Dr. Dr. med. Lutz Aderhold - Muskelverletzungen ©privat
Muskelverletzungen – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Häufigste Ursachen von Muskelverletzungen sind: statische Probleme, alte Verletzungen, unzureichendes Aufwärmen, Ermüdung der Muskulatur, Dysbalancen und falsche Schuhwahl (Aderhold und Weigelt 2012). Eine Muskelverletzung kann sich über eine Muskelverhärtung anbahnen und ist immer auf strukturelle Schäden der Muskelzellen zurückzuführen.
Eine Muskelverhärtung und eine Muskelzerrung sind nur mikroskopisch darstellbar (Mikroläsion). Muskelfaserrisse sind Verletzungen, die klinisch als strukturelle Läsion imponieren. Die Muskeln können durch direkte Traumatisierung und durch Überlastung geschädigt werden.
Durch die Heterogenität der Muskelverletzungen ist eine eindeutige Differenzierung sehr viel schwieriger als z.B. bei Frakturen. Müller-Wohlfahrt et al. (2010, 2013) haben eine neue Klassifikation der Muskelverletzungen, insbesondere in Bezug auf die therapeutischen Konsequenzen, vorgenommen.
Bei den im Sport vorkommenden Muskelproblemen handelt es sich um schmerzhafte Muskelverhärtungen, -zerrungen, -faserrisse, -bündelrisse oder gar traumatische oder funktionelle Kompartmentsyndrome.
Kontusionsverletzungen entsthehen durch eine direkte Krafteinwirkung. Muskelkontusionen treten häufig bei Kontaktsportarten auf. Üblicherweise reißen bei einer Kontusion keine Muskelfasern, sondern es kommt durch eine Muskelquetschung mit Gefäßläsion zu einer Einblutung, bei der Muskelstrukturen verdrängt werden. Es entsteht dann ein Hämatom, das im schlimmsten Fall auch zu einem Kompartmentsyndrom führen kann. Meist ist die ganze Region druckschmerzhaft.
Bei der Muskelverhärtung ist die Muskelspannung des gesamten Muskelstrangs erhöht. Der Muskel wird als rigide, unelastisch und verkürzt empfunden. Es stellen sich ein Ziehen, zunehmendes Spannungsgefühl und Schmerzen bei anhaltender Belastung ein. In Ruhe bestehen keine Schmerzen. Der Muskel ist bei Druck schmerzhaft und der Sportler zeigt bei Dehnung eine Abwehrreaktion Es werden zwei Typen der schmerzhaften Muskelverhärtungen unterschieden.
Die ermüdungsbedingte Muskelverhärtung tritt durch Überlastung bzw. Ermüdung, z.B. nach hoher Trainingsintensität auf. Diese Form kann auch noch 24 h nach der Belastung auftreten und zeichnet sich durch einen „trockenen" Palpationsbefund aus. Die neurogene Muskelverhärtung tritt infolge struktureller oder funktioneller Störungen im Bereich der Lendenwirbelsäule oder des Iliosakralgelenks auf. Sie setzt rasch während der Belastung ein. Es findet sich ein Ödem im Bereich des Muskels.
Die Muskelzerrung zeichnet sich durch eine Entgleisung der Muskelspannungsregelung aus. Es kommt relativ schnell zu einem Anstieg des Muskeltonus. Es treten ein Ziehen, zunehmendes Spannungsgefühl und dann ein krampfartiger Schmerz auf. Muskelzerrungen treten meist im Bereich des Muskelbauchs (Wadenmuskulatur, ischiokrurale Muskulatur) auf. Es liegt eine Verdickung und ödematöse Verquellung vor, die Palpation ist schmerzhaft. Die passive Dehnung ist nicht schmerzhaft, lindert häufig sogar die Beschwerden. Strukturunterbrechungen und Hämatome sind nicht vorhanden.
