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01
11
2009

In der Influenza-Saison sollte man große Menschenansammlungen meiden, aufs Händeschütteln und Küsschen auf die Wange verzichten. Husten und niesen Sie am besten in die Armbeuge oder in ein Taschentuch und waschen Sie sich anschließend gleich die Hände.

Neue Influenza A (H1N1) – „Schweinegrippe“ – Dr. Dr. Lutz Aderhold vom Verein zur Förderung des Ultramarathonlaufes in Deutschland

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Im April 2009 ist ein neues Influenzavirus A (H1N1) aufgetreten, das leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann und dessen genetische Zusammensetzung als „Schweinevirus“ angegeben wurde. Da die Infektionen in mehreren Kontinenten nachgewiesen wurden, waren die Kriterien der WHO für eine Pandemie erfüllt. Derzeit gibt es bei Menschen praktisch keine nennenswerte Immunität.

Obwohl es auch in Deutschland zu einzelnen Todesfällen gekommen ist, sind die gegenwärtig beobachteten Krankheitsverläufe bei einer Infektion mit Neuer Influenza A (H1N1) in Schwere und Verlauf unterhalb von Beobachtungen aus früheren Pandemien. Bei der Mehrzahl der weltweit beobachteten schweren Verläufe und Todesfällen lagen häufig Risikofaktoren vor. Anders als bei der saisonalen Influenza erkranken aber häufiger Kinder, Jugendliche  und junge Erwachsene, ältere Erwachsene dagegen selten. Bei Erwachsenen über 65 Jahre scheint offenbar eine gewisse Grundimmunität vorzuliegen.

Es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, die Infektions- und Erkrankungsraten durch das Neue Influenza A (H1N1)-Virus für die kommende „Influenza-Saison“ vorherzusagen.
Daten aus früheren Influenza-Pandemien lassen aber erwarten, dass es im Winterhalbjahr 2009/2010 zu einer stärkeren Ausbreitung des Neuen Influenzavirus A (H1N1) kommen wird. Mutationen könnten zu einer höheren Pathogenität des Virus mit Zunahme schwerer Krankheitsverläufe führen. Auch über Art und Zeitpunkt einer solchen Entwicklung sind keine konkreten Aussagen möglich.

Durch die wissenschaftliche und technische Entwicklung ist man erstmals in der Lage, in das pandemische Geschehen einzugreifen. Drei Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen, zunächst ist aber nur Pandemrix verfügbar. Dieser Impfstoff enthält als Konservierungsstoff Thiomersal (quecksilberhaltige Verbindung), was zu allergischen Reaktionen führen kann und ein Adjuvans als Wirkverstärker. Die Kenntnisse über die Wirksamkeit und Sicherheit der entwickelten Impfstoffe beruht auf Studien von Impfstoffen mit anderen Viruskomponenten. Auch diese Impfstoffe enthielten Adjuvantien.

Klar ist aber auch, dass die neuen Impfstoffe gegen Influenza A (H1N1) bisher nicht an großen Kollektiven getestet sein können. Die von der STIKO (Ständige Impfkommission) jetzt herausgegebene Impfempfehlung beruht deshalb auf Analogieschlüssen und einer Nutzen-Risiko-Bewertung. Durch die sich ständig ändernde Datenlage wird eine fortlaufende Überprüfung und gegebenenfalls eine Änderung vorgenommen. Bei nicht wenigen Fragen tappen auch die Experten im Dunkeln, was allerdings an der Sache und nicht an deren Fähigkeiten liegt.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt soll die Impfung  gegen die Neue Influenza A (H1N1) in folgender Reihenfolge vorgenommen werden:

1. Beschäftigte im Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege

2. Personen ab einem Alter von 6 Monaten mit erhöhter Gefährdung infolge einer Grunderkrankung (Atemwegskrankheiten, Herz-Kreislaufkrankheiten, Stoffwechselkrankheiten, v.a. Diabetes mellitus, Nieren- und Leberkrankheiten, neurologische und neuromuskuläre Krankheiten  sowie Krankheiten, die das Immunsystem und die Atemfunktion beeinträchtigen)     

3. Schwangere und Wöchnerinnen

4. Haushaltskontaktpersonen, die eine Infektionsquelle für Risikopersonen (s. 2. u. 3.) darstellen können

5. Alle übrigen Personen ab dem Alter von 6 Monaten bis 24 Jahren

6. Alle übrigen Personen im Alter von 25 bis 59 Jahren

7. Alle übrigen Personen ab 60 Jahre

Die Impfung ist freiwillig und Niemandem kann die Entscheidung abgenommen werden, ob er sich impfen lässt oder nicht.

