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PEKING 2022 – Esther Ledecka, Olympiasiegerin zwischen den Welten – Von KLAUS BLUME
Sie würde ja viel lieber längere Strecken laufen als jetzt und obendrein noch stundenlang Schach spielen – doch der Tag habe nun mal nur 25 (?) Stunden, lamentiert Esther Ledecka.
Und diese knappe Zeit müsse sie sich, als jeweils Weltbeste in zwei völlig verschiedenen Sportarten, nun einmal sorgfältig einteilen. Zumal ihre Heimatstadt, das goldene Prag, auch noch fernab des alpinen Ski-Zirkus‘ und erst recht weit weg vom bunten Völkchen der eher jugendlichen Snowboard-Artisten liege.
Zur Erklärung: Vor vier Jahren wurde Esther Ledecka in Südkorea bereits Olympiasiegerin auf einem Skibrett – nämlich als Snowboarderin – zugleich aber auch auf zwei Brettern, nämlich als Skirennläuferin in der Speed-Disziplin Super-G. In Peking verteidigte sie jetzt ihren Snowboard-Olympiasieg – am heutigen Freitag will sie zusätzliches Gold im Super-G und am Dienstag obendrein in der Abfahrt gewinnen, also der alpinen Königsdisziplin.
26 Jahre alt sie jetzt – und so etwas wie Esther Ledecka gab‘s im internationalen Hochleistungssport noch nie. Sie erzählt: „Im Sommer spiele ich gern Beach-Volleyball, gehe viel Laufen und Windsurfen. Ansonsten würde ich mich ja langweilen.“
Und im Winter? „Fast in Ehrfurcht erstarren ihre Gegnerinnen, riskieren gegen sie alles – und schaffen es eine nach der anderen nicht, Ledecka abzufangen“, beobachtete ziemlich fassungslos das Schweizer Boulevardblatt „Blick“. Einer, der dafür besonders sorgt, ist der Südtiroler Franz Gamper, ein Fuchs unter den alpinen Trainern. Er hat einst schon die zweimalige deutsche Weltmeisterin Martina Ertl und die norwegische Ski-Legende Aksel Svindal mit großen Erfolg betreut.
Wer aber Esther Ledeckas wirkliche Erfolgswurzeln ergründen will, muss wohl ganz tief in deren Familien-Geschichte eindringen. Denn da ist sie wohl wirklich erblich vorbelastet. Jan Klapac, ihr Großvater mütterlicherseits, gewann als Eishockeyspieler mit dem tschechoslowakischen Nationalteam 1972 die Weltmeisterschaft und obendrein zwei olympische Medaillen. Ihre Mutter Zuzana war als Eiskunstläuferin erfolgreich; ihr Vater Janek Ledecky wird daheim als Popmusiker gefeiert; ihren Bruder Jonas Ledecky , einst ebenfalls ein erfolgreicher Snowboarder, umjubeln sie in Tschechien als Designer und Comic-Zeichner.
Er entwirft übrigens auch die Ski-Anzüge für seine Schwester – so auch für den Super-G am heutigen Freitag, und zwar in den Farben einer Super-Heldin. Fragt sich nur, ob der Internationale Ski-Verband (FIS) das Familien-Design der Ledeckys auch in Peking zulässt.
Klaus Blume
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