Je länger der Muskel belastet wird, desto ausgeprägter wird die Symptomatik. Bei Missachtung der Beschwerden kann es z.B. beim Sprintversuch zum Faserriss kommen. Ursächlich können unzureichendes Aufwärmen oder ein schneller Belastungswechsel (Sprint) mit Überdehnung einzelner Muskelfasern sein.
Eine Muskelzerrung kann auch chronisch werden (Vounatsos 2012).
Differenzialdiagnostisch ist bei der Muskelzerrung das myofasziale Schmerzsyndrom abzugrenzen. Während es bei der Muskelzerrung zu einer ödematösen Verquellung und Verhärtung in einem größeren Areal des Muskelbauchs kommt, treten beim myofaszialen Schmerzsyndrom sogenannte Triggerpunkte (synonym wird der Begriff Myogelose verwendet) meist in Gruppen bzw. Ketten entlang des Muskelverlaufs auf. Bei Triggerpunkten handelt es sich um lokale schmerzhafte Druckpunkte, die ebenfalls ödematös verquollen (Viskositätserhöhung) und verhärtet sind (überkontrahierte Muskelfaserbündel).
Die Palpation dieser Punkte löst einen lokalen und fortgeleiteten Schmerz aus. Die Bewegung ist eingeschränkt, es besteht ein Gefühl der Schwäche und Steifheit. Ursachen sind Schon- und Fehlhaltungen, einmalige oder wiederholte Überlastungen, Kälte, Verletzungen, Dysbalancen und psychische Belastungen (Laser 2007; Dejung 2009; Gautschi 2013).
Muskelfaserrisse sind Risse von Sekundärbündeln, auch als „Fleischfasern" bezeichnet. Diese Verletzungen sind makroskopisch sichtbar. Die Abgrenzung eines Muskelfaserrisses von einem Muskelbündelriss liegt bei etwa 5 mm Querausdehnung (Müller-Wohlfahrt et al. 2010). Größere Verletzungen sind Muskelrisse und sehnige Muskelausrisse. Während Muskelfaserrisse zumeist vollkommen ausheilen, kann es bei Muskelbündelrissen zu einer Defektheilung mit Narbenbildung kommen.
Muskelfaserrisse entstehen meist durch eine Längsdehnung bei bestehendem Hypertonus bzw. bei gleichzeitiger aktiver Kontraktion über die Elastizitätsgrenze hinaus. Muskelfaser- und -bündelrisse entstehen meist am Muskel-Sehnen-Übergang (ischiokrurale Muskulatur, Wadenmuskulatur, Adduktoren). Muskelfaserrisse treten meist plötzlich auf, wobei eine nicht ausgeheilte Muskelzerrung begünstigend wirkt. Die Lendenwirbelsäule kann in Form von funktionellen oder strukturellen Störungen ursächlich mitbeteiligt sein.
Der Sportler spürt einen spitzen, nadelstich- bis messerstichähnlichen Schmerz und nimmt sofort eine Schonhaltung ein, da eine weitere Bewegung die Beschwerden verschlimmert. Es existieren ein Zentrum mit Druckschmerz sowie Dehnungsschmerz. Bei der Untersuchung durch abtasten (Palpation) ist die Muskelstruktur unterbrochen. Laborchemische Parameter (Kreatinkinase, Myoglobin) sind für die Interpretation von diesen Muskelverletzungen nicht aussagekräftig. Zur Diagnosesicherung können die Sonographie (Ultraschall) und die Magnetresonanztomografie (MRT) dienen. Durch die Zerreißung von Fasern kommt es zu einer Blutung, die meist nach 24 Stunden als Hämatom erkennbar ist.
Es folgt eine Entzündungsreaktion, an die sich die Regeneration anschließt, bei der neue Muskelfasern gebildet werden, die teilweise kürzer sind oder Narbengewebe enthalten. Das kann die Elastizität und Dehnbarkeit eingeschränken.
