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07
01
2009

Es kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass der Kopf die Befehle gibt und die Motivation vor allen in Qualitäts-Trainingseinheiten über das Tempo des Leistungsfortschritts entscheidet.

Motivation und Partnertraining – Wer Motivationsprobleme hat, hat auch Leistungsprobleme. Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

By GRR 0

(© Lothar Pöhlitz) – Chancen und Träume haben alle, Erfolge setzen aber viele Schritte in die richtige Richtung voraus. Nur wer Gewohnheiten überwindet kann neue höhere Ziele realisieren. Erkenntnis aus langjähriger Arbeit im Leistungssport ist, dass die Motivation, parallel zu ansteigenden Belastungsanforderungen und das Partnertraining wichtige Instrumente sind die individuellen Sehnsüchte zu erfüllen.

Es kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, dass der Kopf die Befehle gibt und die Motivation vor allen in Qualitäts-Trainingseinheiten über das Tempo des Leistungsfortschritts entscheidet. Erfolge sind auch bei Talenten in erster Linie eine Frage des Wollens. Ein „aufwärts“ verlangt immer auch Überlegungen wie regelmäßige grenzwertige Lauf – TE im Dauer- und Tempolauf zu organisieren sind. Und dabei sind vor allem die Trainer erfolgreich, deren Motivationskünste immer neue Reserven erschließen.

Schon in den 60iger Jahren wurde das Partnertraining vor allem im Spitzenbereich der Frauen in Deutschland, England, den USA und Australien genutzt um sich Vorteile bei hohem Tempo und vor allem in den Endphasen der Rennen zu erarbeiten. Partnertraining ist eine Form der praktischen Motivation.

Wer Motivationsprobleme hat, hat auch Leistungsprobleme.

Motivation beinhaltet die Gesamtheit der Beweggründe und Handlungsantriebe eines Sportlers, durch die er, bezogen auf bestimmte Anforderungen und Situationen, Einfluß auf die Handlungs- bzw. Tätigkeitsregulationen nimmt. (Kunath / Schellenberger 1991)

Trainer müssen vor allem die Motivation ihrer jungen Athleten ausprägen

Sportliche Anforderungen im Training und bei Wettkämpfen werden umso besser bewältigt, je klarer und zielgerichteter die Motive der Athleten sind. Unter diesem Gesichtspunkt kommt der Entwicklung einer ausgeprägten Motivation schon im Nachwuchstraining eine große Bedeutung zu. Motive setzen positive Energien frei und sind Voraussetzung für eine ständige Weiterentwicklung. Dies setzt aber auch längerfristige Anstrengungen voraus, die wiederum mit Kenntnissen der Inhalte und Notwendigkeit verbunden sind.

Dabei sind diejenigen am meisten gefährdet, denen auf Grund ihres Talents die Realisierung bestimmter Aufgaben lange recht leicht fällt, weil sie eigentlich nie hoch, bis an ihre Grenzen gefordert wurden. Begegnen sie aber eines Tages auf dem Weg zum Gipfel für sie unbekannten Bewährungssituationen im Training oder Wettkampf oder tritt der suggerierte, zu hoch angesetzte Erfolg nicht ein, bekommen sie schneller als erwartet Leistungsdarstellungsprobleme. Aus dieser Tatsache ergeben sich Inhalte und Konsequenzen der Arbeit. Besonders im Umgang mit solchen Talenten, die oft bessere Trainingsleistungen abliefern als erwartet, sollten die Trainer mit Lob sehr zurückhaltend umgehen, weil ein „sehr gut oder super“ leicht zum nachlassen der Anstrengungen führen.

Vielmehr sollte das „Du warst gut, aber ich glaube Du kannst noch besser“ sie zu einer möglich schnelleren Leistungsentwicklung motivieren. Das hat nichts mit zuviel Druck zu tun, den man besser vermeiden sollte. Aufwand und Nutzen in falschen Relationen, Schinderei ohne Erfolg nagen an der positiven Motivation. Dies gilt aber auch für die weniger talentierten, die aber oft zu beständig harter Arbeit bereit sind, mit Ehrgeiz an ihren Zielen arbeiten, auch wenn sie meist etwas länger auf die Erfolge warten müssen. Ich habe sie immer wieder getroffen, sie haben sogar das Weltniveau erreicht.

Vorbilder für Hochbegabte dürfen nicht die „mittelmäßig talentierten“, sondern sollten immer die Besten sein.

Beweggründe zu harter Arbeit resultieren aus Zielen, Wünschen, Sehnsüchten und aus Erfolgen, immer. Werden sie zerstört bzw. nicht ständig gefordert ist der junge Athlet schnell am Ende, es macht dann für ihn keinen Sinn mehr.

