2012 London Marathon London, UK April 22, 2012 Photo: Jiro Mochizuki@PhotoRun 631-741-1865 www.photorun.NET
OLYMPIA SERIE LONDON 2012 IX. – „Marathon ist bei Olympia immer ein Höhepunkt“ – Marathon-Favoritinnen für die Spiele in London, Teil 9 (letzter Teil): Irina Mikitenko
In einem olympischen Marathonrennen ist vieles möglich. Bei den Frauen gewann in den vergangenen 20 Jahren nie jene Läuferin, die vorher als die vermeintlich große Favoritin angesehen wurde. Unter normalen Umständen scheint vor allen die Kenianerin Mary Keitany fast unschlagbar zu sein.
Nation: Deutschland
Verein: SC Gelnhausen
Alter: 39 Jahre
Bestzeit: 2:19:19 Stunden (2008)
Größte Erfolge: 1. London-Marathon 2008 und 2009, Siebente 2011 und 2012
1. Berlin-Marathon 2008 und Zweite 2007 sowie 2011
2. Chicago-Marathon 2009 und Fünfte 2010
5. Olympische Spiele 2000 und 7. 2004 (jeweils 5.000 m)
4. Weltmeisterschaften 1999 und 5. 2001 (jeweils 5.000 m)
Olympia-Einschätzung:
In einem olympischen Marathonrennen ist vieles möglich. Bei den Frauen gewann in den vergangenen 20 Jahren nie jene Läuferin, die vorher als die vermeintlich große Favoritin angesehen wurde. Unter normalen Umständen scheint vor allen die Kenianerin Mary Keitany fast unschlagbar zu sein. Es muss viel zusammenpassen für Irina Mikitenko, doch ausgeschlossen ist es nicht, dass sie in ihrem sicherlich letzten olympischen Rennen eine Medaille gewinnt. Sie muss gesund und in Topform an den Start kommen, es darf nicht zu warm sein, und der Rennverlauf muss ihr entgegen kommen.
Dabei gibt es verschiedene Varianten, auf die Irina Mikitenko vorbereitet sein wird. Ein zu schnelles Tempo wird sie kaum mitgehen, doch auch in einem solchen Fall kann es noch eine Chance geben. Wenn sich die Afrikanerinnen an der Spitze gegenseitig müde laufen, könnten zwischenzeitlich zurückliegende Läuferinnen am Ende plötzlich noch weit nach vorne kommen.
Auf diese Weise lief Stephan Freigang beim Olympia-Marathon 1992 in Barcelona sensationell zur Bronzemedaille. 20 Jahre später ist bei Männern und Frauen die Konkurrenz allerdings viel stärker. Zumindest eine sehr gute Platzierung unter den Top 10 ist für Irina Mikitenko möglich, sofern es kein Hitzerennen gibt.
Interview:
Sie starten bereits zum vierten Mal bei Olympischen Spielen. Nachdem Sie 1996 das 5.000-m-Finale verpasst hatten, erreichten Sie 2000 und 2004 jeweils hochklassige Platzierungen über diese Strecke mit Rang fünf und sieben. Wie ist das Gefühl vor dem olympischen Rennen in London?
Irina Mikitenko: Olympische Spiele sind immer etwas Besonderes. Dass die Spiele nun in London stattfinden, macht sie für mich ganz speziell, denn an die Stadt habe ich aufgrund der Erfolge beim London-Marathon natürlich sehr gute Erinnerungen. Außerdem ist ein Marathon bei Olympischen Spielen natürlich sowieso immer ein Höhepunkt. Wenn man die Chance hat, bei Olympia Marathon zu laufen, muss man sie nutzen. Für mich hätten es auch schon meine fünften Spiele sein können, aber vor vier Jahren war ich verletzungsbedingt nicht dabei – ich war damals sehr traurig, dass ich diese Möglichkeit verpasst hatte.
Aber das ist längst Vergangenheit, jetzt gibt es eine neue Chance. Ich will sie nutzen und so laufen, dass ich mir danach nicht vorwerfen muss, nicht alles versucht zu haben. In London wird dieses Rennen sicherlich ein tolles Spektakel. Der Druck ist natürlich größer als bei anderen Rennen. Ich versuche, an den Olympia-Marathon wie an einen ganz normalen Wettkampf heranzugehen und den ganzen Hype um die Spiele auszublenden. Aber das gelingt natürlich nicht ganz.
Mit welchen Zielen gehen Sie ins Rennen?
Irina Mikitenko: Zunächst einmal muss ich am Sonntag gesund und fit an den Start kommen, es darf nichts mehr dazwischenkommen in den letzten Tagen. Vieles hängt dann auch vom Wetter ab. Ich hoffe, dass es nicht so warm wird, denn bei Hitze bin ich noch nie gut Marathon gelaufen. Auf den ersten 30 Kilometern will ich versuchen, das Rennen zu genießen, danach muss ich dann hart arbeiten – diese Herangehensweise hat in der Vergangenheit immer gut geklappt. Am Ende werden wir sehen, was dabei herauskommt.
Wie lief die Vorbereitung auf den Olympia-Marathon in den vergangenen Monaten?
Irina Mikitenko: Ich konnte gut trainieren und war zweimal jeweils für drei Wochen im Höhentraining in St. Moritz. Es hat alles gut funktioniert. Ich war nicht erkältet oder krank und zudem verletzungsfrei. Im Training habe ich alles erreicht, was ich wollte.
Was für eine Art von Rennen erwarten Sie?
Irina Mikitenko: Das kann man nicht vorhersehen – es kann sich sowohl ein schnelles als auch ein taktisches Rennen entwickeln. Für mich ist es das erste Mal, dass ich auf einem Kurs mit mehreren Runden laufe. Ich bin gespannt, wie das wird. Es gibt keine Tempomacher und keine gemischten Felder wie bei vielen City-Marathonläufen. Es wird ein Wettkampf Frau gegen Frau – genau diese Rennen mag ich. Wir haben uns eine Taktik ausgewählt. Wie die aussieht, möchte ich aber hier nicht sagen.
Die Konkurrenz ist so stark wie nie zuvor bei einem olympischen Marathon – wen sehen Sie als schärfste Konkurrentinnen?
Irina Mikitenko: Es gibt eine Reihe von sehr starken Läuferinnen, so dass ich mich nicht auf eine bestimmte Konkurrentin konzentrieren werde. Nach ungefähr fünf Kilometern kann ich im Rennen einschätzen, wer wie stark ist. Die Kenianerinnen haben sich insgesamt in den letzten Jahren sehr gut entwickelt, die Äthiopierinnen waren stark in der ersten Jahreshälfte. Aber auch die Läuferinnen aus China, den USA und Japan werden zu beachten sein.
Einige Topläuferinnen sind in diesem Jahr zudem gar kein Rennen gelaufen und haben sich nur auf Olympia vorbereitet. Sie kann man nicht richtig einschätzen. Leid tut mir Paula Radcliffe, die verletzungsbedingt nicht vor heimischem Publikum antreten kann. Die ganze Vorbereitung für solch ein Rennen umsonst gemacht zu haben, das ist wirklich hart.
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