Alle werden davon profitieren, dass es uns gelingt, die olympische Marke neu zu vergolden".
München 2018 beginnt den Tag der Entscheidung in Durban mit einer starken Präsentation – Ein Plädoyer für die Olympische Zukunft
(DOSB-PRESSE) Mit Bildern voller Leidenschaft, Lebensfreude, großartiger Landschaft und mit klaren, bedenkenswerten Botschaften an die Olympische Bewegung hat sich München am Tag der Entscheidung über den Gastgeber der Winterspiele 2018 ein letztes Mal der 123. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Durban präsentiert.
Eine „wundervolle Präsentation, sehr emotional und enthusiastisch", nannte es Bundespräsident Christian Wulff nach der 45-minütigen Aufführung. „Besser kann man es nicht machen. Besser kann man Deutschland mit all seinen Möglichkeiten nicht darstellen. Wir wissen, dass wir hier das Blatt wenden müssen, und ich bin sehr optimistisch, dass wir alles getan haben, damit das am Ende auch gelingt." Auch Wulff selbst hatte um das Vertrauen der IOC-Mitglieder geworben und „fröhliche, emotionale und enthusiastische" Winterspiele versprochen.
Gut neun Stunden vor Bekanntgabe der Entscheidung im Kongresszentrum der südafrikanischen Stadt über den Gastgeber der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018 hatte Thomas Bach, IOC-Vizepräsident und Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), für München den Reigen der letzten Plädoyers der drei Bewerberstädte begonnen, den Dreikampf mit Annecy in Frankreich und dem südkoreanischen Pyeongchang, das sich zum dritten Mal nacheinander bewarb.
Dabei setzte der Fechtolympiasieger von 1976 sogleich die Eckpfeiler dafür, was an diesem Tage im Mittelpunkt stehen solle – und was nicht. „Es geht nicht darum, wie oft sich jemand beworben hat", erklärte Bach vor den 95 wahlberechtigten Mitgliedern des IOC. „Alte Bewerbungen geben nur Antworten auf die Fragen von gestern." Es gehe um die Bewerbung für das Jahr 2018. Und damit gehe es damit um soziale Verantwortung, um Umwelt, Nachhaltigkeit, um das Gedeihen der Olympischen Bewegung, „es geht um den Sport von morgen in einer Gesellschaft von morgen." Nicht nur für die Winter-, sondern auch für die Sommersportarten.
Das IOC müsse sich heute entscheiden, ob es neue Territorien erkunden oder das Fundament Olympias stärken wolle. „Heute geht es diese besondere Erfahrung für Athleten, die wir den Olympioniken und Paralympioniken 2018 bieten wollen."
Für dieses Fundament stehe die vom Sport getragene Münchner Bewerbung, hinter der der DOSB mit seinen 28 Millionen Mitgliedern in 91.000 Sportvereinen stehe. Diese Bewerbung verspreche ein Festival der Freundschaft mit einem für den Sport begeisterten Publikum.
„Die Welt wird virtueller", sagte Bach. Was vor allem der jungen Generation fehle, sei zunehmend das emotionale Erleben, „das Schmieden echter Freundschaften". Um diese „magische Atmosphäre" zu schaffen, bedürfe es Bedingungen, die den Rahmen eines Olympischen Dorfes sprengten, „es bedarf der Begegnung mit einer ganzen Bevölkerung wie in Bayern und Deutschland, die den Wintersport begeistert annimmt – das ist unsere Vision".
Diese Stärkung des Fundaments mit Münchens magischer Atmosphäre werde „dazu beitragen, den olympischen Traum zu stärken und verwirklichen. Alle werden davon profitieren, dass es uns gelingt, die olympische Marke neu zu vergolden".
Es war der richtungsweisende Beginn einer Präsentation, die wie gewohnt auf wirtschaftliche Kraft deutscher Sportsponsoren und auf die Sachkunde deutscher Sportorganisation mit dem auf zwei Standorte angelegten Münchner Veranstaltungskonzept verwies. Sie hob das lebendige Vermächtnis der Spiele von 1972 hervor, das nun erstmals in der olympischen Geschichte für Winterspiele genutzt werden könnte. Die Präsentation betonte den Umweltgedanken mit dem Konzept der ersten klimaneutralen Spiele. Vor allem aber ließ sie die Gefühle sprechen und rückte diejenigen in den Mittelpunkt, für die Olympische Spiele in erster Linie ausgerichtet werden: für die Athletinnen und Athleten.
