Quereinsteiger in 2 Jahren zum Läufer „umschulen“ ©Lothar Pöhlitz
Quereinsteiger in 2 Jahren zum Läufer „umschulen“ – Die Füße, das Zentrum und die Lauftechnik zuerst auf das Laufen vorbereiten – Lothar Pöhlitz
© Lothar Pöhlitz – In der Vergangenheit hat sich nicht selten gezeigt, dass auch Quereinsteiger aus anderen, vor allem Ausdauer-Sportarten, gute Chancen für eine erfolgreiche Leistungsentwicklung in den leichtathletischen Ausdauerdisziplinen haben, wenn nicht vordergründig ein schnellstmöglicher Anschluß an die Besten der entsprechenden Altersklasse angestrebt wird.
Praxiserfahrung ist, dass ein Zeitraum von etwa 2 Jahren zur Aufarbeitung von Schwachstellen, zur Ausprägung einer optimalen Lauftechnik und Laufökonomie, zur Umschulung zum Läufer, gebraucht wird. Deshalb ist natürlich günstiger wenn der Umstieg möglichst früh erfolgt.
Die Ausbildung in anderen Sportarten zielt in der Regel auf Fähigkeiten, die beim schnellen Laufen über eine bestimmte Zeitdauer nicht erforderlich sind. Näher beim Lauf sind Sportler aus den Spielsportarten, dem Schwimmen, dem Duathlon, dem Orientierungslauf oder Skilanglauf.
Wer Turner beim Anlauf zum Pferdsprung beobachtet ist sich sicher schnell bewusst welche Aufgaben auf ihn zukommen, um ihnen die Lauftechnik eines Läufers beizubringen und die bereits ausgebildete Oberkörpermuskulatur für das Laufen abzubauen. Da ist Geduld gefragt.
Schwerpunkte die Füße und der Mittelabschnitt
Vor allem im Bereich der speziellen Belastbarkeit (Fuß-, Fußgelenkskraft und Fußbeweglichkeit, Kniebelastbarkeit, Hüftbeweglichkeit) und der Lauftechnik (Kniehub und Unterschenkelbeweglichkeit, das Zentrum, Lockerheit) sind Geduld und akribische Aufarbeitung zu empfehlen. Das bedeutet aber nicht, dass in dieser Zeit nicht dosiert an am besten „leichten" Wettkämpfen teilgenommen werden sollte um Wettkampferfahrung zu sammeln. Es bedeutet, dass in diesen zwei Jahren eine systematische, allmähliche Heranführung an die Disziplinbesonderheiten, die Regeln, die Taktik, die Belastung der „Spezialisten" und eine Aufarbeitung der mitgebrachten Schwachpunkte erfolgen sollte.
Aufgabe Nr.1 – Lauftechnikausbildung
Schwerpunkte für „Quereinsteiger" sind:
die Entwicklung der speziellen Belastbarkeit (Füße)
und Stärkung des Zentrums (Mittelabschnitt)
die Ausbildung der Beweglichkeit und Koordination
* die Ausbildung der Lauftechnik und der Techniken in
* den eingesetzten Trainingsübungen
Aufarbeitung von Rückständen in der Schnelligkeit,
Schnellkraft, aerob-anaeroben Ausdauer, VO2max
* Vermittlung der Sieg- bzw. Rekord-Taktik
* Aufbau der psychophysischen speziellen Belastbarkeit
* die sportmedizinisch-physiotherapeutische Begleitung
Gute Erbanlagen sind für Leistungen auf Eliteniveau auch für Quereinsteiger Voraussetzung.
Die Ausprägung von Spitzenleistungen aber verlangt auch für „Begabte" ganzjährig gut strukturierte, Anpassungen auslösende Trainingsprogramme, aber auch ein optimales Verhältnis von Belastung und Erholung.
Wer öfter läuft und mehr Kilometer sammelt organisiert die Effizienz seines Fortschritts, erhöht seine Energieeffizienz und die Laufökonomie. Quereinsteigern sollten von Anfang an dem Disziplinbereich zugeordnet werden, den sie am besten können. Natürlich ist hilfreich wenn sie vor allem eine gute Ausdauerbasis mitbringen.
Unterschiede beim Belastbarkeitsaufbau zwischen Mädchen und Jungen und Früh- und Spätentwicklern beachten
Ein kritischer Altersbereich liegt im Belastbarkeitsaufbau zwischen dem 10./11. und 15./16. Lebensjahr.
Die biologischen Entwicklungen verschaffen in diesem Altersbereich den Mädchen und den Frühentwicklern bei den Jungen Vorteile. Deshalb sind Differenzierungen im trainingsmethodischen Vorgehen zu den Spätentwicklern wichtig. Frühentwickler sind nur „frühentwickelt bevorteilt" wenn nicht rechtzeitig der Vorteil durch entprechendes Training weiterentwickelt wird. Erfahrung ist auch das Mädchen schneller bereits um das 16. Lebensjahr „das Handtuch werfen" wenn „es sich nicht lohnt".
Eine besondere Aufmerksamkeit muss in diesem Altersbereich der Ausbildung der Belastbarkeit des Stütz- und Bewegungssystems, der Schnelligkeitsfähigkeiten, der Beweglichkeitsentwicklung, den Koordinationsfähigkeiten und für Läufer anteilig auch der Ausdauerentwicklung zukommen.
Dabei muss der zu beobachtende Unterschied zwischen kalendarischen und biologischen Alter, der bis zu 4 Jahren betragen kann, auch innerhalb der Jungengruppen zu unterschiedlichen Trainingsbelastungen und -inhalten (Schwachstellen"reparatur") führen.
Dafür wird die Zuordnung zu passenden „Leistungsgruppen" mit Aufstiegschancen schon früh empfohlen.
Lothar Pöhlitz