Athing Mu gewinnt vor Keely Hodgkinson das 800-m-Finale. Raevyn Rodgers (links) fängt Jemma Reekie (rechts) im Kampf um Platz drei noch ab. - Foto: Victah Sailer
Olympia Tokio 2020 aktuell: Youngster gewinnen Gold und Silber über 800 m
Die erst 19-jährige US-Amerikanerin Athing Mu ist die Olympiasiegerin über 800 m. Bei den Spielen in Tokio setzte sich die Newcomerin unmittelbar nach dem Start an die Spitze und lief im Alleingang zur Goldmedaille.
Nach einer 400-m-Zwischenzeit von 57,9 Sekunden zog Athing Mu das Tempo anfangs der zweiten Runde noch etwas an, war nicht mehr einzuholen und gewann eindrucksvoll mit einer absoluten Weltklassezeit von 1:55,21 Minuten. Dies ist ein US-Rekord, und in der Liste der schnellsten 800-m-Läuferinnen aller Zeiten schob sich Athing Mu auf Rang elf nach vorne.
Aufgrund ihrer enormen Entwicklung in dieser Saison kam der Triumph von Athing Mu nicht unerwartet. „Ich laufe oft von der Spitze weg, ich renne einfach so schnell ich kann“, sagte Athing Mu.
Die einzige, die auf der Zielgeraden den Abstand zu Athing Mu noch deutlich verkürzen konnte, war eine andere 19-Jährige, der ebenfalls erst in diesem Jahr der Durchbruch gelungen war: Die Britin Keely Hodgkinson zeigte ein famoses Rennen und gewann in 1:55,88 Minuten Silber. Damit brach sie den britischen Rekord der Olympiasiegerin Kelly Holmes (1:56,21), die 2004 in Athen Gold gewonnen hatte, und pulverisierte den 43 Jahre alten Junioren-Europarekord von Hildegard Ullrich-Körner. Sie war 1978 im Trikot der DDR 1:57,45 Minuten gelaufen.
„Es war ein offenes Rennen, ich habe alles gegeben. Kelly Holmes ist eine Legende. Ihren Rekord gebrochen zu haben, ist unglaublich, mir fehlen die Worte“, sagte Keely Hodgkinson, die im März überraschend bereits den Hallen-EM-Titel über 800 m gewonnen hatte. „Zwei 19-Jährige bei Olympia vorne – das könnte in den nächsten Jahren noch große Duelle geben“, sagte Keely Hodgkinson.
Im Kampf um die Bronzemedaille fing die US-Amerikanerin Raevyn Rodgers auf den letzten Metern noch die Britin Jemma Reekie ab. Beide liefen mit 1:56,81 beziehungsweise 1:56,90 persönliche Rekorde. Sechs der acht Läuferinnen erzielten in diesem Finale persönliche Bestzeiten.
Robert Farken ein Lichtblick in den Vorläufen
Den ersten der beiden 5.000-m-Vorläufe gewann der Kenianer Nicholas Kimeli in 13:38,87 Minuten. Schneller war der zweite Lauf, den der Spanier Mohamed Katir mit 13:30,10 für sich entschied. Weltrekordler Joshua Cheptegei (Uganda) und sein Landsmann Jacob Kiplimo, die über 10.000 m Silber und Bronze gewonnen haben, qualifizierten sich ohne Probleme auf den Rängen vier (13:30,40) und fünf (13:30,61) in diesem Rennen für das Finale.
Chancenlos war im zweiten Vorlauf der einzige deutsche Starter über 5.000 m: Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) kam lediglich auf Rang 16 in 13:50,46 Minuten. Anfangs lief er am Ende des Feldes, dann ging er kurz vor der 3.000-m-Marke plötzlich sogar an die Spitze, doch zwei Runden später war Mohumed wieder Vorletzter. Offenbar verausgabte er sich mit diesem taktischen Fehler und vergab damit eine mögliche bessere Platzierung. „Das war meine olympische Premiere, ich bin mega stolz darauf und habe viel gelernt. Ich weiß jetzt einfach, dass ich noch viel mehr an mir arbeiten muss, professioneller werden muss, mehr trainieren muss. Das hat mir Motivation gegeben für die nächsten Jahre“, sagte Mohamed Mohumed.
In den 1.500-m-Vorläufen lief der Belgier Ismael Debjani im ersten der drei Rennen mit 3:36,00 Minuten die insgesamt schnellste Zeit. Er war damit ganz knapp vor dem Weltmeister Timothy Cheruiyot (3:36,01) im Ziel. Der Kenianer gehört zu den großen Favoriten. In diesem relativ schnellen Vorlauf kam Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt) nicht über Rang elf hinaus. Und 3:38,36 Minuten reichten am Ende nicht, um über die Zeitregel noch das Halbfinale zu erreichen. Hier wäre eine Zeit von 3:37,26 nötig gewesen.
„Ich bin sehr enttäuscht, ich wollte mehr. Ich habe mich einfach ganz schlapp gefühlt. Ich weiß nicht, ob es die Hitze oder die Luftfeuchtigkeit war, aber das war für alle gleich. Ich bin einfach nie in das Rennen reingekommen“, sagte Amos Bartelsmeyer.
Robert Farken läuft über 1500 m Meisterschaftsrekord – Foto: Benjamin Heller / DLV
Sehr gut schlug sich bei seinem Olympia-Debüt der deutsche Newcomer über 1.500 m: Robert Farken (SC DHfK Leipzig) setzte sich in seinem Vorlauf mutig an die dritte Postion und hielt diese bis eingangs der Zielgeraden. Der 23-Jährige, der sich in den vergangenen Jahren auf die 800 m konzentriert hatte, verlor auf den letzten 100 Metern lediglich zwei Plätze und qualifizierte sich als Fünfter mit 3:36,61 Minuten direkt für das Halbfinale.
Einen Rang vor ihm lief Norwegens Mitfavorit Jakob Ingebrigtsen locker in 3:36,49 ins Ziel. Vielleicht kann Robert Farken auch im Halbfinale am Donnerstag eine gute Rolle spielen.
„Es war nicht einfach, hier 3:36 zu laufen. Jetzt ist man darauf eingestellt, dass das Halbfinale noch mal extrem hart wird. Ich werde alles versuchen, vielleicht reicht es noch mal, vielleicht auch nicht. Ich bin Halbfinalist bei den Olympischen Spielen, das ist nach den letzten Jahren eine große Leistung für mich“, sagte Robert Farken.