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Olympische Spiele – Berliner Senat will Olympia im modernisierten Stadion von 1936 – Michael Reinsch, Berlin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Mit neuer Bescheidenheit, Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung will Berlin zum Einzug von Vernunft und Augenmaß bei Olympischen Spielen beitragen. Der Senat der Stadt will an diesem Dienstag beschließen, sich um die Sommerspiele 2024 und 2028 zu bewerben.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und der für Sport zuständige Innensenator Frank Henkel (CDU) erwarten die Unterstützung des Bundes und hoffen, dass die Reformbemühungen von Thomas Bach, dem neuen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Pläne wie die Nutzung des modernisierten Olympiastadions von 1936 favorisieren.
Kosten für die Winterspiele in der Region Sotschi 2014 von rund fünfzig Milliarden Dollar haben für öffentliche Kritik gesorgt; auch weil sie sogar die Kosten der Sommerspiele von Peking 2008 – mehr als vierzig Milliarden Dollar – übertrafen.
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Der Landessportbund Berlin wirbt für eine Zustimmung mit dem Hinweis, Olympia sorge für Stadtentwicklung und schaffe Wohnungen; die Infrastruktur sei in Berlin weitgehend vorhanden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat ein Konzept vorgelegt, wonach Berlin ohne große Neubauten auskommt; temporäre Sportstätten könnten demnach auf den Freiflächen der Flughäfen Tempelhof und Tegel entstehen; die gut 30.000 Athleten und Journalisten sollten in einstigen Kasernen oder Flughafengebäuden übernachten.
Die Ideen bergen den Hinweis auf einen Schwachpunkt der Bewerbung: Für das Großprojekt Flughafen im Süden der Stadt sind trotz mehr als zwanzig Jahren Planung und Baus weder Eröffnungstermin noch Kosten absehbar.
Die Olympiabewerbung droht zudem terminlich mit der absehbaren Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes um die Europameisterschaft 2024 zu kollidieren. Der DOSB will im Dezember entscheiden, ob er mit Berlin oder Hamburg ins Rennen geht. Das IOC vergibt die Spiele 2024 in drei Jahren.
Die Bewerbung von München um Olympische Winterspiele scheiterte am Votum der Bürger in den betroffenen Regionen Bayerns. Eine solche Bürgerbefragung kann in Berlin nicht vom Senat, wohl aber von einer Bürgerinitiative auf den Weg gebracht werden, würde die Stadtregierung aber nicht binden, sofern sie sich dem Votum nicht freiwillig unterwirft. Um die Sommerspiele 2012 bewarb sich Deutschland vergeblich mit Leipzig; Berlin hatte auf eine Bewerbung verzichtet.
Die Bewerbung Berlins um die Spiele 2000 war von heftigen Protesten in der Stadt begleitet und scheiterte 1993; die Stadt bekam die Stimmen von nur neun IOC-Mitgliedern.
Michael Reinsch, Berlin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 24. Juni 2014