Therapie
Bei richtiger Einschätzung und Therapie kann eine Muskelverhärtung in 1 – 3, eine Muskelzerrung in 3 – 5 und ein Muskelfaserriss in ca. 10 – 14 Tagen auskuriert werden. Der entscheidende Vorteil des Profis gegenüber dem Freizeitsportler liegt in der kontinuierlichen und täglichen Behandlung durch den Sportphysiotherapeuten, den Masseur und den Rehabilitationstrainer. Dies ist der Grund, warum der „Normalsportler" eine längere Heilungsphase benötigt.
Die Primärversorgung der Muskelverletzungen erfolgt nach dem Pech-Prinzip. Das verletzte Gebiet wird mit einem im Eiswasser (Hot Ice) getränkten Schwammes großflächig für ca. 20 Minuten gekühlt. Bei Verdacht auf einen Muskelfaserriss oder auch eine größere strukturelle Verletzung wird die Hot-Ice-Bandage (Idealbinde mit Eiswasser getränkt) unter starkem Druck großflächig angewickelt. Dieser Druckverband kann von außen immer wieder mit Eiswasser getränkt werden. Die betroffene Körperstelle wird hochgelagert.
Der Vorteil der Eiswasserbehandlung besteht darin, dass die Absenkung der Gewebetemperatur anhält. Eine reaktive Hyperämie, wie bei klassischer Eisbehandlung tritt nicht ein (Müller-Wohlfahrt et al. 2010). Das Ziel der möglichst raschen Blutstillung mit Druckverband und „Hot-Ice" ist es, die Einblutung so gering wie möglich zu halten, um die lokale Entzündungsreaktion auf das zur Heilung nötige Maß zu beschränken.
Durch gezielte Injektionen kann frühzeitig in die Tonusregulation und die metabolischen Vorgänge des Muskels eingegriffen werden. Hier werden Lokalanästhetika, Homöopathika (Traumeel®, Zeel®) oder auch Actovegin® (Hämoderivat aus Kälberblut mit physiologisch ausgewogener Mischung aus Aminosäuren; derzeit besitzt dieses Präparat in Deutschland keine Zulassung) eingesetzt. Oral können Enzyme (Wobenzym®, Bromelain®), Elektrolyte und Spurenelemente (Magnesium, Zink), Antioxidanzien (Vitamin A, C, E), nichtsteroidale Antiphlogistika (Diclofenac, Ibuprofen) zur Unterstützung gegeben werden.
Salbenumschläge mit arnikahaltigen Präparaten oder Heilerde (Enelbin®) fördern die Rückbildung von Entzündungen und Schwellungen. Steroide werden in der Therapie muskulärer Verletzungen weder lokal noch systemisch eingesetzt. Die Supplementierung mit Eiweiß bzw. Aminosäuren soll die Regeneration der Muskulatur beschleunigen.
Postakut ist die Therapie der Muskelkontusion eine Domäne der Physiotherapie und physikalischen Medizin. Die Enzymeinnahme unterstützt den Abschwellungsprozess und die Rückbildung der posttraumatischen Entzündung. Bereits am Folgetag ist Radfahren und Aqua-Jogging möglich.
Muskelverhärtungen (Muskelhartspann) lassen sich durch warme Bäder, Stretching und Massagen behandeln. Bei Muskelverhärtungen hat sich das Kinesio-Taping bewährt (Reichardt u. Lutter 2010; Sielmann u. Christiansen 2010; Kumbrink 2011). Eindeutige wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der beliebten bunten Kinesiotapes gibt es bisher nicht (Williams et al. 2012; Mostafavifar et al. 2013).
Ein lockeres Lauftraining ist bereits am 2. Tag nach der Muskelverhärtung wieder möglich. Besser ist aber, Sie starten zunächst mit Radfahren oder Aqua-Fitness. Bei der neurogenen Muskelverhärtung haben sich Injektionsbehandlungen (lumbal) bewährt, Massagen sollten allerdings unterbleiben, um keine hartnäckigen Nervenreizungen zu provozieren. Bei Muskelverhärtungen werden die Elektrotherapie zur Herstellung des neuromuskulären Gleichgewichts und Ultraschall zur Mikromassage eingesetzt.
