Problemzone Knie ©DATASPORT
Problemzone Knie – Autor: Dr. med. Konrad Birrer* – Datasport
Meniskusoperationen sind die häufigsten orthopädischen Eingriffe. 2002 wurden in der Schweiz 10‘000 Personen am Meniskus operiert, 2012 waren es bereits 19‘000. Eine Operation ist aber nicht immer sinnvoll.
Der Meniskus ist eine scheibenförmige knorpelähnliche Substanz im Knie, die dazu dient, Schläge im Knie beim Gehen oder Laufen abzufedern. Gleichzeitig sorgt der Meniskus für die Stabilisierung des Knies.
Wird er verletzt, kann er seine Funktion nicht mehr voll erfüllen. Damit steigt das Risiko einer Gelenkabnützung (Arthrose). Die Frage, ob am Meniskus operiert werden soll, muss deshalb gut überlegt werden. Fällt der Entscheid für eine Operation, soll möglichst wenig Meniskus entfernt werden.
Wen trifft es am häufigsten?
Akute Verletzungen durch ein Unfallereignis und Abnutzungserscheinungen müssen unterschieden werden. Bei Personen bis 40 Jahren stehen zahlenmässig die Verletzungen im Vordergrund, danach häufiger degenerative Schäden. In der Jugend besteht das Risiko für Verletzungen am Meniskus in kniebelastenden, unfallträchtigen Sportarten. Betroffen sind primär die Fussballer, vor den Handballern und den Alpin-Sportlern.
Ebenfalls nicht vergessen darf man die Langstreckenläufer, bei denen Meniskusschäden häufiger auftreten als man vermuten könnte. Grund dafür dürfte die Dauerbelastung sein, von der sich der Meniskus nicht genügend erholen kann, weshalb er "spröder" wird. Auffällig dabei: Die Männer trifft es im Verhältnis 3:1 gegenüber Frauen. Weitere Risikofaktoren sind Übergewicht, die Anatomie der Beine, Bandverletzungen im Knie und exzessive Sporttätigkeiten.
Wie kommt es zu einer Meniskusverletzung?
Der Meniskus reisst ein, wenn er dem ausgeübten Druck in Kombination mit einer Drehbewegung und gegebenenfalls einem Impuls nicht nachgeben kann. Dies hängt ab von der Stärke des Ereignisses und von der Meniskusqualität. Die Qualität des Meniskus nimmt im Alter ab. Dies ist auf den Stoffwechsel, aber auch auf die auf den Meniskus ausgeübte Belastung zurückzuführen. Schädlich sind vor allem repetitive Belastungen in kurzen Abständen. Dies erklärt auch, wieso der Laufausdauersport ein Risiko darstellt, obwohl keine Stop and Go-Bewegungen durchgeführt werden. Auch im Triathlon ist dies zu beobachten. Oft wird ein überdurchschnittlicher Trainingsaufwand betrieben und dem Knie nicht genug Erholungszeit eingeräumt. Das Beispiel einer Ausnahmeathletin wie Daniela Ryf, die letzten Sommer innert einer Woche gleich zwei Ironman-Wettbewerbe absolvierte, ist sicher nicht auf andere Sportler übertragbar und für den Allgemeinsportler definitiv nicht zu empfehlen.
Wann sollte operiert werden?
Bei einer nicht lösbaren Knieblockade sowie bei einem Kniegelenkserguss, der länger als 10 Tage anhält, ist eine Operation zwingend. Hingegen muss bei anhaltenden Schmerzen nicht in jedem Fall operiert werden. Bei akuten Verletzungen eignet sich ein bildgebendes Verfahren (MRI), um eine Entscheidung zu treffen. Doch aufgepasst: Bei einem Meniskusschaden im Alter ist das MRI nicht immer ein guter Ratgeber. Eine Studie belegte, dass mittels MRI bei 36% der untersuchten Personen zwar Meniskusveränderungen erkannt wurden, davon aber 60% ohne Symptome waren. Die sorgfältige Untersuchung durch einen erfahrenen Arzt kann hier Aufschluss geben.
Wie vorbeugen?
Den Meniskus als solchen zu stärken ist nicht möglich. Es ist aber sinnvoll, seine Qualität zu erhalten, indem man:
- Unfällen vorbeugt und keine zu grossen Risiken eingeht
- Übergewicht und dadurch eine erhöhte Belastung auf das Knie vermeidet
- die Beinmuskulatur stärkt und damit die Stabilisation im Knie erhöht
- die Kontrolle des Knies durch Koordinationsübungen verbessert
- zwar aktiv ist, aber die Belastung dosiert. Wichtig ist vor allem, dass man dem Knie nach entsprechender Belastung genügend Zeit zur Erholung gibt. Man weiss zum Beispiel, dass der Knorpel nach einem Marathon 2-3 Monate Erholungszeit braucht.
- Dies dürfte auch für den Meniskus zutreffen.
*Dr. med. Konrad Birrer
Dr. med. Konrad Birrer, Chirurgie FMH und Leitender Arzt Sportmedizin SGSM, Medbase Luzern und Orthopädie Kantonsspital Nidwalden
Quelle: Datasport