„Gratulation dem Sieger", sagte IOC-Vizepräsident und DOSB-Präsident Thomas Bach.
Pyeonchang ist Gastgeber der Winterspiele 2018 – München gratuliert dem Sieger
(DOSB-PRESSE) Der Traum, in sieben Jahren in München, Garmisch-Partenkirchen und am Königssee ein olympisches Wintermärchen zu erleben, geht nicht in Erfüllung. Am Mittwoch haben die 95 wählenden Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) auf ihrer 123. Vollversammlung in Durban das koreanische Pyeongchang zum Gastgeber der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 bestimmt.
Die drittgrößte südkoreanische Stadt, die zuvor zweimal knapp mit Bewerbungen für 2010 und 2006 gescheitert war, erhielt gleich im ersten Wahlgang um 15.35 Uhr 63 Stimmen. Für die Bewerbung München 2018 votierten 25 Mitglieder. Das französische Annecy, das als Außenseiter der Bewerbung galt, kam auf 7 Stimmen.
Das Ergebnis, das IOC-Präsident Jacques Rogge wie vom Protokoll vorgesehen erst um 17.20 Uhr im großen Saal des Kongresszentrums der südafrikanischen Stadt verkündete, wurde im deutschen Bewerberteam mit Enttäuschung, aber auch sportlicher Haltung aufgenommen.
„Gratulation dem Sieger", sagte IOC-Vizepräsident und DOSB-Präsident Thomas Bach. „Natürlich sind wir traurig, denn wir waren schließlich hierher gekommen, um zu gewinnen. Das IOC hat sich jedoch für einen anderen Kandidaten entschieden." Es sei das, was man im Sport lerne: „Dass der Sieg nicht alles, und die Niederlage nicht das Ende von allem ist", ergänzte der Fechtolympiasieger von 1976. „Wir haben immer gesagt, dass es ein enges Rennen ist, in dem wir zwei starke Konkurrenten hatten, die wir an einem guten Tag hätten schlagen können, aber – und das wussten wir von Beginn an – gegen die wir auch verlieren konnten. Wir haben immer betont, dass uns ein hartes Finale bevorsteht. Dies hat sich nun gezeigt."
Es sei offensichtlich zu jener Grundsatzentscheidung gekommen, von der München 2018 immer gesprochen habe: „Neue Märkte gegen traditionelle Wintersportorte, dazu noch ein gewisser Mitleidseffekt für Pyeongchang, den sie in der Präsentation offensichtlich verstärkt hervorgerufen haben." Ein anderer Teil des IOC habe wohl strategisch gewählt, um sich für die nächsten Vergaben der Sommer- und auch Winterspiele 2020 und 2022 bessere Chancen auszurechnen. „Das müssen wir akzeptieren."
Dennoch überwog die Enttäuschung. Insbesondere bei Katarina Witt, die sich ihrer Tränen nicht erwehren konnte. „Es ist jetzt erst einmal schwer, das zu verstehen, weil wir wirklich eine gute Präsentation abgeliefert und sehr viel geboten haben", sagte die Kuratoriumsvorsitzende der Bewerbung, die auch am letzten Tag mit im Mittelpunkt gestanden hatte. „Aber vielleicht stimmt der Faktor tatsächlich, dass man über drei Bewerbungen nicht einfach hinweggeht."
Das bestätigte indirekt auch IOC-Präsident Rogge nach der Wahl. „Es waren drei sehr gute Bewerbungen, die alle drei sehr gute Olympische Spiele garantiert hätten", sagte er. „Aber heute wurde Ausdauer belohnt."
Ob sich München für die Winterspiele 2022 abermals bewerben werde, „das muss man heute Abend nicht entscheiden", sagte Bach. „Die nächste Wahl für Winterspiele ist in vier Jahren. Wir haben Zeit, wir werden das sorgfältig analysieren und dann entscheiden. Das ist jetzt nicht der richtige Augenblick."