Muskelzerrungen werden mit lokalen Injektionen (Lokalanästhetika) behandelt. Auch das Anstechen der Trigger-Punkte mit Akupunktur-Nadeln (Dry-Needle-Technik) zeigt gute Erfolge. Dehnübungen erfolgen im schmerzfreien Bereich. Die Elektrotherapie stellt das neuromuskuläre Gleichgewicht wieder her und Ultraschall wirkt wie eine Mikromassage. Die klassische Massage – unter Aussparung der eigentlichen Verletzungsstelle – lockert die Muskulatur. Ab dem 2. Tag nach der Muskelzerrung ist ein leichtes Lauftraining möglich, zunächst ist die Bewegung im Wasser als Aqua-Jogging ratsam. Die Thermotherapie unterstützt ab dem 3. Tag die Regeneration.
Nach 5 Tagen ist meist die volle Trainierbarkeit wieder gegeben. Noch nicht ratsam sind schnelle und explosive Bewegungen. Bei chronischen Muskelzerrungen und Triggerpunkten helfen die Querfriktion nach Cyriax und die Triggerpunkt-Massage (schmerzhaft!). Auch die kurzfristige Gabe von muskelrelaxierenden Medikamenten kann in hartnäckigen Fällen versucht werden.
Bei Muskelfaserrissen erfolgt am Tag der Verletzung die Erstversorgung nach der Pech-Regel (s.o.). Zusätzlich können lokale Injektionen vorgenommen (Wiederholung am 2. und 4. Tag) und Enzyme oral verabreicht werden. Es wird ein entlastender Salbenverband (Enelbin®, Kyttasalbe®, Reparilgel®) angelegt. Ab dem 1. Tag nach der Verletzung können die Elektrotherapie zur Tonusregulierung, manuelle Lymphdrainage und die klassische Massage (nicht im Verletzungsbereich) vorgenommen werden. Ab dem 4. Tag ist auch Ultraschall als Mikromassage möglich.
Ein leichtes Lauftraining (maximal 20 Minuten) ist 5 Tage nach einem Muskelfaserriss wieder möglich. Auch können jetzt leichte Querfriktionen des Verletzungszentrums und aktives Stretching vorgenommen werden. Die Querfriktion nach Cyriax ist eine Spezialmassage an Muskeln, Sehnen und Sehnenknochenübergängen. Bei der Querfriktion erfolgt die Friktion des betroffenen Bereichs quer zur Verlaufsrichtung der Fasern mit den Fingerkuppen. Die Querfriktion regt die Durchblutung an, senkt den Mukeltonus und löst Gewebsverklebungen. Über die Stimulation von Rezeptoren kommt es zur Schmerzreduktion.
An zugänglichen Partien können Sie die Querfriktion auch als Selbstmassage durchführen.
Die Trainingsintensität ist immer abhängig vom Heilungsverlauf des Faserrisses und dem Tonus im verletzten Muskelstrang. Krafttraining ist so lange nicht ratsam, bis die Verletzung vollkommen ausgeheilt ist. Nach 14 Tagen ist meist das volle Training wieder möglich, allerdings sollten Sie sich mit schnellen und explosiven Bewegungen noch zurückhalten.
Ein Muskelbündelriss stellt eine deutlich schwerere Verletzung dar und benötigt meist 6 – 8 Wochen für die Ausheilung. Jede Muskelverletzung muss ausreichend Zeit zur Ausheilung gegeben werden. Eine Muskelverletzung gilt dann als abgeheilt, wenn keine Schmerzen mehr bei vollständiger Kontraktion des Muskels bestehen. Dies kann Wochen, bei ausgedehnten Verletzungen auch Monate dauern. Nach Zerrungen kann normalerweise nach einigen Tagen das normale Training wieder aufgenommen werden, allerdings nur bei Schmerzfreiheit.
