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12
07
2011

Mittwoch berät der deutsche Sport über eine neue Bewerbung. In Berlin würden fast alle Parteien einen weiteren Anlauf unterstützen. Aus Sicht von Stadtplanern könnte Olympia einen Schub für die Stadtentwicklung bringen.

Neue Bewerbung – Ganz große Koalition für Olympia in Berlin – Sabine Beikler und Robert Ide im Tagesspiegel

By GRR 0

In der Berliner Politik wächst der Wunsch nach einem neuen Anlauf für Olympische Spiele – wenn auch die Forderung danach noch vorsichtig vorgetragen wird. „Falls der deutsche Sport das möchte, wäre das natürlich ein Thema“, hieß es aus der Senatskanzlei des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD).

In diesem Fall müsse „eine Berliner Bewerbung aber Angelegenheit des ganzen Landes werden“. Auch Grüne, Linke, CDU und FDP zeigten sich prinzipiell offen für eine neue Bewerbung und bilden damit mitten im Wahlkampf eine ganz große Koalition für den Sport. „Berlin kann so etwas aber nicht alleine schultern, weil in den vergangenen Jahren versäumt wurde, die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen“, sagte Grünen-Spitzenkandidatin Renate Künast auf Nachfrage.

Nach der gescheiterten Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2018 will der deutsche Sport am Mittwoch darüber beraten, ob er einen neuen Versuch unternimmt. Die Wintersportverbände drängen intern auf einen zweiten Anlauf Münchens für die Spiele 2022. Der Ehrenpräsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) Manfred von Richthofen hatte sich dagegen im Tagesspiegel für eine Kandidatur Berlins für die Sommerspiele 2020 ausgesprochen. Bei der Kür, die in zwei Jahren stattfinden würde, gilt eine europäische Stadt als aussichtsreich.

Dem DOSB-Präsidenten Thomas Bach, der sich offenbar 2013 zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees wählen lassen will, wird intern nachgesagt, seine Kandidatur nicht mit einer gewichtigen Bewerbung um Sommerspiele belasten zu wollen. Bach hatte sich zuletzt intensiv für München eingesetzt. „Solange noch offen ist, ob München erneut antritt, sollten sich alle zurückhalten“, mahnt deshalb Künast. Zudem müsse es gemeinsam mit dem Sport eine Analyse geben, warum zuletzt viele deutsche Bewerbungen gescheitert seien.

Der Berliner CDU-Parteichef und Spitzenkandidat Frank Henkel unterstützt dagegen eine erneute Bewerbung ohne Wenn und Aber . „Ich bin für Olympische Spiele. Berlin verfügt über alle Voraussetzungen und hat eine leistungsfähige Infrastruktur“, sagte Henkel. „Wir haben gute Sportstätten und ein faires und begeisterungsfähiges Publikum.“ Auch FDP-Chef und Spitzenkandidat Christoph Meyer begrüßte „ausdrücklich eine Bewerbung Berlins“.

Aus Sicht von Stadtplanern könnten die Olympischen Spiele gemeinsam mit den Paralympischen Spielen einen Schub für die Stadtentwicklung bringen. Viele moderne Sportstätten sind vorhanden, fürs Olympische Dorf könnte ein neues Stadtquartier entstehen. 1993 war die Kandidatur Berlins für die Spiele 2000 kläglich gescheitert. Inzwischen haben aber Großevents wie die Fußball-WM, die Leichtathletik-WM und Marathon die Stadt bewegt.

Selbst die Linke, die Großprojekten skeptisch gegenübersteht, gibt sich neuen Olympiaplänen gegenüber aufgeschlossen. „Ich sage nicht kategorisch Nein“, sagte Wirtschaftsenator Harald Wolf auf Nachfrage. Der Linken-Spitzenkandidat sprach sich – wie übrigens die CDU auch – dafür aus, dass Bund, Land und Sport eine solche Bewerbung gemeinsam finanzieren müssten.

Berlin ist derzeit mit 62 Milliarden Euro verschuldet. Und ab 2020, dem möglichen Olympia-Jahr also, dürfen die Länder laut Schuldenbremse auch keine neuen Kredite mehr aufnehmen.

 Sabine Beikler und Robert Ide im Tagesspiegel, Dienstag, dem 12. Juli 2011

author: GRR

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