Motivation ist der kritische Faktor für eine dauerhafte Leistungsentwicklung. Sichern sie deshalb den Erfolg, den sich vor allem der Athlet selbst wünscht, der für ihn den Fortschritt darstellt. Organisieren, programmieren Sie als Trainer den Erfolg ganzjährig, auch im Training, durch Tests und Kontrollen, wenn nötig auch auf Nebenkriegsschauplätzen. Natürlich auch durch immer wieder einzufügende „Gipfelwochen“. Schicken sie den Athleten nicht in wichtige Wettkämpfe, wenn ihnen schon vorher klar ist, dass nur eine empfindliche Niederlage das Ergebnis sein wird.

Erfolge sind Voraussetzung für beständige Motivation Motivation ist der langfristige Schlüssel für Erfolge Erfolge schließen aber auch Niederlagen ein

Eine entwicklungswirksame Motivation ist für Talente vor allem auszurichten auf:

    * Sportliche Ziele und die sich daraus ergebenden „Folgen“
    * Die Entwicklung der Eigenmotivation des Sportlers
    * Kenntnisvermittlung zu Aufgaben und Inhalten des Trainings und der Wettkämpfe
    * Auf einen für eine positive Leistungsentwicklung in den Jahren erforderlichen Belastungsaufbau und auf   eine notwendig „hohe Qualität des Trainings“
    * Auf eine leistungssportgerechte Lebensführung, die einen möglichst breiten Eigenbeitrag zur Erhöhung des Tempos der Regeneration einschließt
    * Eine optimale Organisation des Gesamtprozesses
    * Eine Konzentration auf das eine Hobby Leistungssport in Verbindung mit den schulischen bzw. beruflichen Aufgaben

Das tägliche Training übt eine entscheidende Wirkung auf weiter verstärkende Beweggründe für das leistungssportliche Tun aus. Das ist altersspezifisch und muß mit zunehmend steigenden Anforderungen verbunden werden. Auf dem Weg zunehmender Überzeugungen, steigenden Selbstvertrauens spielt die eingebrachte Bewusstheit des Handelns und der Antrieb auf immer höherem Niveau zu üben eine wichtige Rolle, d.h. die Ziele sind in erster Linie auf eine immer bessere Bewältigung von Trainings- und Wettkampfaufgaben auszurichten. Fortschritte resultieren in erster Linie aus veränderten Denken, Handeln und Wollen. Sagen Sie ihren Athleten möglichst oft was sie gut gemacht haben.

Der Trainerbeitrag zu einer Erhöhung der Effizienz des Trainings besteht in einer optimalen, gut durchdachten Vorbereitung jeder Trainingseinheit. Vermeiden Sie „Leerkilometer“ oder „Beschäftigungen ohne Wirkung“ gleich in welcher Richtung.

Übrigens motiviert allein die Trainer-Anwesenheit beim Training. Sollten sie als Trainer nicht ständig anwesend sein können bleiben sie immer nah am Athleten, reden sie mit ihm/ihr noch einmal worum es beim nächsten wichtigen Training geht, es gibt Telefon, Internet und SMS. Bringen sie mit Leidenschaft die Anforderungen rüber, die sie in der ganzen Woche erfüllt sehen wollen. Athleten, die sich allerdings zu der Stunde Dauerlauf morgens bei Dunkelheit noch vor der Schule oder der Arbeit nicht motivieren können, die Spitzenleistungen nur möchten und nicht zu einem höheren Aufwand bereit sind, denen die Überzeugung fehlt, dass die Qualität der Belastungsrealisierung den Unterschied macht, denen kann auf Dauer auch die Trainermotivation nicht helfen. Wer nicht einen Trainer sondern einen Aufpasser braucht, wer sein Hobby nicht liebt, wer nicht Sieger werden will, wird es nicht schaffen.

Ist der Motor zu schwach, der eigene Antrieb zu gering, wird’s schwer mit dem Treppchen

Persönlichkeit und Selbstwertstreben

Im Rahmen von persönlichen Beweggründen von Talenten, nimmt das Selbstwertstreben einen vorrangig hilfreichen Platz ein. Sportliche Spitzenleistungen sind deshalb mit hohen Ansprüchen an die Entwicklung der Persönlichkeit zu verbinden, die über Jahre die vielfältigen Anforderungen im Training, bei Wettkämpfen, in der schulisch-beruflichen Ausbildung und im privaten Umfeld bewältigen muss. In der jährlichen Bewährungssituation „Jahreshöhepunkt“ widerspiegelt sich immer auch die Erziehungsarbeit des Trainers, vor allem die Stärke der zusammengeführten Motive im Kampf um den Sieg.

