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07
02
2022

Symbolfoto - Eisschnelllauf - Chad Hedrick - 2010 Vancouver Winter Olympic Games Vancouver, Canada Febuary 12-28, 2010 Photo: Giancarlo Colombo@Photo Run Victah1111@aol.com www.photorun.NET

PEKING 2022 – Warum eine Tulpenzüchterin die meisten Medaillen sammeln will – Von KLAUS BLUME

By GRR 0

Diese Geschichte ist so holländisch, holländischer geht es gar nicht. Gold für die niederländische Tulpenzüchterin Irene Schouten, 29, aus dem heimeligen Wervershoof, direkt am stürmischen Isselmeer gelegen.

Gold im Eisschnelllauf über 3000 Meter. Und die niederländischen Zeitungen überschlagen sich vor Begeisterung! „Doch mit nur einer Goldmedaillen wird sie sich nicht zufrieden geben“, sagte Irenes ältere Schwester Catherine im niederländischen Fernsehen.

Warum auch? Schließlich plant Irene Schouten am 10. Februar noch den Gewinn über 5000 Meter, am 15. Februar in der Mannschaftsverfolgung und am 19. Februar im Massenstart. „Unter dem wird sie es nicht machen“, sagt ihr Coach Jillert Anema. Klappt das alles, könnte sie zur erfolgreichsten Medaillensammlerin dieser Olympischen Spiele aufsteigen.

Im letzten Jahr hat das niederländische Fernsehen einen viel beachteten Dokumentarfilm über die Tulpen züchtende Familie Schouten in Wervershoof ausgestrahlt. Zwei Jahre lang hatte man mit aller Sorgfalt daran gearbeitet. Der Film zeigte auch, wie sich die jetzige Olympiasiegerin und ihr Bruder Simon um die Pflege ihrer Mutter Jolanda kümmerten, als diese unter fortwährenden Blutungen litt.

Drei Tage danach haben dann Johanna und Simon Schouten nur noch auf Schlittschuhen gestanden. „Klingt verrückt“, erinnert sich Simon, „aber wir wollten nach alledem nur ein paar Stunden lang den Kopf frei kriegen.“

Viermal Gold will Irene Schouten nun in Peking holen, „und wenn ich auftrete, soll jedesmal das Eis brennen“, kündigt sie kämpferisch an. Doch de bekennende Eis-Marathonläuferin ist dennoch kein Voll-Profi. Sie ist vor allem voll eingebunden ins familiäre Tulpen-Geschäft, das mittlerweile 60 Mitarbeiter beschäftigt. Das, wenngleich Irene Schouten sowohl als Marathon-Spezialistin wie auf den olympischen Distanzen zur absoluten Weltspitze gehört. Bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren in Südkorea gewann sie bereits Bronze im Massenstart; wurde auch zweimal Weltmeisterin in diesem Event.

Doch der Tulpen-Betrieb gehe vor. Ihre Brüder Simon und Klaas haben im letzten Jahr das Geschäft von ihrem Vater übernommen; das bedeutet, viel Arbeit an überlangen Tagen. Da kann sich auch die eislaufende Schwester nicht raushalten.

Wenn es notwendig wird, muss sie also zur Verfügung stehen. Wie ihr Bruder Simon, der sechsmal holländischer Eisschnelllauf-Meister war, zudem auch Europameister 2018 in der Mannschaftsverfolgung.

Doch 2019 war Schluss mit der Eis-Karriere, da ging die Arbeit im Tulpen-Geschäft vor. Kann das auch Irene Schouten widerfahren? „Jederzeit“, sagt ihr Bruder. Selbst, wenn sie jetzt in Peking vier Goldmedaillen gewinnen sollte.

Übrigens: Die Berlinerin Claudia Pechstein, als Voll-Profi Träger der deutschen Fahne beim Einmarsch der Mannschaften, wurde über 3000 Meter Zwanzigste.

Mit – umgerechnet – 250 Meter Rückstand auf die Tulpenzüchterin Irene Schouten.

Klaus Blume
Uhlenhorster Weg 2
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