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23
05
2025

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Nachlese zum 52. GutsMuths-Rennsteiglauf – Vor 50 Jahren Sieger und bis heute dabei – Dr. Hans-Georg Kremer

By GRR 0

Blättert man im ersten Ergebnisheft des Rennsteiglaufes, welches 1975 zum 50 Meilen GutsMuths- Gedenklauf (nach heutiger Zählung der 3. GutsMuths-Rennsteiglauf) herausgegeben wurde, so findet man viele interessante Details.

Insgesamt kamen 813 Läufer und Wanderer beiderlei Geschlechts in Neuhaus am Rennsteig ins Ziel. Der Start für die „Lange Strecke“ mit 82 Kilometer,  nach Karten vermessene Strecke, war am Heuberghaus bei Friedrichroda, wo heute ein Gedenkstein an den Taschenlampenstart erinnert.

Taschenlampenstart deswegen, weil in der Nacht um 1.00 Uhr (etwas angelehnt an das Vorbild der „100 Kilometer von Biel) gestartet wurde. Damit sollte auch den Wanderern ein Erreichen des Ziels vor Einbruch der Dunkelheit ermöglicht werden.

Als erstes fällt beim Durchblättern auf, das eine Auswertung sportmedizinischer Untersuchungsergebnisse veröffentlicht wurde. Alle Teilnehmer der langen Strecke wurden vor dem Start im Wettkampfzentrum, der Salzmann-Oberschule in Schnepfenthal, umfangreich durch Sportmediziner der Jenaer Universität untersucht. Dazu kam noch eine Auswahl von medizinisch untersuchten Teilnehmern unterwegs und im Ziel.

Die HSG Uni Jena (heute USV Jena e. V.) und die Universität Jena waren der Organisator der Veranstaltung. Gesamtleiter Hans-Georg Kremer (HSG Uni Jena), war 2025 als einziger an allen 52 Rennsteigläufen, davon neun Mal den Supermarathon, erfolgreich dabei.

Technischer Leiter war Herbert Weiß von der SG Beerberg Goldlauter. Der Meldechef Jens Wötzel (HSG Uni Jena), war 2025 zum 51. Mal dabei, davon vier Mal beim Supermarathon.

Organisationsleiter Wolf-Dieter Wolfram (HSG Uni Jena), hat insgesamt 50 Teilnahmen, davon drei Mal beim Supermarathon.

Den höchsten Stellenwert hatten nach Meinung der Jenaer Organisatoren die 4er- Mannschaften, die gemeinsam die ganze Strecke liefen und das Ziel erreichten, nach dem Modell des ersten Rennsteiglaufes von 1973, wo vier Läufer die ganze Strecke zusammenbleiben mussten. Insgesamt 23 Mannschaften kamen in diese Wertung.

Sieger wurde die Mannschaft der DHFK mit 9:22:38 (Christian Menschel, Dr. Siegwart Karbe, Dr. Wilfried Ehrler, Volker Matthausen)

Nach dieser Mannschaftswertung folgte die Studentenwertung. Die Fachgruppe Orientierungslauf des Präsidiums für Hoch- und Fachschulsport (der Fachverband für Studentenwettkämpfe in der DDR), hatte es überhaupt erst ermöglicht, dass der Rennsteiglauf offiziell in einen DDR- Terminkalender kam und nach entsprechender Genehmigung als Wettkampf für Studenten und Angehörigen von Hoch- und Fachschulen veröffentlicht werden durfte.

In der Klasse A bei den Studenten siegte kein Geringerer als der 50km- Olympiasieger im Gehen Christoph Höhne in 6.49.48.

In der Klasse B siegte bei den Studenten Wolfgang Nadler mit 7.51.09.

Erst an dritter Stelle im Ergebnisheft folgten die Ergebnisse der Gesamtwertung.

