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19
07
2012

Paula Radcliffe hat bei den großen City-Marathonrennen sehr große Erfolge gefeiert, doch eine olympische Medaille fehlt ihr noch. ©Victah Sailer

OLYMPIA SERIE LONDON 2012 III. – Wieder Fragezeichen vor Olympia – Marathon-Favoritinnen für die Spiele in London – Teil 3: Paula Radcliffe

By GRR 0

Paula Radcliffe und die Olympischen Spiele – bisher ist das eine Leidens- und keine Erfolgsgeschichte. Ohne Zweifel zählt die Britin zu den größten Langstreckenläuferinnen aller Zeiten. Doch bei Olympia sprang bisher in vier Anläufen noch keine Medaille heraus. London wird die letzte Chance sein für Paula Radcliffe.

Doch vor ihrem fünften Olympia-Start sind die Nachrichten wenig ermutigend.

 

Nation:          Großbritannien
Alter:             38 Jahre
Bestzeit:       2:15:25 Stunden (2003)

Größte Erfolge: 

Marathon-Weltrekordlerin seit 2002
Marathon-Weltmeisterin 2005
1. London-Marathon 2002, 2003 und 2005
1. New York-Marathon 2004, 2007 und 2008
1. Chicago-Marathon 2002
Halbmarathon-Weltmeisterin 2000, 2001 und 2003

 

Olympia-Einschätzung:

 

Paula Radcliffe und die Olympischen Spiele – bisher ist das eine Leidens- und keine Erfolgsgeschichte. Ohne Zweifel zählt die Britin zu den größten Langstreckenläuferinnen aller Zeiten. Doch bei Olympia sprang bisher in vier Anläufen noch keine Medaille heraus. London wird die letzte Chance sein für Paula Radcliffe. Doch vor ihrem fünften Olympia-Start sind die Nachrichten wenig ermutigend.

In Wien beeinträchtigte sie im April bei ihrem einzigen Rennen vor Olympia eine Bronchitis: In dem Halbmarathon-Jagdrennen hatte die Britin keine Chance gegen Haile Gebrselassie und lief eine enttäuschende Zeit. Anfang Juli wurde bekannt, dass ein schmerzhaftes Problem im linken Fuß das Training von Paula Radcliffe behindert. Im olympischen Frauen-Marathon setzten sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten nie die Favoritinnen durch.

Paula Radcliffe gehört in London sicher nicht zu den allerersten Anwärterinnen auf die Goldmedaille. Das kann ein Vorteil sein. Dass ihr eine Überraschung gelingt, erscheint zurzeit aber eher unwahrscheinlich.

Abschreiben allerdings darf man Paula Radcliffe nicht.

Hintergrund:

 

Paula Radcliffe schloss sich bereits im Alter von elf Jahren dem Leichtathletikverein Bedford & County an. Ihr damaliger Trainer Alexander Stanton, der sie heute noch berät, machte sie zu einer Weltklasseläuferin. Als 18-Jährige wurde sie Cross-Weltmeisterin bei den Juniorinnen. Die WM in Stuttgart 1993 war für Paula Radcliffe – sie studierte damals Französisch und Deutsch in Loughborough – die erste große internationale Meisterschaft im Sommer. Damals wurde sie Siebente in jenem 3000-m-Finale, in dem die Chinesinnen alle Medaillen gewannen.

In den folgenden Jahren verbesserte sich Paula Radcliffe stetig, doch zugleich erlief sie sich das Image der ewigen Verliererin. Immer wieder war sie in großen Finals couragiert gelaufen wie keine andere und hatte die Herzen der Zuschauer gewonnen – das Rennen jedoch verloren. Fünfte bei der WM 1995 und bei Olympia 1996 über 5000 m, Vierte bei der WM 1997 (5000 m), geschwächt von einem Virus wieder nur Fünfte bei der EM 1998 über 10.000 m, einmal mehr geschlagen im Schlussspurt, aber immerhin Zweite bei der WM 1999 (10.000 m) sowie noch zweimal Vierte bei Olympia 2000 und der WM 2001 (jeweils 10.000 m).

Unglücklicher konnte die Bilanz kaum sein. Doch eine von Paula Radcliffes Stärken ist der britische „fighting spirit" – sie gibt nie auf. Nach Olympia in Sydney sagte sie sich: „Beim nächsten Mal wird es anders."

Und tatsächlich – nach Sydney folgten große Siege: Die Engländerin wurde dreimal Halbmarathon-Weltmeisterin (2000, 2001, 2003) und zweimal Cross-Weltmeisterin (2001 und 2002). Auch auf der Bahn lief sie nun zu ihren ersten Goldmedaillen: Bei den Commonwealth Games 2002 in Manchester über 5000 m und bei den Europameisterschaften in München im gleichen Jahr über 10.000 m, wobei sie im strömenden Regen mit 30:01,09 Minuten einen Europarekord aufstellte.

Doch beeindruckender war das, was Paula Radcliffe auf der Straße und speziell im Marathon erreichte. Sie stellte zwei Weltrekorde über 5 km auf (14:57 und 14:51 Minuten), hält den 10-km-Weltrekord (30:21) und lief die schnellste Halbmarathonzeit aller Zeiten (1:05:40), die aber nicht als offizieller Weltrekord gelten kann (die Strecke erfüllte nicht die für Weltrekorde nötigen Bedingungen).

Ihre Marathonkarriere begann Paula Radcliffe mit einem Paukenschlag: Auf Anhieb lief sie 2002 in London 2:18:56 Stunden und verpasste den damaligen Weltrekord lediglich um neun Sekunden. Im Herbst brach sie den Rekord dann in Chicago (2:17:18) und im Frühjahr 2003 stürmte sie zu jenen bis heute unerreichten 2:15:25 Stunden in London.

Bei Olympia in Athen erlebte sie dann jedoch als große Favoritin eine Katastrophe. In der brütenden Hitze stieg sie aus. Im November meldete sie sich aber mit einem Sieg in New York zurück, und 2005 gewann sie überlegen den Marathon-WM-Titel. Nach ihrer ersten Schwangerschaft meldete sich Paula Radcliffe 2007 mit einem New-York-Marathon-Sieg zurück, doch Verletzungen warfen sie immer wieder aus der Bahn. Längst nicht fit, startete sie trotzdem beim olympischen Marathon in Peking 2008. Rang 23 war eine weitere Enttäuschung. Wiederum meldete sie sich jedoch dann mit einem New-York-Sieg zurück. Doch die nächste Zeit war schwierig und von Verletzungen geprägt.

2009 kehrte die Engländerin nach New York zurück, doch dieses Mal blieb ihr nur Rang vier. Nach ihrer zweiten Schwangerschaft lief sie dann 2011 den Berlin-Marathon und wurde Dritte. Der nächste Marathon wird nun der olympische. Nach einem misslungenen Halbmarathon-Test in Wien im April, wo sie mit 72:03 Minuten die langsamste Zeit ihrer Karriere lief, trainierte Paula Radcliffe in den französischen Pyrenäen, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann und Manager Gary Lough ein Apartment besitzt. „Das Training lief im Mai und Juni wirklich gut, bis dahin war ich zufrieden", sagte Paula Radcliffe Anfang Juli. Zu dieser Zeit machte sich jedoch ein altes Arthritis-Problem im linken Fuß wieder bemerkbar. „Das hat mich ein wenig in Panik versetzt, aber ich versuche ruhig zu bleiben."

Paula Radcliffe braucht in London endlich einmal großes Glück – dann könnte die 38-Jährige doch noch eine olympische Medaille gewinnen.

 

race-news-service.com

author: GRR

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