Der Nutzen sollte überwiegend bei chronisch Kranken das Risiko übersteigen und die Impfung kann für diesen Personenkreis empfohlen werden. Die Impfziele allgemein sind eine Reduktion der Krankheits- und Todesfälle sowie eine Verminderung der Virusausbreitung durch Induktion einer Grundimmunität in der Bevölkerung. Da Personen mit chronischen Grundkrankheiten sowie Schwangere und Wöchnerinnen ein mehrfach erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, sollen diese Risikogruppen vordringlich geimpft werden.

Wegen eines erhöhten Infektionsrisikos oder der Möglichkeit Risikopatienten zu infizieren, sollen auch Beschäftigte im Gesundheitsdienst und Wohlfahrstpflege zuerst geimpft werden. Da für Schwangere bisher keine Daten zur Sicherheit der adjuvanten Impfstoffe vorliegen, soll dieser Personenkreis mit einem nicht-adjuvanten Impfstoff geimpft werden. In jedem Fall ist vorher eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung vorzunehmen.

Unabhängig von diesen Maßnahmen wird die Impfung gegen die saisonale Influenza empfohlen. Nur ein zeitversetztes Impfen beider Influenza-Impfstoffe ermöglicht dabei die Zuordnung eventueller unerwünschter Nebenwirkungen. Eine prophylaktische Einnahme von antiviralen Arzneimitteln (Neuraminidasehemmer) ist nicht zu empfehlen.

Zur Verhinderung einer Ausbreitung des Virus werden risikominimierende Maßnahmen, wie eine regelmäßige Händehygiene (Händewaschen mit Seife und Wasser oder Verwendung von alkoholischen Händedesinfektionsmitteln), Verwendung von Atemschutzmasken, Isolation von Erkrankten und die Einhaltung von Regeln beim Husten und Niesen, als wirksam eingeschätzt.

In der Influenza-Saison sollte man große Menschenansammlungen meiden, aufs Händeschütteln und Küsschen auf die Wange verzichten. Husten und niesen Sie am besten in die Armbeuge oder in ein Taschentuch und waschen Sie sich anschließend gleich die Hände.

Influenzaviren werden nämlich überwiegend durch Tröpfchen, Oberflächen und Hände übertragen. Hier unterscheidet sich die Neue Influenza (H1N1) nicht von der saisonalen Influenza. Wenn Sie sich krank fühlen, bleiben Sie möglichst daheim und falls nötig, nehmen Sie telefonisch Kontakt zu Ihrem Arzt auf.      

Eine generelle Impfempfehlung gegen die Neue Influenza A (H1N1) kann für den sportlich aktiven Läufer nicht gegeben werden. Hier ist das Nutzen-Risiko-Verhältnis aufgrund bestehender Grunderkrankungen und des möglichen Infektionsrisikos individuell zu ermitteln. Dessen ungeachtet gilt aber die Empfehlung zur Impfung gegen die saisonale Influenza (siehe auch Beiträge „Erkältungskrankheiten und Influenza“ und „Impfen und „Sport“).

Literatur:

Epidemiologisches Bulletin Nr. 41/2009 des Robert-Koch-Instituts
Zepp F. Ruf B.R.:
H1N1 Update. Kompendium Influenza 2009
Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2009

Dr. Dr. Lutz Aderhold – Verein zur Förderung des Ultramarathonlaufes in Deutschland

Verein zur Förderung des Ultramarathonlaufes in Deutschland

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