Ruth Jebet stürmte im Hindernisfinale den Konkurrentinnen davon, obwohl ihre Hindernistechnik nicht überzeugte. ©Victah Sailer
Olympia Rio 2016 aktuell IV: Ruth Jebet verschenkt beim Hindernis-Sieg den Weltrekord, Gesa Krause starke Sechste mit deutschem Rekord
Ruth Jebet ist die neue Olympiasiegerin im 3.000 m Hindernislauf. Die aus Kenia stammende Läuferin, die für Bahrain startet und die erste Leichtathletik-Goldmedaille der Frauen für das Land gewann, triumphierte mit einem beeindruckenden Sololauf.
Jebet setzte sich bei extrem hohen Temperaturen von 34 Grad Celsius frühzeitig von den Konkurrentinnen ab und stürmte nach 8:59,75 Minuten ins Ziel. Am Ende verschenkte sie den Weltrekord, denn nach dem letzten Hindernis nahm sie rund 20 Meter vor dem Ziel das Tempo heraus.
Die globale Bestzeit der Russin Gulnara Galkina steht bei 8:58,81 Minuten. Die Kenianerin Hyvin Kiyeng Jepkemoi gewann in 9:07,12 die Silbermedaille, Dritte wurde die US-Amerikanerin Emma Coburn, die mit 9:07,63 einen amerikanischen Kontinentalrekord lief. Sieben der ersten neun Läuferinnen erzielten in dem hochklassigen Finale persönliche Bestzeiten.
Ein glänzendes Rennen lief einmal mehr Gesa-Felicitas Krause (Eintracht Frankfurt).
Die Europameisterin kam als Sechste ins Ziel und lief mit 9:18,41 Minuten einen deutschen Rekord. Ganz knapp unterbot sie die Zeit, die Antje Möldner-Schmidt 2009 in Berlin gelaufen war (9:18,54). „Der deutsche Rekord war seit längerer Zeit das Ziel. Ich wäre gerne noch schneller gelaufen, aber mehr haben die Beine nicht hergegeben“, sagte Gesa Krause, die ihre Position als europäische Nummer eins untermauerte.
Keine andere Läuferin aus Europa war in Rio schneller.
In der Liste der schnellsten Läuferinnen aller Zeiten über die Hindernisse schob sich Gesa Krause auf Rang 31 nach vorne – und das ist sicherlich noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Die anderen beiden deutschen Hindernisläuferinnen hatten erwartungsgemäß keine Chance, sich für das Finale zu qualifizieren. Sanaa Koubaa (Bayer Leverkusen) wurde in ihrem Vorlauf Siebente und lief dabei eine persönliche Bestzeit von 9:35,15 Minuten. Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) belegte Rang 15 mit 9:51,73.
Das Finale hatte deutlich verhaltener begonnen als gedacht. Die große Spitzengruppe erreichte den ersten Kilometerpunkt nach 3:05,93 Minuten – das war sechs Sekunden langsamer als das erwartete Weltrekordtempo. Doch kurz danach forcierte Ruth Jebet die Pace enorm, riss die große Spitzengruppe, in der auch Gesa Krause lief, auseinander und setzte sich frühzeitig ab.
Hyvin Kiyeng Jepkemoi und ihre kenianische Landsfrau Beatrice Chepkoech versuchten vergeblich, die Lücke zu schließen. Stattdessen schloss Emma Coburn auf und verwies am Ende Chepkoech noch auf Platz vier.
„Ich bin überglücklich. Es war mein erster Start bei Olympischen Spielen. Für mich ging es heute einzig um den Olympiasieg, nicht um den Weltrekord“, sagte Ruth Jebet, die bei den kommenden Leichtathletik-Meetings nach den Spielen sicherlich noch einmal einen Weltrekordversuch unternehmen wird.
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