  1. Wolfgang Kahms Einheit Pankow 6.16.14.

Hier wurden auch die zehn Frauen, die dann das Ziel erreichten, eingeordnet. Mit 82 Kilometern dürfte es in Deutschland einer der ersten Ultra-Wettkämpfe wo Frauen mitgelaufen sind, gewesen sein. Schnellste Frau war Christel Cladun von der SG Dynamo Elbe mit 10:46:35.

Wolfgang Nadler war seit 1975 immer beim Rennsteiglauf auf der Ultra-Marathonstrecke dabei. Er war der letzte der dies 2025 schaffte, nachdem Roland Winkler aus Berlin im Vorjahr aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden musste. Dies hätte 2025 auch Wolfgang Nadler passieren können, der sich im Vorfeld bei häuslichen Arbeiten einen Muskelfaserriss zugezogen hatte. Trotzdem ging er am 17. Mai in Eisenach an den Start, hochgeehrt von den über 2500 Startern, Organisatoren und Zuschauern auf dem Marktplatz in Eisenach.

Dem Zeitungsreporter Dirk Pille erzählte Nadler vor dem Start: „Das er in Jena geboren wurde, später bis zum Schulanfang bei seiner Großmutter in Oechsen/Rhön wohnte. Laufen tat er erst seit 1974, als er sich in Leipzig als Mathematik-Student der Uni-Laufgruppe anschloss…Ausdauer hatte ich aber schon immer. Er fuhr mit dem Rad bis Rumänien und Bulgarien.“

Seinen ersten Rennsteiglauf bestritt er, ohne zu wissen, was ihn 1975 erwarten würde. „Ich fand es interessant, mal früh um eins mit Taschenlampe zu starten. Ich kannte die Streckenlänge nicht, bin viel zu schnell angegangen“, erinnert sich Nadler, der bei Kilometer 60 Krämpfe bekam und dachte: „Nie wieder so einen Blödsinn.“

Dann blieb er dabei und außer den erfolgreichen Rennsteigläufen, beteiligte er sich u. a. am 1997 organisierten Rennsteigrekordlauf „100 laufen gemeinsam 100 Kilometer“, 1999 am Rekordlauf „82 laufen 82“ und 2001 am 5. Gesamtdeutschen Rennsteiglauf über 55km, alle auf dem Rennsteig ausgetragen. Außerdem suchte findet man ihn bei weiteren Ultraläufen, in der DUV Statistik mit 77 Suchergebnissen (75 Veranstaltungen mit 6374.32 km).

Seine längste Distanz war das 24-h-Rennen von Pilsen, als er 191 km lief. In den letzten Jahren findet man ihn immer wieder bei Mehretappenläufen. Die Läuferlaufbahn führte ihn durch ganz Europa. Im Jahr 2010 zum Beispiel von Wittenberg nach Rom – von Luther zum Papst. Fürst Albert II. gratuliert ihm und seiner Laufgruppe für die absolvierten Kilometer von Bitterfeld nach Monaco. Wolfgang Nadler hätte sich auch als begeisterter Anhänger der Friedensläufe bis nach St. Petersburg aufgemacht, doch die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine ließen das nicht zu. Stattdessen lief man 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung die einstige deutsch-deutsche Grenze ab. „Wir müssen jedes Jahr was machen“, betont Nadler, „sonst fällt die Gruppe auseinander“ sagte er einem Zeitungsreporter. Als aktiver Schachspieler, -trainer und -funktionär hat der pensionierte Lehrer vor einer Weile Schluss gemacht.

Beim 52. GutsMuths-Rennsteiglauf 2025 musste Nadler auf Grund seiner Verletzung, trotz physiotherapeutischer Betreuung durch seine Tochter und den „100km Thüringen Ultra“-Cheforganisator Gunther Rothe, bei Kilometer 54 in Oberhof aufhören, womit er aber in die offizielle Wertung des 52. GutsMuths-Rennsteiglaufs kommt.