Man sei sicher gewesen, der Olympischen und der Paralympischen Bewegung das beste Angebot für 2018 gemacht zu haben. „Das ist sicher nicht nur die Sicht durch unsere eigene Brille, sondern die Meinung vieler Experten, wie wir am internationalen Echo nach all unseren Präsentationen gemerkt haben", sagte Bach. So habe das IOC München 2018 im Evaluierungsbericht ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt. „Dies zeigt, dass wir hervorragende Arbeit geleistet haben, auf die wir stolz sein können."
Bach dankte allen, „die sich bis zur letzten Minute in diese Bewerbung hineingekniet haben". Da seien zuerst alle Beteiligten in Sport und Politik zu nennen; die Politik in der Stadt München, der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, dem Landkreis Berchtesgadener Land, der bayerischen Staatsregierung und der Bundesregierung und der gesamte deutsche Sport mit seinen 27,5 Millionen Mitgliedern, der geschlossen hinter diesem Projekt gestanden habe. „Danke auch allen Förderern und Sponsoren dieser Bewerbung, ohne die wir nie soweit gekommen wären."
Es komme nicht drauf an, „ob man im ersten oder zweiten Wahlgang verliert, und auch die Stimmenverhältnisse spielen keine Rolle", sagte Bach. „Es gibt in diesem Wettbewerb nur die Goldmedaille."
Dabei hatte der Tag verheißungsvoll begonnen. Der Himmel über Durban zeigte sich nach einem regnerischen und kühlen Dienstag wieder in strahlendem Weißblau. Und die Präsentation, mit der München 2018 den Reigen der letzten Plädoyers der drei Bewerberstädte begann, wurde allgemein mit Anerkennung und höchstem Lob aufgenommen.
Noch einmal hatte die Delegation um Bundespräsident Christian Wulff, Katarina Witt und Thomas Bach mit Bildern voller Leidenschaft und Lebensfreude, aber auch mit klaren, eindringlichen Botschaften an die Olympische Bewegung für ihr Konzept eines Festivals der Freundschaft geworben.
Auch für den Bundespräsidenten war es eine „wundervolle Präsentation, sehr emotional und enthusiastisch". Besser könne man Deutschland mit all seinen Möglichkeiten nicht darstellen. Auch Wulff war klar, „dass wir hier das Blatt wenden müssen". Aber wie die gesamte Gruppe, zu der neben den ständigen Mitgliedern wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, IOC-Mitglied Claudia Bokel und München-2018-Geschäftsführer Bernhard Schwank auch Paralympic-Siegerin Verena Bentele, Olympiasiegerin Maria Hoefl-Riesch und Fußball-Legende Franz Beckenbauer gehörten, war er „sehr optimistisch, dass wir alles getan haben, damit das am Ende auch gelingt".
Bach setzte deutliche Eckpfeiler dafür, was an diesem Tage im Mittelpunkt stehen solle – und was nicht. „Es geht nicht darum, wie oft sich jemand beworben hat", erklärte er. „Alte Bewerbungen geben nur Antworten auf die Fragen von gestern." Es gehe um die Bewerbung für das Jahr 2018. Und damit gehe es damit um soziale Verantwortung, um Umwelt, Nachhaltigkeit, um das Gedeihen der Olympischen Bewegung, „es geht um den Sport von morgen in einer Gesellschaft von morgen." Nicht nur für die Winter-, sondern auch für die Sommersportarten.
Zugleich müsse das IOC sich heute entscheiden, ob es neue Territorien erkunden oder das Fundament Olympias stärken wolle. „Heute geht es diese besondere Erfahrung für Athleten, die wir den Olympioniken und Paralympioniken 2018 bieten wollen." Die große Mehrheit der IOC-Mitglieder ist an diesem Mittwoch in Durban in eine andere Richtung gegangen.
Quelle: DOSB