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15
08
2008

Das Trauerspiel der Schwimmer, das auf grobe handwerkliche Fehler im Trainingsaufbau hindeutet, hat schon jetzt eine ganze Verbandsabteilung in einen Zustand von Selbstauflösung versetzt.

Olympische Spiele – Die ersten Indizien – Die Spiele in Peking sind trotz der ersten Goldmedaillen ein Zeichen, dass der deutsche Sport angesichts der steigenden Leistungsdichte an sich arbeiten muss. Ein Kommentar von Thomas Hahn in der Süddeutschen Zeitung

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Gerade noch schwang der Holzhammer des Verrisses über dem deutschen Sport, da entsteigt den Fluten von Shunyi ein junger Mann und wehrt den Angriff ab. Da hat der deutsche Sport aber nochmal Glück gehabt, dass der 21-jährige Alexander Grimm aus Augsburg, in seinem Sportleralltag als Slalomkanute ein gern übersehener Höchstleister, sein Talent zur rechten Zeit in Gold umgemünzt hat und die deutsche Olympia-Mannschaft nach einer ganzen Serie heftiger Niederlagen aus den Niederungen des Medaillenspiegels mit einem kräftigen Ruck immerhin ins Mittelfeld gezerrt hat.

Oder ist das nicht einfach die Natur des Ereignisses Olympia? Dass sich von Wettbewerb zu Wettbewerb alles ändern kann und Grundsatzkritik erst erlaubt ist, wenn auch die letzte Medaille vergeben ist?

Ein beherztes Jein. Olympische Spiele sind zu komplex für schnelle Urteile, ihr Programm zieht sich über 16 Tage hin und hält gerade für die deutsche Mannschaft erst im späteren Verlauf die besseren Chancen bereit. Zudem ist nicht alles, was nach Niederlage aussieht, auch wirklich eine Niederlage. Wer könnte dem jungen Säbelfechter Nicolas Limbach vorwerfen, dass er nach beherzter Leistung seinen Viertelfinalkampf mit dem letzten Hieb zum 14:15 verlor? Und ein vierter Rang der Turnmannschaft bedeutet nicht, eine Medaille verloren zu haben, sondern einen Fortschritt zu verzeichnen nach Platz acht bei den Spielen 2004 in Athen.

Allerdings haben auch die frühen Zeichen ihren Wert. Dass diese deutsche Mannschaft die Olympia-Begeisterung daheim befördert hätte, kann man bisher jedenfalls nicht sagen. Das Publikum wundert sich, dass nicht mehr funktioniert, was früher eine sichere Erfolgswette war. War der Deutschland-Achter nicht mal der Stolz der nationalen Ruderei? Jetzt hat er es nicht mal bis ins Finale geschafft, da fällt selbst der Fußballnation auf, dass etwas nicht stimmt.

Das Trauerspiel der Schwimmer, das auf grobe handwerkliche Fehler im Trainingsaufbau hindeutet, hat schon jetzt eine ganze Verbandsabteilung in einen Zustand von Selbstauflösung versetzt. Auch die Boxer stellen alles in Frage nach einer Klatsche mit vier Erstrunden-Ausscheidern von vier Startern. Bei den Schützen steht Ähnliches bevor, wenn die verbliebenen Medaillenhoffnungen nicht stechen – was den Druck erhöht und deren Aufgabe nicht einfacher macht.

Olympia soll kein Fest für Medaillenzähler sein, und wer einen dopingfreien Sport will, muss akzeptieren, dass die Natur auch Niederlagen hervorbringt. Aber ein paar gesellschaftliche Wahrheiten stecken eben doch im Abschneiden einer Olympiamannschaft. Der globalisierte Sport mit einer steigenden Leistungsdichte stellt Verbände, Trainer und Athleten vor Herausforderungen, die intelligente Konzepte erfordern.

Diese ersten Tage der Pekinger Spiele sind ein Indiz dafür, dass der deutsche Sport in dieser Sache an sich arbeiten muss.

Ein Kommentar von Thomas Hahn in der Süddeutschen Zeitung, Mittwoch, dem 13 . August 2008 

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