Physikalische Maßnahmen (Wärme) und Massagen können die Verklebungen lösen, die durch das Narbengewebe entstanden sind. Das stellt die normale Flexibilität wieder her. Alternativtraining wie Aqua-Jogging und Fahrradfahren können sinnvoll in den Heilungsprozess eingebunden werden. Dosierte Trainingsbelastungen sind besonders in der Phase der Regeneration, wenn die Muskelfasern die ursprüngliche Struktur erhalten, heilungsbeschleunigend.
An Wettkämpfen sollte erst dann wieder teilgenommen werden, wenn während eines intensiven Trainings keine Schmerzen mehr aufgetreten sind. Durch einen zu frühen Wiederbeginn mit Training und Wettkampf verlängert sich die Erholungszeit schnell um mehrere Wochen.
Vorbeugung
Präventiv wirken die gleichen wie im Kapitel „Muskelkrämpfe und Muskelschwäche" beschriebenen Maßnahmen.
Kompartmentsyndrom
Damit sich Muskeln gegenüber dem umgebenden Gewebe bewegen können, sind sie in einer Hülle aus Bindegewebe (Fascie) eingefasst. Dieses Gewebe ist sehr fest und in der Dehnbarkeit begrenzt. Wenn sich durch Training der Muskel stark vergrößert oder es unter Belastung zu einer Schwellung des Muskels kommt, kann die Durchblutung eingeschränkt werden.
Die Minderversorgung mit Sauerstoff (Hypoxie) führt zu Schmerzen und evtl. auch zu einer weiteren Anschwellung des Muskels. Ursachen sind Einblutungen durch äußere Gewalteinwirkung (traumatisches Kompartmentsyndrom) oder einen Muskelfaserriss sowie ständiges Laufen auf hartem Untergrund oder sehr lange Laufstrecken (funktionelles Kompartmentsyndrom). Als Ursachen kommen auch starke Erhöhungen des Laufumfangs, Schuhwechsel und eine Änderung des Laufstils in Betracht.
Typisch für das Kompartmentsyndrom ist, dass nach einigen Laufkilometern Schmerzen auftreten, die dann zum Abbruch des Trainings führen (Jerosch 2001). Nach einer Ruhephase verschwinden die Schmerzen wieder.
Es können alle vier Logen (Kompartmente) des Unterschenkels betroffen sein. Beim Läufer tritt das vordere Kompartmentsyndrom am häufigsten auf. Durch Druck auf benachbarte Nerven kommt es zu einem Taubheitsgefühl bis in den Fuß. Beim Anheben des Fußes (Dorsalflexion) kann eine Schwäche auftreten. Über dem M. tibialis anterior kann eine Schwellung und Druckempfindlichkeit bestehen.
Auch das Senken des Fußes (Plantarflexion) kann Schmerzen auslösen. Der Druck im Muskelkompartiment kann in Ruhe und während muskulärer Arbeit gemessen werden und damit die Diagnose sichern. Bei den Beschwerden muss insbesondere eine Stressfraktur ausgeschlossen werden.
Auch an ein Schienbeinkantensyndrom (Shin splints), Muskelverletzungen, venöse Insuffizienzen und Nervenläsionen muss gedacht werden.
Therapie
Bei der akuten Form ist eine sofortige Laufpause erforderlich. Eine konservative Behandlung mit abschwellenden Medikamenten (Antiphlogistika), Entwässerung (Diuretika), Hochlagerung, Kältetherapie, Bandagen und physiotherapeutischen Maßnahmen kann versucht werden. Der Bodenbelag, auf dem gelaufen wird, die Lauftechnik, das Training und die Art der Schuhe (Einlagen) müssen analysiert werden. Die Fußheber sollten durch Kräftigungsübungen sowie langsames Bergaufgehen gekräftigt werden (Vounatsos 2012) Bei anhaltenden Beschwerden ist meist die Operation mit Spaltung der Fascie (Fasciotomie) unumgänglich.
Durch die Druckerhöhung in der Loge kann es nämlich zum Untergang von Muskelgewebe kommen. Auch zur Vorbeugung eines möglichen Nierenversagens ist die operative Entlastung angezeigt.
