Skizze des vorläufigen Kurses für die Marathonläufe bei den Olympischen Spielen 2012 in London. Download unter: https://www.london2012.com/documents/venue-documents/london-2012-olympic-and-paralympic-marathon-proposed-route.pdf ©Helmut Winter
Noch ein Jahr bis zum Marathon bei den Olympischen Spielen 2012 in London – Helmut Winter berichtet
In genau einem Jahr, am 12. August 2012, wird um 11 Uhr der Marathonlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 2012 in London gestartet werden. Eine Woche zuvor hatten dann bereits die Frauen ihre Olympiasiegerin ermittelt.
Ob dabei die Superstars der Szene und Inhaber der Weltrekorde, Paula Radcliffe und Haile Gebrselassie, eine Rolle gespielt haben, ist aktuell schwer abzuschätzen. Erst der Berlin-Marathon Ende September, bei dem beide an den Start gehen wollen, könnte weitere Aufschlüsse geben.
Wesentlich gewisser als der sportliche Ausgang der Olympischen Marathons im kommenden Jahr ist heute aber schon der Kurs, den die beiden zusammen mit jeweils gut 100 Konkurrenten in Angriff nehmen werden. Und da ist man in London dem Beispiel Berlins bei den letzten Weltmeisterschaften 2009 gefolgt, wo man auf Vorschlag des Begründers des Berlin Marathons, Horst Milde, den Lauf vollständig in die Innenstadt verlegt und auf einen Einlauf ins Stadion verzichtet hatte.
Dieses Vorhaben erwies sich als überaus erfolgreich, eine beeindruckende Zuschauermenge erlebte tolle Rennen, wenngleich die Mittaghitze bei beiden Läufen viele Teilnehmer an die Leistungsgrenzen brachte (leider nicht zum ersten Mal bei Meisterschaftrennen).
Bei der Planung der Marathonstrecke für London 2012 ergaben sich bald gute Argumente für einen reinen Stadtkurs. Das historische Vorbild mit Start am Schloss Windsor oder andere Alternative mit einem Zieleinlauf ins Olympiastadion resultierten in weniger attraktiven Streckenabschnitten, so dass der Kurs in der Tat nun vollständig im Herzen der Stadt verbleibt. Bis auf kleinere Details steht der finale Kurs so gut wie fest.
Gestartet wird unweit des Buckingham Palace etwa in der Mitte von The Mall. Es ist zunächst eine kurze Einführungsrunde von 2.2 Meilen (3.57 km) vorgesehen, an die sich drei Runden von jeweils 8 Meilen anschließen, um auf die 1908 in London erstmals gelaufene Distanz von 26 Meilen und 385 yards zu kommen. Diese Streckenlänge ist mittlerweile der etablierte Standard. Schon in der ersten Runde werden mit dem Admiralty Arch, dem Trafalgar Square, Big Ben, Buckingham Palace mit Victoria Memorial Sehenswürdigkeiten der britischen Hauptstadt erster Güte einbezogen.
In ersten Entwürfen lagen Start und Ziel noch einige 100 m auseinander, mittlerweile sind diese Marken aber eng zusammengerückt, das zusätzliche Streckenstück wird durch eine Wende auf der Westminster Bridge gewonnen.
Die drei großen Runden führen dann an der Themse entlang und kurven durch die City of London mit der St. Paul´s Cathedral, der Bank of England und The Monument am Streckenrand. Kurz vor der Tower Bridge wird der östlichste Teil der Strecke erreicht, nach einer Wende am Tower Hill geht es zurück. Das Steckenprofil ist ohne nennenswerte Steigungen. Größere Probleme könnte allerdings die Startzeit von 11 Uhr bereiten, denn Anfang August kann es zur Mittagszeit auch in London recht warm werden. Wie allerdings die Verhältnisse ein Jahr zuvor zeigen, sind solche Sorgen in London weniger begründet als bei internationalen Meisterschaften zuvor (Atlanta, Osaka, Berlin, Barcelona, etc.).
Auch für die Zuschauer ist der Kurs recht attraktiv, mit etwas Geschick kann man insbesondere auf der großen Runde, die Athleten mehrmals vorbeilaufen sehen. Da man in London vom Leistungsniveau hochkarätige Felder erwarten kann, könnte sich ein Besuch an der Strecke durchaus lohnen. Aber neben sportlicher Begeisterung sollte man dann ausreichend Geld mitbringen, denn auch dem Zuschauer dürften in London (finanzielle) Höchstleistungen abverlangt werden.
Helmut Winter
Der Autor dankt AIMS-Secretary Hugh Jones für seine Unterstützung.
OLYMPIA – Die Leichtathletik schaut schon auf London 2012