2015 Berlin Marathon Berlin, Germany September 27, 2015 Photo: Victah Sailer@PhotoRun Victah1111@aol.com 631-291-3409 www.photorun.NET
Olympia-Qualifikationszeiten im Marathon angepasst: Philipp Pflieger, Julian Flügel, Anna und Lisa Hahner jetzt mit Rio-Norm 2016
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) ist den Marathonläufern doch noch – nach starker Kritik von allen Seiten – entgegen gekommen und hat dadurch eine sich abzeichnende, ernstere Konfrontation verhindert. Wie der Deutsche Olympische Sport-Bund (DOSB) mitteilte, wurde eine Initiative des DLV bewilligt.
Dabei ging es um die Veränderung der olympischen Normen in einer Reihe von Disziplinen, darunter auch der Marathon der Männer und Frauen. Die Spiele in Rio finden im August 2016 statt.
Die Richtwerte für die Marathonläufer wurden dabei vom DLV sehr deutlich entschärft. In den vergangenen Monaten hatte es aus Athletenkreisen, Trainern, Vereinen, German Road Races (GRR) e.V. und in den Medien starke Kritik am Verband gegeben, weil die bisherigen Normen von 2:12:15 beziehungsweise 2:28:30 Stunden als zu anspruchsvoll angesehen wurden.
Lediglich Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg) hatte mit seinem deutschen Rekordlauf in Frankfurt (2:08:33) die Norm erfüllt.
Jetzt wurden die Werte auf 2:14:00 und 2:30:30 korrigiert, allerdings ist das trotzdem immer noch unverständlich und seitens des Verbandes erklärungsbedürftig, denn die offiziellen Normen der IAAF betragen 2:19.00 bei den Männern und und 2:45.00 bei den Frauen.
Dadurch haben umgehend gleich vier weitere Marathonläufer die Norm für die Olympischen Spiele im August erfüllt: Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) lief in Berlin 2:12:50 Stunden, Julian Flügel (TSG 08 Roth) an gleicher Stelle 2:13:57, und Anna Hahner erreichte in der deutschen Hauptstadt 2:30:19. Ihre Zwillingsschwester Lisa Hahner (beide Run2Sky) steigerte sich in Frankfurt auf 2:28:39.
„Es freut mich riesig, dass mich meine Leistung vom Frankfurt-Marathon mit dem deutschen Meistertitel und der schnellsten Zeit einer deutschen Läuferin in 2015 nun nach Rio bringt. Das ist eine fantastische Nachricht. Vor allem weil ich nun endlich Sicherheit habe und mich voll und ganz auf den olympischen Marathon mental und physisch vorbereiten kann. Das ist grandios“, erklärte Lisa Hahner, während ihre Schwester sagte: „Ich freue mich mega, dass ich mich für die Olympischen Spiele in Rio qualifiziert habe. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass der DLV und der DOSB die Norm verändert, das kam sehr überraschend für mich. Beim Berlin-Marathon habe ich um jede Sekunde gefightet, auch wenn die Norm für mich scheinbar nicht mehr zu erreichen war. Umso schöner, dass es sich nun gelohnt hat, bis auf den letzten Meter wirklich alles zu geben.“
Jene Marathonläufer die im vergangenen Jahr die Norm erfüllt haben und vor Olympia nicht mehr Marathon laufen wollen, müssen zwischen dem 1. März und dem 1. Mai noch einen Leistungsnachweis bringen, um nominiert werden zu können.
Dieser Nachweis wurde aber besonders für die Frauen moderat gestaltet. Erwartet wird ein Halbmarathon-Ergebnis von mindestens 64:00 Minuten (Männer) beziehungsweise 74:00 (Frauen). Die Nominierung der Marathonläufer erfolgt dann am 31. Mai, so dass sich die Athleten entsprechend auf die olympischen Rennen vorbereiten können.
Während Arne Gabius im Frühjahr sowohl einen Halbmarathon als auch den London-Marathon laufen wird, hat Anna Hahner dem HAJ Hannover-Marathjon bereits eine Startzusage gegeben. Lisa Hahner dürfte in Hannover nun voraussichtlich nur den Halbmarathon laufen. Sowohl Philipp Pflieger als auch Julian Flügel hatten bereits angekündigt, im ersten Halbjahr keinen Marathon laufen zu wollen. Sie werden nun sicherlich bei einem Halbmarathon starten.
Die deutlich „weicheren“ Normen dürften aber auch André Pollmächer (Rhein-Marathon Düsseldorf), den im vergangenen Jahr einmal mehr Verletzungen stoppten, und Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen-Kieler TB) Mut machen. Sie könnten sich in den nächsten Monaten noch für Rio qualifizieren und Philipp Pflieger und Julian Flügel verdrängen.
Bei den Frauen könnte die Äthiopierin Fate Tola (LG Braunschweig), die in Berlin 2:28:24 gelaufen war und damit auch die ursprüngliche Norm unterboten hatte, einen Rio-Startplatz einnehmen, sollte sie rechtzeitig die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.
Pechvogel dieser neuen Regelung ist Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg).
Mit Macht hatte sie in Valencia im November versucht, die Norm zu erreichen. Nach verschiedenen Problemen auf der Strecke kam sie schließlich als Fünfte in 2:30:40 Stunden ins Ziel. Damit fehlen zur neuen Norm nur zehn Sekunden. Eine Hintertür hätte die Platzierung in Valencia sein können, denn international gilt, dass die Top Ten eines Gold Label-Marathons – das ist die höchste Kategorie der Straßenrennen – die Nominierungs-Voraussetzungen für Olympia erfüllt haben.
Doch der spanische Marathon hat „nur“ die Silber-Kategorie. Mit dem Wissen um die 2:30:30-Norm hätte Sabrina Mockenhaupt entweder ihre Rennstrategie oder ihre gesamte Wettkampfplanung wohl anders strukturiert und hätte dann bessere Karten gehabt. Zum Jahresende kam weiteres Pech hinzu: Ein Ermüdungsbruch im Fuß stoppte die Läuferin bis auf weiteres.
Voraussichtlich wird Sabrina Mockenhaupt nun versuchen, sich über 10.000 m zu qualifizieren. Immerhin, auch über diese Strecke wurde die Norm entschärft. Statt 31:45 Minuten sind nun nur noch 32:15 gefragt.
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