Das hob IOC-Mitglied Claudia Bokel, die frühere Fechtweltmeisterin, hervor. Dann berührte Verena Bentele, die von Geburt an blinde, zwölfmalige Paralympic-Siegerin, die Versammlung. „Ich kann zwar nicht sehen, was Sie sehen", sagte sie. „Aber ich spüre die Begeisterung, die Sie auch spüren. Und als jemand, der in München lebt, möchte ich, dass Sie sehen, was meine Stadt Ihren Athleten und Teams 2018 bieten kann."
Das betonte auch Fußballlegende Franz Beckenbauer, der verschmitzt behauptete, am liebsten selbst noch einmal versuchen würde, sich sportlich im Skilanglauf vorzubereiten, sollte seine Geburtsstadt die Spiele zugesprochen bekommen. Allerdings werde er wohl eher versuchen sich als freiwilliger Helfer für 2018 zu qualifizieren. Auf den Tag genau elf Jahre, nachdem er die Fußball-WM 2006 nach Deutschland geholt hatte, sagte er, „der sogenannte Sommertraum" sei „eine nette kleine Party gewesen", nun wolle er das IOC zu einem „Wintertraum 2018" einladen, bei dem die „Begeisterung der Menschen die gleiche sein wird".
Und schließlich sprach Katarina Witt, die Kuratoriumsvorsitzende von München 2018 und zweimalige Eiskunstlauf-Olympiasiegerin, auf der letzten Station ihrer weltweiten olympischen Werbereise von dem Meisterstück sportlicher Leistung, die ein Athlet nur auf der richtigen Bühne erbringen könne. So wie ein Maler Farben für seine weiße Leinwand brauche, ein Musiker Noten, um die richtige Melodie zu finden oder ein Architekt eine Vision, um ein Wunder zu schaffen.
„Es ging darum, den emotionalen Knopf zu drücken", sagte Katarina Witt nach der Präsentation. „Unsere Präsentation ist gut angekommen", fand auch Bach. „Die Aufmerksamkeit im Saal hat nie nachgelassen. Zeichen aus dem Saal haben uns während der Präsentation immer wieder ermutigt, ich glaube, die Emotionen sind perfekt rübergekommen."
Dazu trug auch Bundespräsident Wulff mit sehr persönlichen Anmerkungen bei. Die siebenjährige Stella aus München, die zuvor als Hauptdarstellerin eines kleinen Filmbeitrags über jugendliche Sportler zu sehen gewesen war, überreichte ihm auf der Bühne ein kleines Kaleidoskop mit olympischen Bildern. Anschließend erzählte Wulff von seinem eigenen Nachwuchs. Sein Sport sei zwar Basketball, doch in jedem Winter lasse er sich von seinen Kindern mit in den Schnee ziehen. So wie „jedes Kind in Deutschland mit einem Schlitten" aufwachse. „Wintersport ist Volkssport bei uns", sagte Wulff. Und „Deutschland steht vereint hinter der Bewerbung von München". Er verwies darauf, dass Deutschland nicht nur verlässlicher Partner sei, sondern auch die olympische Solidarität lebe, indem es den Sport weltweit fördere, allein mit mehr als 950 erfolgreichen Projekten in Afrika.
Das alles wurde untermalt von bewegten Bildern, die thematisch getrennt doch immer wieder das Besondere der Münchner Bewerbung untermalten. Sie zeigten das kulturelle, weltoffene, traditionsreiche und junge München, sie zeigten die sportbegeisterte Jugend, die winterlichen Traumlandschaften Bayerns und vor allem das jubelnde, alle Athleten feiernde Publikum und den Dank der Sportstars aus der ganzen Welt bei den vielen großen Events des vorigen Winters.
Natürlich gehörte auch bayerische Farbe live dazu. So lockerten der rüstige Willi Rehm mit einem vollendeten Jodler die Präsentation ebenso auf wie Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Der holte einen Bierschlegl unter dem Rednerpult hervor, mit dem er jedes Jahr das Oktoberfest eröffnet, und erklärte: „Damit würde ich liebend gerne heute Abend ein großes Fass mit Ihnen aufmachen." Natürlich am liebsten ein Fass der puren Freude.
Quelle: DOSB