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16
03
2008

Es gab im Januar ein Gespräch mit den beiden BOC-Geschäftsführern. Es ging darum, wo man in diesem Jahr im Vergleich zu 2007 mehr gemeinsam machen kann. Seitdem ist kein weiteres Gespräch geführt worden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist keine Aktion der WM innerhalb des Istaf geplant.

Nur wer bei uns startet, kann die Million gewinnen – Istaf-Geschäftsführer Gerhard Janetzky über Veränderungen beim Meeting und mangelnde Kooperation mit den WM-Macher – Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost

By GRR 0

Vieles ist in diesem Jahr beim Internationalen Stadionfest (Istaf) der Leichtathleten anders. Statt im September findet das Golden-League-Meeting bereits am 1. Juni im Olympiastadion statt. Das DKB-Istaf (momentan läuft die Ticketaktion "Zwei Karten für den Preis von einer") ist damit Auftakt- und nicht mehr Finalstation der Golden League.

Die Morgenpost sprach mit Istaf-Geschäftsführer Gerhard Janetzky (58).

Berliner Morgenpost: Herr Janetzky, wie oft haben Sie denn den frühen Termin des Istaf schon verflucht, schließlich sind alle das Meeting im September mit dem Knalleffekt der Vergabe des Jackpots für Sieger bei allen sechs Stationen gewohnt?

Gerhard Janetzky: Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Nachteil ist der Verlust der medienträchtigen Entscheidung über den Jackpot. Positiv ist, dass die sportlichen Leistungen zumeist besser sein werden als zum Ende der Saison nach großen Ereignissen wie WM oder Olympische Spiele. Und es werden mehr Sportler in Berlin sein, die sich Chancen auf den Jackpot ausrechnen.

Sie setzen auf den Lockruf des Geldes.

Nur wer bei uns startet, kann auch die Million Dollar gewinnen, so einfach ist das.

Aber Sie können diesmal nicht die frisch gebackenen Champions bieten, die man noch in Erinnerung hat. Womit wollen Sie werben?

Damit, dass die Besten der Welt bei uns sind. Viele Stars der Hallen-WM in Valencia werden dabei sein, dazu herausragende Athleten des vergangenen Jahres. 400-m-Weltmeister Jeremy Wariner haben wir ebenso bereits verpflichtet wie den schwedischen Hürdenstar Susanna Kallur und 800-m-Weltmeisterin Janeth Jepkosgei aus Kenia.

Dennoch: 70 000 Zuschauer wie im Vorjahr sind unter den veränderten Bedingungen kaum zu schaffen.

Warum nicht? Wenn man einmal ausverkauft war, möchte man das auch beim nächsten Mal schaffen. Also ist das wieder unser Ziel. Uns fehlt natürlich die optimale Werbung, die durch Fernsehübertragungen der Großereignisse im Vorfeld des Istaf immer gemacht wurde. Durch mehr eigene Werbung müssen wir das eben ausgleichen.

Wie viele Karten sind schon weg?

Etwa 40 000, davon sind rund Dreiviertel in gemeinsamer Aktion mit unserem Namenssponsor, der Deutschen Kreditbank AG, in der Vermarktung. Wie 2007 auch, erwarten wir über 800 Busse aus ganz Deutschland zur Veranstaltung.

Das Istaf gilt als Probelauf für die WM 2009 im Olympiastadion. In der Vergangenheit gab es oft Dissonanzen zwischen den beiden Beteiligten Istaf und Berliner Organisationskomitee (BOC), wie wird die Zusammenarbeit in diesem Jahr sein?

Es gab im Januar ein Gespräch mit den beiden BOC-Geschäftsführern. Es ging darum, wo man in diesem Jahr im Vergleich zu 2007 mehr gemeinsam machen kann. Seitdem ist kein weiteres Gespräch geführt worden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist keine Aktion der WM innerhalb des Istaf geplant.

Was halten Sie davon?

Das liegt in der Verantwortung des BOC und dessen Geschäftsführung. Man muss genau sehen, welcher Plan dort im Bereich Kartenvertrieb verfolgt wird. Wenn dort die Ansicht besteht, dass das Istaf für diese Aktivitäten nicht wichtig ist, dann vertrete ich zwar eine andere Meinung, muss es aber akzeptieren. Vielleicht passt es im nächsten Jahr besser ins Konzept des BOC.

Überlagern nicht persönliche Animositäten ein Miteinander?

Sicherlich ist beispielsweise mein Kontakt zu einzelnen Personen des Verbandes nicht optimal. Aber wir sind alle Profis genug, um das hinten anstehen zu lassen. Ich gebe jede Unterstützung, die wir geben können. Aber sie muss natürlich angefordert werden.

Eine erfolgreiche WM ist schließlich auch wichtig fürs Istaf.

Das ist leicht zu verstehen: Für das Budget, das wir brauchen, benötigen wir Sponsoren. Diese wollen Öffentlichkeit – vor allem Übertragungen in öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern. Nach der WM wird entschieden, ob Leichtathletik künftig in ARD und ZDF stattfinden wird, oder auf das Niveau von Judo absinkt, das nur alle vier Jahre bei Olympischen Spielen eine Rolle spielt.

Leidtragender könnte dann auch das Istaf sein?

Das ist eben die Verknüpfung zwischen Istaf und WM. Wenn es nicht gelingt, eine WM auf die Beine zu stellen, die Begeisterung auslöst, die gute Quoten und volle Zuschauerränge bringt, dann werden die Sender sagen: Das Istaf ist zwar eine tolle Sache, aber übertragen werden wir nicht mehr. So liegt der Erfolg der WM in unserem ureigenen Interesse.

Sebastian Arlt in der Berliner Morgenpost vom Freitag, dem 14. März 2008

author: GRR

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