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29
03
2023

IOC Präsident Thomas Bach - Bild: DOSB

Rückkehr in den Weltsport: Das IOC öffnet Russland die Tür – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

By GRR 0

Athleten aus Russland und Belarus sollen wieder zu internationalen Wettkämpfen zugelassen werden. IOC-Präsident Thomas Bach wendet sich entschieden gegen die Einmischung der Politik in den Sport.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat am Dienstag einen Schritt hin zur Zulassung von russischen und belarussischen Sportlerinnen und Sportlern zu den Olympischen Sommerspielen von Paris 2024 und den Winterspielen von Mailand und Cortina 2026 getan. Demnach soll der Ausschluss von Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus, der wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar vergangenen Jahres verfügt wurde, in allen olympischen Sportarten aufgehoben werden, um individuelle und neutrale Athleten zuzulassen.

Ausgeschlossen bleiben sollen generell Mannschaften sowie Athleten und Betreuer, die dem Militär oder anderen Sicherheitskräften von Russland und Belarus angehören. Der Ausschluss von Repräsentanten von Staat und Regierung bleibt bestehen. Athleten dürfen nur teilnehmen, wenn sie alle Bedingungen der Doping-Kontrollen erfüllen. Mit der Teilnahme der neutralen Athleten dürfen keine nationalen Symbole wie Flaggen, Wappen und Hymnen verbunden sein; dies bezieht sich auf die gesamte Sportanlage, schließt also das Publikum ein.

Bach gegen Einmischung der Politik in den Sport

Bislang waren Athleten aus Russland und Belarus wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und die Unterstützung durch Belarus dabei auf Empfehlung des IOC in den meisten Sportarten von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Boxer und Fechter haben sie als erste wieder zugelassen. Bach hatte sie dazu ermutigt, unter Hinweis darauf, dass auch diese Sportlerinnen und Sportler die Chance zur Qualifikation für Paris 2024 haben müssten. Der Weltverband der Leichtathleten, die eine Kernsportart Olympias betreiben, hält den Ausschluss von Russen und Belarussen aufrecht.

In der Pressekonferenz nach der Sitzung des Exekutivkomitees in Lausanne betonte Bach mehrmals, dass diese Entscheidung sich nicht auf die Olympischen Spiele beziehe. Dies sei weder in den Anhörungen noch in den Beratungen mit den Nationalen Olympischen Komitees, den Fachverbänden und den Athleten der Fall gewesen. Vielmehr komme das IOC der Aufforderung des Olympic Summit vom Dezember 2022 nach, einen Weg für die Rückkehr der Russen und Belarussen in den internationalen Sport aufzuzeigen, um die Bemühungen der einzelnen Verbände zu harmonisieren. Die Entscheidung zu Paris werde das IOC zu angemessener Zeit treffen. Es behalte sich das Recht vor, unabhängig auch von der Erfüllung von Qualifikationskriterien der Verbände darüber frei zu entscheiden.

Bach wies auf den Solidaritätsfonds des IOC für ukrainische Sportlerinnen und Sportler mit einem Volumen von 7,5 Millionen Dollar hin; mehr als 3000 Athleten und Betreuer würden daraus unterstützt. Das Exekutivkomitee verurteilte noch einmal den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Bach wandte sich entschieden gegen die Einmischung der Politik in den Sport.

Wenn Regierungen entschieden, wer starten dürfe oder nicht, sei dies das Ende des Weltsports. Die Mehrzahl der 70 Kriegsparteien auf der Welt, führte Bach aus, respektierten die Olympische Charta und forderten nicht den Ausschluss ihrer Kriegsgegner.

Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 28. März 2023

Michael Reinsch

Korrespondent für Sport in Berlin.

author: GRR