Selemon Barega wurde in Tokio 10.000-m-Olympiasieger und tritt damit in die Fußstapfen von Haile Gebrselassie und Kenenisa Bekele. Foto: www.photorun.net 2019 World Outdoor Championships Doha, Qatar Sept27-Oct 06, 2019 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com www.photorun.NET #victahsailer
Olympia Tokio 2020 aktuell: Selemon Barega triumphiert über 10.000 Meter
Selemon Barega hat bei den Olympischen Spielen in Tokio die erste Goldmedaille in einem Leichtathletik-Wettbewerb gewonnen.
Während der erst 21-jährige Äthiopier nach einem taktischen Rennen im 10.000-m-Finale in 27:43,22 Minuten triumphierte, wählten die beiden Topfavoriten aus Uganda, Weltrekordler Joshua Cheptegei und Jacob Kiplimo, die falsche Taktik und verspielten so den möglichen Olympiasieg. Sie mussten sich mit Silber und Bronze zufrieden geben.
Deutsche Läufer waren in diesem Finale nicht am Start, da keiner die anspruchsvolle internationale Norm von 27:28,00 Minuten unterbieten konnte.
Es war ein ungewöhnliches Rennen in der Hitze von Tokio, das gekennzeichnet war von einer nicht funktionierenden Taktik der drei Läufer aus Uganda. Unmittelbar nach dem Start setzte sich Stephen Kissa an die Spitze des Feldes und lief schnell einen Vorsprung von gut 50 Metern heraus. Was zunächst nach einem Alleingang aussah, entpuppte sich offenbar als eine gescheiterte Tempoarbeit für die beiden favorisierten Landsleute, Joshua Cheptegei und Jacob Kiplimo. Denn ohne Anzeichen von einer Verletzung oder Ermüdung stoppte Stephen Kissa in Führung liegend nach rund 6.000 Metern ab und ging kurz danach aus dem Rennen.
Die bekannt sprintstarken Äthiopier und die Kenianer mit einem schnelleren Tempo müde zu machen, diese Taktik hätte für die Läufer aus Uganda funktionieren können. Doch da weder Cheptegei noch Kiplimo sich an Kissas Fersen geheftet hatten und auch das Tempo insgesamt mit einer 5.000-m-Durchgangszeit von 14:08,6 Minuten sehr verhalten war, spielte das den Äthiopiern in die Karten. Nachdem Kissa ausgestiegen war, führte zeitweilig noch Kenias 10-km-Weltrekordler Rhonex Kipruto mit ein paar Metern Vorsprung. Doch bald darauf war das Feld wieder zusammen. Eine deutliche Tempoverschärfung seitens Cheptegei und Kiplimo folgte nicht, sie ließen es auf einen für sie riskanten Spurt ankommen. Während die Kenianer nach dem verletzungsbedingten Aus ihres Topstars Geoffrey Kamworor im Vorfeld insgesamt nicht stark genug waren, um in den Kampf um die Goldmedaille eingreifen zu können, warteten die Äthiopier auf ihre Chancen im Spurt.
Als Selemon Barega dann gut 200 Meter vor dem Ziel den Sprint anzog, hatte er schnell ein paar Meter Vorsprung. Joshua Cheptegei und Jacob Kiplimo waren nicht gut positioniert, denn sie mussten in der letzten Kurve noch am vor ihnen laufenden Äthiopier Berihu Aregawi außen vorbei. Zwar holten sie dann auf der Zielgeraden noch ein paar Meter auf, doch Selemon Barega war nicht mehr einzuholen.
Der 5.000-m-WM-Zweite von Doha 2019 wurde nun als Olympiasieger Nachfolger von Mo Farah (Großbritannien) und tritt in die Fußstapfen seiner großen Landsleute Haile Gebrselassie und Kenenisa Bekele, die von 1996 bis 2008 jeweils zweimal die olympische 10.000-m-Goldmedaille gewonnen hatten.
Hinter Selemon Barega (27:43,22) liefen Joshua Cheptegei und Jacob Kiplimo in 27:43,63 beziehungsweise 27:43,88 ins Ziel. Die beiden Läufer aus Uganda werden nun über 5.000 m versuchen, eine olympische Goldmedaille zu gewinnen. Hinter den Medaillengewinnern folgten Berihu Aregawi (27:46,16) und der US-Amerikaner Grant Fisher (27:46,39) auf den nächsten Plätzen.
Bester Europäer war der Franzose Morhad Amdouni als Zehnter mit einem nationalen Rekord von 27:53,58. Keinen guten Tag erwischte Julien Wanders. Der Schweizer lief nach 28:55,29 Minuten ins Ziel und belegte damit lediglich Rang 21 unter 25 Startern.
Nur 800-m-Läuferin Katharina Trost eine Runde weiter
Über 3.000 m Hindernis hatte der einzige deutsche Starter, Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898), erwartungsgemäß keine Chance, sich für das Finale zu qualifizieren. Der 25-Jährige, der sich im Vorfeld auf 8:23,28 Minuten gesteigert hatte, blieb mit 8:33,27 deutlich über seiner Bestzeit und belegte damit in seinem Vorlauf nur Rang elf. Eine Zeit von 8:17,31 wäre nötig gewesen, um den Endlauf zu erreichen.
Zwei deutsche Läuferinnen starteten in den Vorläufen über 800 Meter. Doch nur Katharina Trost (LG Stadtwerke München) gelang knapp die Qualifikation für das Halbfinale. Sie wurde in ihrem Vorlauf Fünfte. Die ersten drei Läuferinnen aus sechs Rennen qualifizierten sich jeweils direkt für die nächste Runde. Hinzu kamen jene sechs Läuferinnen, die die nächstschnellsten Zeiten erreichten.
Für Katharina Trost reichten 2:00,99 Minuten aus. Christiana Hering (LG Stadtwerke München) wurde in ihrem Vorlauf ebenfalls Fünfte, doch 2:02,23 Minuten waren nicht schnell genug für das Weiterkommen.