Thomas Bach, Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, macht Berlin Hoffnungen für die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 ©LSB - NRW - Andrea Bowinkelmann
Olympiabewerbung DOSB macht Berlin Hoffnung für Olympia 2024 – Friedhard Teuffel im Tagesspiegel
Klaus Wowereit und Thomas Bach sind sich am Samstag ziemlich nahe gekommen. Nur zehn Meter trennten die beiden, Wowereit stand auf der Bühne am Rednerpult, Bach saß am Präsidiumstisch. Das reichte für eine gute Verständigung. „Berlin ist bereit für Olympische Spiele“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister. Als Antwort bekam er vom Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB): „Wenn sich Deutschland um Sommerspiele bewirbt, sind Sie einer der ersten, mit dem wir reden.“
Noch im Sommer war die Kommunikation zwischen beiden völlig anders verlaufen. Wowereit hatte eigentlich das Gleiche gesagt, dass Berlin bereit sei, aber er sagte es in einem Interview mit dem Tagesspiegel und nicht Bach persönlich, woraufhin der Sportfunktionär, ebenfalls vor Journalisten, zurückblaffte: „Ein flapsiges Interview ist noch keine seriöse Bewerbung.
“Jetzt besteht sogar eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass beide noch mehr persönlich besprechen. Denn der DOSB beschloss am Samstag auf seiner Mitgliederversammlung in Berlin nahezu einstimmig, sich „zum jetzigen Zeitpunkt“ nicht mit München für die Winterspiele 2022 bewerben zu wollen. Es bestünden große Unsicherheiten, was die internationalen Chancen, die innere Einigkeit, die Unterstützung der Bevölkerung und die Finanzen betrifft, erklärte Bach.
Dieser Beschluss sei zustande gekommen, weil München und Bayern Planungssicherheit haben wollten. Auch für den Sport sei die Entscheidung gut, „wir können nicht die ganze Zeit mit einer mentalen Reservation durch die Lande laufen“, formulierte Bach.
Für die Qualität der Münchner Bewerbung um die Winterspiele ließ er sich in Berlin mit seiner Mannschaft ein letztes Mal feiern. Das Lob gab er gleich an den Bundespräsidenten weiter. Der DOSB verlieh Christian Wulff seine höchste Auszeichnung, die Ehrenmedaille. Bach gab sie ihm auch als Tapferkeitsmedaille fürs ehrenhafte Verlieren, denn Wulff habe sich bei der Abstimmungsniederlage Münchens im Sommer in Durban gegen den südkoreanischen Mitbewerber Pyeongchang nicht zurückgezogen, sondern die Niederlage öffentlich mitgetragen.
Auch der Bundespräsident ermutigte die Sportfunktionäre, sich wieder für Olympische Spiele zu bewerben, sei es im Winter oder Sommer. Weil sich der DOSB nun – im Grunde ohne öffentlichen Druck – von einer Kandidatur Münchens für 2022 verabschiedet hat, ist auf einmal Berlin für 2024 im Rennen. Eine entscheidende Hürde ist dabei, in welche Stadt das Internationale Olympische Komitee die Sommerspiele 2020 in zwei Jahren vergibt.
Findet Olympia 2020 außerhalb von Europa statt, wird der deutsche Sport sich ernsthaft mit Berlin als Bewerber beschäftigen müssen. „Ich habe die Botschaft von Herrn Wowereit mit Freude zur Kenntnis genommen“, sagte Bach und klang dabei sehr fröhlich.
Friedhard Teuffel im Tagesspiegel, Sonntag, dem 4. Dezember 2011