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21.11.2014, Berlin, Berlin, GER, LSB, Mitgliederversammlung, im Bild Foto Juergen Engler - 0 1 7 2 - 3 0 1 5 5 9 0 - K u r f u e r s t e n s t r a s s e 6 0 - 1 0 7 8 5 B e r l in m i t 7 % M w - S t e u e r , H o n o r a r p f l i c h t i g S t e u e r - N r . : 3 4 - 2 7 7 - 5 1 5 9 9 F i n a n z a m t M i t t e / T i e r g ar t e n C o m m e r z b a n k K o n t o - N r . : 4 0 3 0 4 6 10 0 B L Z 1 0 0 8 0 0 0 0 I B A N : D E 0 8 1 0 0 8 0 0 0 0 0 4 0 3 0 4 6 1 0 0 B I C : D r e s D E F F 1 0 0 w w w . p r e s s e f o t o - e n g l e r . d e P r e s s e f o t o - e n g l e r @ t - o n l i n e . d e

„Olympia ist eine großartige Chance“ – Interview mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (bis 12.12.2014), zur Interessensbekundung des Berliner Senats für die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele in Berlin 2024 oder 2028

By GRR 0

Im Juli dieses Jahres haben Sie als Regierender Bürgermeister von Berlin in einem Fernsehinterview gesagt: „Wir können Sport. Wir können Großereignisse, das haben wir bewiesen. Die Krönung wären Olympische Spiele." Was ist heute noch so faszinierend an Olympia?

Olympische Spiele stehen nach wie vor für eine weltumfassende Idee, für Völkerverständigung, für ein Treffen der Jugend der Welt. Für jede Stadt, die solche Spiele ausgetragen hat, war das eine Gelegenheit, sich zu präsentieren und Investitionen zu tätigen. Es ist die größte Sportveranstaltung der Welt und bringt für die Gastgeberstadt viele Möglichkeiten.

Warum ist Berlin national und international geeignet als Ausrichterstadt von Olympischen und Paralympischen Spielen?

Als Hauptstadt und führende Sportmetropole ist Berlin deutschlandweit anerkannt. Und wenn die Welt nach Deutschland schaut, schaut sie auf Berlin. In Politik und Kultur, Unterhaltung und Medien, Wissenschaft und Sport genießt Berlin den Ruf der Weltstadt und könnte damit bei einer Bewerbung international punkten.

Aufgrund meiner Erfahrung mit internationalen Sportverbänden und Großereignissen in den vergangenen Jahren kann ich sagen, dass Deutschland größere Chancen mit Berlin hat als mit anderen Städten. Das heißt nicht, dass andere Städte nicht Olympische Spiele ausrichten könnten. Es geht aber darum, einen internationalen Wettkampf zu gewinnen.

Welchen Nutzen hätte die Stadt Berlin von der Ausrichtung  Olympischer und Paralympischer Spiele?

Olympische Spiele liefern nachhaltige Impulse für die weitere Entwicklung der Infrastruktur: Ein Großprojekt wie Olympia würde sich auf viele geplante Vorhaben beschleunigend auswirken. Die weitere Ertüchtigung von Verkehrsinfrastruktur, ÖPNV und Sportstätten erhielte einen kräftigen Schub. Mit dem Olympischen und Paralympischen Dorf würde zudem ein attraktives Stadtquartier mit bezahlbarem Wohnraum entstehen.

Was hätten die Berliner davon, wenn die Olympischen und Paralympischen Spiele in ihrer Stadt stattfinden würden?

Olympia stellt für die austragende Stadt wie auch für das Gastgeberland insgesamt eine großartige Chance dar. Sie bieten dem Gastgeber einen Anlass, Werte und Selbstverständnis darzustellen und zu schärfen. Die Austragung Olympischer und Paralympischer Spiele würde auch einen wichtigen Beitrag leisten zum weiteren Zusammenwachsen Berlins, zur Stärkung des „Wir-Gefühls" und zu einem neuen Miteinander bei städtischen Großprojekten. Getragen durch eine zukunftsweisende Bürgerbeteiligung könnten die Spiele allemal den Stolz der Berlinerinnen und Berliner auf ihre Stadt verstärken.

Alle sagen: Olympia nur mit Zustimmung der Bevölkerung. Glauben Sie, dass sich die Mehrheit der Berliner in einer Volksbefragung – wie auch immer diese konkret umgesetzt wird – für die Ausrichtung von Olympischen und Paralympischen Spielen ausspricht?