Weitere historische Hintergründe kann man die „Jubiläumsbuch – 50 Jahre Rennsteiglauf“ entnehmen, welches über den Autor der Zeilen (hans-georg.kremer@uni-jena.de) für 20 € + Porto bestellt werden kann.

Interessant ist auch eine Broschüre vom vierfachen Rennsteiglaufsieger Dietmar Knies, zu der er schreibt: „Alle Finisher sind die Helden des Rennsteiglaufes, doch mein Augenmerk galt schon immer den Gesamtsiegern auf den drei Hauptstrecken Supermarathon, Marathon und Halbmarathon.“ Dietmar Knies widmete vor fast 15 Jahren genau diesen Läuferinnen und Läufern ein nettes Büchlein mit dem Titel „Alle Rennsteiglaufsieger von 1973 bis 2010 in Wort und Bild vorgestellt“. Nach dem 50. Rennsteiglauf war die Zeit gekommen, sich in einer zweiten Auflage nunmehr den Gewinnern der Jahre 2011 bis 2023 zu widmen: Rein zahlenmäßig wurden in diesem Zeitraum 72 erste Plätze vergeben. Unter Berücksichtigung zahlreicher Mehrfachsieger blieben schließlich 22 Männer und 21 Frauen übrig. Fotos von der Siegerpräsentation im VIP-Zelt und (fast) allen Zieleinläufen, zwei- bzw. dreiseitige Wettkampfberichte sowie einige nette Episoden runden das 136-seitige Werk im handlichen A5-Format ab. Während die erste Auflage längst vergriffen ist, sind von Teil 2 noch genügend Exemplare vorhanden, die man unter fam.knies@gmx.de bestellen kann.“

Von Matthias Thiel bekamen wir den Link zur ersten Ausgabe der Laufzeit, die vor 35 Jahren zum Rennsteiglauf 1990 erschienen war.

https://www.laufzeit.de/die-erste-ausgabe-der-laufzeit/

In der letzten Presseinformation gab es einen Spendenaufruf, der leider einen falschen Link enthielt. Hier die Korrektur.

17 km-Wanderung für schwerkranken Cousin

Obwohl der GutsMuths-Rennsteiglauf jedes Jahr wieder ein Massenspektakel ist, stehen auch immer wieder Einzelschicksale im Fokus. Zur 52. Auflage am 17. Mai 2025 war die Ilmenauerin Susanne Werneburg auf der 17 km-Wanderung von Oberhof nach Schmiedefeld unterwegs. Dabei war es ihr eine Herzensangelegenheit auf eine Spendenaktion für ihren an einer speziellen Form von multipler Sklerose erkrankten Cousin, Christopher Ritter, Werbung zu machen. Dafür nutzte Sie ihre Laufjacke mit dem Aufdruck der Internetadresse. Dessen Mutter hatte die Spendenaktion initiiert, weil die Krankenkasse die Stammzellentransplantation für Christopher nicht übernimmt. „Die Zusage der UKE-Klinik in Hamburg-Eppendorf liegt uns vor, dafür sind aber 55.000 Euro erforderlich“, so Susanne Werneburg. Den beachtlichen Betrag von 25.000 Euro stemmt die Familie aus einer Privatinitiative. Trotzdem fehlen derzeit noch 4.300,00 Euro. „Ich hoffe, dass sich durch meine Aktion zum 52. GutsMuths-Rennsteiglauf einige Läuferherzen für eine Spende für Christopher aktivieren konnte“, hoffte Werneburg. Möglich ist dies unter der Internetadresse https://gofund.me/3dc49a14

Hans-Georg Kremer

Dr. Hans-Georg Kremer
Ziegenhainer Str. 77
07749 Jena
Tel.: 03641-363094

Vereinskonto bei der Flessaban
IBAN: DE97 7933 0111 0002 3408 12
WSV ProSeniores e.V.
Vorsitzender
https://wsv-proseniores.de/

 

 

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