Präsidentin Sonja Spendelhofer, Sportkoordinator Hannes Gruber und Generalsekretär Helmut Baudis ©Österreichischer Leichtathletikverband - ÖLV
ÖLV – European Athletics Convention & Congress in Litauens Hauptstadt Vilnius von 12.-14. Oktober
Litauens Hauptstadt Vilnius war von 12.-14. Oktober das Zentrum der europäischen Leichtathletik. Workshops, neue Projekte und Statutenänderungen standen auf dem Programm – und natürlich zahlreiche Gespräche.
Über 300 Delegierte aus 50 der 51 Mitgliedsländer des Europäischen Leichtathletik-Verbands waren nach Vilnius gekommen. Einzig die Vertreter Russland fehlten, da RUSAF nicht nur von den Wettbewerben sondern auch von der Verbandsarbeit ausgeschlossen ist.
Österreich war durch Präsidentin Sonja Spendelhofer, Sportkoordinator Hannes Gruber und Generalsekretär Helmut Baudis vertreten. Darüber hinaus nahmen Walter Weber und Hans Aberer für das Hypomeeting Götzis an der Kalenderkonferenz und der Tagung der Euromeetings teil.
Freiluft-EM Berlin 2018
Die Vorbereitungen für die Freiluft-EM 2018 laufen auf Hochtouren. Bereits jetzt konnten knapp 100.000 Tickets verkauft werden. In Vilnius wurde bekanntgegeben, dass ARD und ZDF die Live-Übertragung von Berlin 2018 zur Prime Time gewährleisten. Jeden Abend werden die Leichtathleten von 18:30 Uhr bis 22:00 Uhr im TV zu sehen sein.
Parallel dazu finden in Glasgow Europameisterschaften von zahlreichen anderen Sportarten statt, die gemeinsam mit den Leichtathletik-Wettkämpfen in Berlin von der EBU als „European Championships“ beworben werden. Ob die EM unserer Sportart dadurch einen Mehrwert erlangen kann, ist für uns noch nicht ersichtlich.
Internationale Leichtathletik-News
Wegen der European Games im Juni in Minsk/BLR und dem späten WM-Termin in Doha/QAT wird die Team-EM der Nationalteams 2019 erst im August stattfinden. Neuerliche Änderungen beim Team-EM-Modus sind in Diskussion, so sollen ab 2021 nur mehr acht Teams in der Super League antreten. Welche Auswirkungen das für das österreichische Nationalteam haben wird, ist noch offen.
Nach der großartigen WM im heurigen Sommer in London wurde im Zuge der European Athletics Convention unter den Teilnehmern eifrig über die kommenden beiden Austragungsorte Doha/QAT 2019 und Eugene/USA 2021 diskutiert. Scheinbar ist der Doha-Termin von 28.9. bis 6.10.2019 noch nicht in Stein gemeißelt. Gerüchte über einen Marathonstart bei Nacht sowie eine bei ersten Tests noch nicht funktionierende Klimaanlage für das Freiluft-Stadion kursieren.
European Athletics plant im Zuge der zweiten European Games 2019 in Minsk/BLR ein völlig neues Wettkampf-Format. Dynamic New Athletics (DNA) wird es genannt. Österreich wird seinen Titel von Baku 2015 definitiv nicht verteidigen können, weil die European Games weder an die Team-EM nach an die U23-EM gekoppelt werden. Geplant ist ein Teambewerb mit bis zu 30 Nationen, die im K.o.-System gegeneinander antreten werden.
Kurze Wettkampfsessions mit zehn ausgewählten Disziplinen (derzeit geplant: 100m M/F, kurze Hürden M/F, Speer M, Weit F, Hoch F, 4x100m Mixed, 4x400m Mixed, Abschluss-Staffel) werden sechs Tage lang im Fokus stehen. Geplant sind Vorrunde, Hoffnungsrunde, Semifinale und Finale. Mixed-Bewerbe sowie am Ende eine Staffel nach der Gundersen-Methode sollen für Spannung sorgen. Das Wettkampfformat wurde bereits in einigen Verbänden getestet und muss jetzt bis Juni 2018 bis ins Detail finalisiert werden.
Anti-Doping Initiative „I Run Clean“
Ab dem Jänner 2018 wird das Absolvieren des E-Learning-Programms „I Run Clean“ für die Teilnahme an sämtlichen Europameisterschaften verpflichtend sein. European Athletics arbeitet derzeit an der Übersetzung des Programms in zwölf Sprachen, darunter auch Deutsch, die zu Jahresende abgeschlossen sein soll. In Grosseto und Bydgoszcz wurde bereits die englische Version vor Ort eingesetzt. Aus diesem Grund wird „I Run Clean“ ab 2018 das bisher zu absolvierende E-Learning-Programm der NADA Austria als Entsendungsvoraussetzung zu internationalen Meisterschaften im ÖLV ablösen müssen.
Auf der Suche nach Host Cities
Für die U23- und U20-Europameisterschaften im Jahr 2019 gab es zwar viele Interessenten, letztlich blieb aber nur ein Bewerber – Gävle/SWE für die U23-EM – übrig. Der schwedische Verband half European Athletics bei der Problemlösung und servierte Boras/SWE kurzfristig als Ausrichter der U20-EM 2019.
European Athletics hofft auf mehr zukünftige Bewerber, daher präsentierten Vertreter von Eskilstuna 2015, Tallinn 2015 und Tampere 2018 den Benefit für die jeweilige Stadt einer solchen Veranstaltung. Besonders eindrucksvoll war die Präsentation des Sport-Verantwortlichen aus Tampere, die sich als Sportstadt par excellence vorgestellt haben. Sport-Großveranstaltungen sind dort im Marketingkonzept und im Stadt-Entwicklungsplan integriert.
Intensive Bemühungen vom europäischen Verband mit interessierten Bewerbern für zukünftige Großveranstaltungen sollen eine Doppel-Veranstaltung wie 2019 in Schweden zur Ausnahme machen.
Statutenänderungen im Mittelpunkt des Kongresses
Zahlreiche Neuerungen hinsichtlich Transparenz und „Good Governance“ wurden analog zu den kürzlich beschlossenen Änderungen in der IAAF nun auch in den EAA-Satzungen aufgenommen. Unter anderem wird dabei die Gender-Quote schrittweise angehoben.
Bei der Abstimmung über den Austragungsort des nächsten European Athletics Kongresses im Oktober 2019 setzte sich Prag/CZE (29) vor Tiflis/GEO (20) und Funchal/POR (1) durch. Augenscheinlich wurde bei dieser Abstimmung der Einfluss der Balkan Association Länder, die nahezu geschlossen für den georgischen Kandidaten stimmten und vielleicht schon einen Vorgeschmack auf die Wahlen 2019 lieferten.
Workshop für neue Generalsekretäre und Präsidenten
In einem eigenen Workshop für die zahlreichen neugewählten Präsidenten und Generalsekretäre der europäischen Mitgliedsverbände, zu dem auch ÖLV-Präsidentin Sonja Spendelhofer eingeladen war, wurden die Organisation sowie die Verantwortlichen von European Athletics vorgestellt. Anschließend wurden einige Themen wie zum Beispiel die Masters-Europameisterschaften oder das „Development Support System“, wo große Nationen kleinere bei der Entwicklung unterstützen sollen, diskutiert.
Am Rande der Tagung sicherte European Athletics Präsident Svein Arne Hansen sein Kommen zur nächsten Austrian Athletics Award-Gala am 19. Februar 2018 in Wien zu.
ÖLV | 14.10.2017 (HB, HG)