Für den Senat ist klar: Eine deutsche Olympiabewerbung mit Berlin als Austragungsort muss, falls der Sport sich dafür entscheidet, im offenen Dialog zwischen Stadtgesellschaft, Sport und Politik präzisiert und gestaltet werden. Durch diesen offenen und partizipativen Zugang kann ein Konzept entstehen, mit dem sich eine breite Mehrheit auch in einem Bürgervotum identifiziert, weil es ihren Wünschen entspricht. Ich bin mir sicher, dass die Menschen den Weg in Richtung Olympia dann mitgehen.

Kann sich Berlin die Ausrichtung Olympischer und Paralympischer Spiele finanziell leisten?

Auch bei den Kosten brauchen wir Transparenz. Olympische Spiele kosten Geld und natürlich muss das durch die vorhandene Finanzkraft leistbar sein. Wir wollen in Berlin Spiele, die bescheiden und bürgernah angelegt sind und deshalb auch deutlich kostengünstiger werden als zuletzt anderswo. Unser Vorteil ist, dass wir viele Sportstätten schon haben und keine sonstige Infrastruktur brauchen.

Man geht davon aus, dass die Kosten für die eigentliche Durchführung der Spiele sich durch die Eintrittsgelder und das, was das IOC gibt, decken. Wir müssen in die Sportanlagen investieren – aber vieles davon würde auf jeden Fall anstehen. Dies sind nach heutigen Preisen die etwa zwei Milliarden Euro, die der Sportsenator nannte. Dann entstehen Baukosten für das olympische Dorf, die sich durch die spätere Nutzung als Wohnviertel aber refinanzieren. Und ich gehe bei einigen wichtigen Kostenfaktoren davon aus, dass sich der Bund wie in der Vergangenheit auch beteiligt.

Was erwidern Sie denen, die sagen: Noch ein Großprojekt? Nein, danke.

Olympia ist nicht ein einzelnes Großprojekt. Es geht um viele einzelne Baumaßnahmen und um eine Großveranstaltung, die ja nach allen Umfragen nach wie vor populär ist. Ich werde geduldig dafür werben, dass eine Stadt wie Berlin auch solche weltweit beachteten Großveranstaltungen braucht, weil sie wahrgenommen werden will und sich weiterentwickeln muss.

Oslo hat die Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer Winterspiele2022 zurückgezogen, d.h. diese Entscheidung wurde gefällt, ohne die Diskussion um die IOC-Reformagenda bei der außerordentlichen Vollversammlung im Dezember abzuwarten. Kann Berlin gelingen, wovor Oslo kapituliert hat?

Der Sport muss sich intern auch selbst reformieren und zum Beispiel auch die Vergaben der Vergangenheit hinterfragen und die Erfahrungen kritisch auswerten. Dafür gibt es Anzeichen. Ansonsten gilt: Die Anforderungen an den Ausrichter werden seit Jahrzehnten immer höher. Wenn es um bessere Leistungen der Athleten geht, dann ist das nachvollziehbar. Wenn sie aber dazu führen, dass nur noch bestimmte Kandidaturen mit vielen Milliarden Euro bevorzugt werden, dann ist das ein Irrweg. Insofern ist eine Besinnung auf den Kern der olympischen Idee richtig. Wir wollen, dass Olympia sich an Berlin orientiert, so wie Berlin ist – und nicht umgekehrt.

Wie groß sind aus Ihrer Sicht die Chancen, dass sich Berlin – wenn alle Voraussetzungen gegeben sind – national und international bei einer möglichen Bewerbung durchsetzt?

Ich denke schon, dass Berlin seine Sportbegeisterung auch deutlich nach außen zeigen kann, immer im Rahmen eines vernünftigen und von den Menschen mitgetragenen Konzepts natürlich. Aber man muss sich auch selbst deutlich machen, dass es nicht allein an einer guten oder schlechten Bewerbung liegt, wenn man nicht gewinnt. Es ist ein harter internationaler Wettkampf, und es gibt ganz viele und hochkomplexe Kriterien, die zu der Entscheidung führen. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass wir es schaffen können.

Sie haben sich als großer Befürworter von Olympischen und Paralympischen Spielen in Berlin ausgesprochen und sehr zuversichtlich gezeigt. Werden Sie diese Olympiabegeisterung und diese Zuversicht bei der Übergabe der Amtsgeschäfte an Ihren Nachfolger weitergeben?

Selbstverständlich.

Quelle: SPORT IN BERLIN des LSB Berlin – Dezember 2014 

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