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25
08
2008

Es gab nicht wenige in der Schweiz, die Viktor Röthlin eine Bronzemedaille zugetraut hatten. Darunter war auch Markus Ryffel, der 1984 bei Olympia über 5.000 m Silber gewonnen hatte und für Röthlin schon als Kind ein Vorbild war.

Olympia spezial: Viktor Röthlin wieder bester weißer Marathonläufer – XXIX. Olympische Sommerspiele Peking 2008

By GRR 0

Viktor Röthlin hat beim olympischen Marathon in Peking einmal mehr seine Ausnahmestellung unter den nicht-afrikanischen Marathonläufern bewiesen. Der 33-jährige Schweizer war wie schon vor einem Jahr bei den Weltmeisterschaften in Osaka der beste weiße Läufer im Rennen über die 42,195 km. Während er in Japan 2007 überraschend eine Bronzemedaille gewonnen hatte, wurde er nun bei Olympia Sechster in 2:10:35 Stunden.

Nur um 35 Sekunden verpasste Viktor Röthlin, der in der letzten Phase des Rennens stark aufholte, die Bronzemedaille. Damit war er der beste nicht-afrikanische Marathonläufer bei den Olympischen Spielen – eine hochklassige Leistung des Schweizers.

Es gab nicht wenige in der Schweiz, die Viktor Röthlin eine Bronzemedaille zugetraut hatten. Darunter war auch Markus Ryffel, der 1984 bei Olympia über 5.000 m Silber gewonnen hatte und für Röthlin schon als Kind ein Vorbild war. Doch es gibt keinen Grund, über Platz sechs enttäuscht zu sein. Wie bahnbrechend dieser olympische Erfolg für einen Schweizer Marathonläufer war, zeigt ein Blick in die Statistiken: Die beste Schweizer Platzierung bei einem olympischen Marathon datiert aus dem Jahr 1948! Damals wurde Kaspar Schiesser 22. in 2:52:09 Stunden.

„Hier in Peking Sechster zu werden und bester weißer Läufer zu sein, ist ein großer Erfolg für mich“, sagte Viktor Röthlin. „Ich hatte gehofft, dass die Kenianer eine Halbmarathonzeit von 64:30 Minuten anpeilen würden. Das wäre ideal für mich gewesen. Aber sie sind deutlich schneller gelaufen – zu schnell für mich. Es war zwar hart, alleine zu laufen, aber ich wollte nicht in einem Bus meinen olympischen Marathon beenden sondern ins Stadion einlaufen. Auf der Strecke war es zeitweise schwierig, da ich alleine laufend manchmal die Orientierung verloren hatte, wo ich eigentlich lag.

Aber etwa alle fünf Kilometer bekam ich von unserem Team Informationen, das hat geholfen. Als dann einer der Amerikaner zu mir aufschloss, hat mich das wachgerüttelt. Dann ging es einfacher, und zudem habe ich dann nach und nach zurückfallende Läufer eingeholt. Das motiviert natürlich“, erzählte Viktor Röthlin, der nicht damit rechnet, in London 2012 noch dabei zu sein. „Das war meine beste Chance bei Olympia – vor vier Jahren war ich noch nicht gut genug, in vier Jahren werde ich zu alt sein. In London kommentiere ich dann vielleicht den Marathon.“

Viktor Röthlin, der als Läufer nur einen Trainer hatte (Robert Haas) und sich seit 2000 selbst coacht, trainiert regelmäßig mit den Kenianern um den London-Marathon-Sieger Martin Lel, der bei Olympia Fünfter wurde. Im Sommer bereitete er sich unter anderem auf der Seiser Alm in Südtirol auf den Olympia-Marathon vor. In der Höhenlage trainierten zeitweise auch die Kenianer um Martin Lel.

Auch wenn es zurzeit nicht so aussieht, als ob Viktor Röthlin in vier Jahren noch bei Olympia starten würde, dürfte er bei diversen City-Marathonrennen noch eine sehr gute Rolle spielen können. Vielleicht kann er dabei seine hochklassige Bestzeit von 2:07:23 Stunden, mit der er im Winter den Tokio-Marathon gewonnen hatte, noch unterbieten.

Das Motto auf seiner web-Page lautet: “If you can dream it you can do it.”

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author: GRR

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