Muskelfaserzerfall (Rhabdomyolyse)
Zu einem Muskelfaserzerfall (Rhabdomyolyse) kann es nach intensiver sportlicher Betätigung kommen. Trainierte Sportler sind weniger betroffen als Untrainierte. Hitze und Dehydrierung können einen Muskelfaserzerfall begünstigen. Es gibt eine ganze Reihe von nichttraumatischen Ursachen, wie z.B. Autoimmunerkrankungen, Toxine, Stoffwechselstörungen, Alkoholexzesse und Medikamente. Von einem relevanten Muskelfaserzerfall muss dann angenommen werden, wenn Muskelschmerzen, Schwächegefühl und eine Schwellung der betroffenen Muskelgruppe auftreten. Ein deutlicher Hinweis ist die rotbraune Verfärbung des Urins durch Myoglobin (Myglobinurie). Das Muskelenzym Kreatinkinase (CK) ist stark erhöht, ebenso die Lactatdehydrogenase (LDH).
Therapie
Eine schnelle ärztliche Hilfe ist erforderlich, denn bei einem Muskelfaserzerfall kann es zum Nierenversagen kommen! Das freigewordene Myoglobin kann die Niere schädigen, indem die Nierentubuli durch Pigmentzylinder verstopft werden. Außerdem kann sich eine Gerinnungsstörung (Verbrauchskoagulopathie) entwickeln. Um das Nierenversagen zu verhindern, werden Infusionen und Diuretika eingesetzt, welche die Ausscheidung des Myoglobins beschleunigen.
Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Literatur:
Aderhold L, Weigelt S. Laufen! … durchstarten und dabeibleiben – vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. Stuttgart: Schattauer 2012.
Dejung B. Triggerpunkt-Therapie. Die Behandlung akuter und chronischer Schmerzen im Bewegungsapparat mit manueller Triggerpunkt-Therapie und Dry Needling. Bern: Huber 2009.
Gautschi R. Manuelle Triggerpunkt-Therapie. Myofasziale Schmerzen und Funktionsstörungen erkennen, verstehen und behandeln. Stuttgart: Thieme 2013.
Jerosch J. Das funktionelle Kompartment-Syndrom im Sport. Dtsch Z Sportmed 2001; 52:142-3.
Kumbrink B. K-Taping: Ein Praxishandbuch. Grundlagen, Anlagetechniken, Indikationen. Berlin: Springer 2011.
Laser T. Muskelschmerz. Verspannungen – Dysbalancen – Fibromyalgie. Stuttgart: Thieme 2007.
Mostafavifar M, Wertz J, Borchers J. A systematic review of the effectiveness of Kinesio Taping for musculskeletal injury. Physician Sportsmed 2013; 40 (4).
Müller-Wohlfahrt HW, Uebelacker P, Hänsel L. Muskelverletzungen im Sport. Stuttgart: Thieme 2010.
Müller-Wohlfahrt HW, Hänsel L, Mithöfer K, Ekstrand J, English B, McNally S, Orchard J, van Dijk CN, Kerkhoffs GM, Schamasch P, Blottner D, Swaerd L, Goedhart E, Uebelacker P. Terminology and classification of muscle injuries in sport: The Munich consensus Statement. Br J Sports Med 2013; 47: 342-50.
Reichardt E, Lutter N. Dolo-Taping. Der sanfte Weg der Schmerztherapie. Bielefeld: Aurum in J. Kamphausen 2010.
Sielmann D, Christiansen H. Medi-Taping: Schmerzfrei durch den Alltag: Schnelle Hilfe bei muskel- und nervenbedingten Schmerzen. Stuttgart: Trias 2010.
Vounatsos T. Das Kompartment-Syndrom oder wenn die Wurst aus der Pelle platzt. Laufmagazin Spiridon 2012; 38 (11): 18-8.
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Wiiliams S, Whatman C, Hume PA, Sheerin K. Kinesio taping in treatment and prevention of sports injuries: A meta-analysis of the evidence for its effectiveness. Sports Med 2012; 42: 153-64.
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