasse es nicht. Über das sportliche Können einer Mannschaft, die sportliche Form wird kaum geredet. Dass sie die Sprints verlieren, zur Abwehr nicht hoch genug springen, oder in den letzten 30 Minuten konditionell mit ihren Gegnern nicht mehr konkurrieren können, wird in der Niederlage nur selten diskutiert. Nicht einmal, wenn man in der Nachspielzeit kaputt noch zwei Tore fängt.

Nur Xabi Alonso wertschätzt die Arbeit seiner Co-Trainer, Physiotherapeuten oder Ärzte und zeigte sie seinen Fans.

Man liest, Spieler der Bundesliga laufen in einem Spiel positionsabhängig zwischen 8 und 14 km, oft mit Tempowechsel, etwa 5% in Form von Sprints, 30% gehend, 45% joggend und 20% schnell rennend. (2021 TRACKTICS GmbH).

Sie werden nach Scorerpunkten, Fehlschüssen, Toren, Körpersprache, natürlich dem „Marktwert – ihren Preis“ beurteilt, aber dem Trainer wird unterstellt das er seine Bayern-Mannschaft nicht erreicht, alles Profis, Nationalspieler, Deutsche Meister, Champions-League-Sieger.

Hochbezahlte Millionäre ohne Pflichtbewußtsein und Charakter für Hochleistungssport-Ansprüche.

Warum laufen und kämpfen sie nicht, sind plötzlich nicht konkurrenzfähig. Führen sie wirklich ein für Spitzenleistungen angebrachtes Leben, stimmen Ernährung und Schlaf. Vielleicht liegt es auch an der fehlenden Trainingsqualität für die 90-120 Minuten-Spiele oder am mehrfachen Trainerwechseln in den letzten Jahren.

Um wieviel sie ihre individuelle sportliche Form, ihre Leistungsfähigkeit zuletzt verbes-sert oder erhalten haben, wie ihre Leistungen von der damaligen Leistungsdiagnostik stabilisiert werden konnten, ob es bergab ging, schon wieder muskuläre Beschwerden oder vielleicht sind sie sogar durch spezielles Lauftraining müde geworden.

Der Trainer ist schuld, immer wenn sie nicht siegen.

Verfügen die 3-6 Co-Trainer überhaupt über die Fähigkeiten die Grundlagen, die Fitness für die gewünschte hohe sportliche Bereitschaft über eine Saison, zweimal wöchentlich über 90 Minuten, noch dazu mit 15 Minuten Pausen, Getränken und schnell noch ein Gel, zu vermitteln. Muß der Chef-Coach gehen, gehen die Co´s zum nächsten Verein mit, Verantwortung haben sie wohl nicht.

Glück haben da die Leichtathletik-Trainer, da ist es einfacher, da geht es um schneller, stärker, weiter, höher. Gut oder nicht so gut, alles in Zahlen fachlich korrekt beurteilbar.

Haben sie keine „Begabten mit dem notwendigen Erbe“ bleiben sie Nachwuchstrainer.

Die Medien interessiert es kaum. Sie holen nach inzwischen 34 Jahren immer mal wieder die DDR-Doping-Keule heraus oder nach einer WM oder Olympischen Spielen, wenn sie nur Vierter wurden, bekommen sie von ihnen mit Häme die Blech- oder Holzmedaille. Obwohl die „Ampel-Männchen“ sich sonst nicht um den Nachwuchs- und Spitzensport kümmern, präsentiert BILD ihn mit dem „neuen rosa-Trikot-Foto“ und unterstützen ihre Werbung um sich bei den Millionen Fußball-Fans beliebt zu machen.

Sprinter- oder Läufer/innen, die das notwendige Talent für Spitzenleistungen nicht haben, als Kind nicht “bewegt“, in der Jugend nicht auf das Hochleistungstraining vorbereitet wurden, nicht Monate im Höhentraining „ackerten“, gehören schnell nicht mehr dazu und sind, im neuen Jahr noch nicht einmal mehr im Kader. Sie müssen, dass ist ihr Glück, nicht stellvertretend den Ruhm und Stolz für die erarbeiten, die sie von den Tribünen beschimpfen oder mit Tennisbällen oder Raketen beschießen.

Leichtathleten werden glücklicherweise nicht beschimpft von denen die es ja auch nicht besser könnten. Sie sind keine schlechteren Menschen als ihre Fans, und die im Schatten dürfen weiter unbeschädigt „ihren“ Sport treiben, in der Region oder sogar bei Meisterschaften der Senioren bis ins hohe Alter.

Lothar Pöhlitz

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*Lothar Pöhlitz – Dipl.- Sportlehrer für Leistungssport / Sportwissenschaftler / 18 Jahre DLV – Bundestrainer Lauf

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