Auch wer zweimal täglich trainiert und dazu noch die notwendige Physiotherapie nutzt hat noch keinen Grund nicht zu studieren oder auch nicht, wenn auch nur einige wenige Stunden in der Woche zu arbeiten. Praxiserfahrung ist, dass nicht wenige Sportler in der Vergangenheit längerfristige volle Trainingsfreistellungen durch Arbeitgeber, beim Bund oder der Polizei nicht zu sportlichen Spitzenleistungen nutzen konnten, weil ihre Persönlichkeitsentwicklung nicht auf das eigentliche Ziel vorbereitet bzw. fixiert war und zu viele Nebenaufgaben oder auch eine sich entwickelnde „Faulheit“ zu einem schönerem Leben ohne viel Training führte.

In solchen Fällen darf die Erfahrung „Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser“ nicht außer Kraft gesetzt werden. Bei zweimal täglichem Training ist eine Trainerpräsenz besonders wichtig, wenn nicht zu viele weniger wirksame mehr auf die Regeneration ausgerichtete Trainingseinheiten zustande kommen sollen.
Partnertraining eine Form der praktischen Motivation

Die psycho-physische Entwicklung des Sportlers wird von erfolgreichen oder misslungenen Tätigkeiten, in der aktiven Auseinandersetzung mit den im Training oder Wettkampf gestellten Aufgaben bestimmt.

Partnertraining ist eine Form der praktischen Motivation. Es ist eine effektive Möglichkeit zur besseren Vorbereitung auf bedeutende Wettkämpfe durch eine gemeinsame Durchführung von wichtigen Trainingseinheiten mit einem „stärkeren Partner“. Auch wenn man in der Trainingspraxis öfter das „Gespann“ Frau – Mann antrifft, weil ja ein stärkerer Mann die damit verbundenen Aufgaben leichter und präziser lösen kann, ist die Bedeutung einer organisierten Partnerschaft Mann – Mann genauso hilfreich.

Wichtig ist, dass es sich nicht um einmalige Aktionen handelt, sondern längerfristige, ständige „Sparringspartner“ gewonnen werden.

Dies ist natürlich in der Kombination Frau – Mann leichter, setzt aber eine systematische Vorbereitung des „Hasen“ auf diese Aufgaben voraus, weil das Gefühl für die notwendige, angestrebte Geschwindigkeit im Dauerlauf oder bei Tempolaufprogrammen längerfristig erarbeitet werden muss. Vermitteln sie ihm auch, wie er die Partnerin in schwierigen Situationen zu einem noch besser motivieren soll. Es muß auch klar sein, dass sie die Leistung bringen soll und nicht er. Schließlich sollen die vielen bekannten Fehlversuche von „Hasen“ wie man sie in Wettkämpfen immer wieder beobachtet, vermieden werden.

Ständig wachsende Anforderungen erfordern ständig neue Lösungen, die Entwicklung der Willensqualitäten und der Leistungsbereitschaft und die Führung der Sportler in einem solchen Entwicklungsprozeß durch die Trainer

Mit Partnertraining erträgt man die Belastung leichter, spart viel Nervenkraft und braucht sich über den Erfolg des Trainings weniger Gedanken zu machen, man braucht eben „nur“ hinterherzulaufen. So kann man in einer TE bei scheinbar gleichgroßer körperlicher Anstrengung das eigentliche Trainingsziel leichter erreichen, einen größeren Trainingsumfang oder, und eine wesentlich höhere Trainingsintensität, vorausgesetzt der Partner trifft auch die vom Trainer geforderten Zeiten. Trainiert eine Frau beispielsweise Tempoläufe über 600 oder 1000 m ist ein Tempoabfall immer zu beobachten.

Aber auch schnelle 300 m Läufe werden durch den Partner eine Qualitätsstufe besser. Der stärkere Partner zwingt sie durch seine Fähigkeit die Geschwindigkeit gleichmäßig hochzuhalten, immer wieder zum stärkeren Kampf gegen die Ermüdung. So ist es möglich die durchschnittliche Geschwindigkeit eines Trainingsprogramms deutlich anzuheben, aber auch eine besondere Stärke für die Endphasen von Rennen zu erarbeiten. Hin und wider ist auch hilfreich, vielleicht beim Long Jog, die Geschwindigkeit zu bremsen.

Der Partner ist zwar Schrittmacher, soll aber nicht immer vornweg Laufen. Ein Laufen „nebenher“ zwingt zur selbständigen Geschwindigkeitssteuerung. Eingreifen sollte er vor allem, wenn der Tempoabfall einsetzt oder bei bestimmten Aufgaben, wie Tempowechseleinlagen oder bei der Endspurtgestaltung. Die Aufgabe muss lauten: alle Möglichkeiten zu nutzen sie stärker zu machen und auch einmal sie vor sich „herzutreiben“! Bei umfangsorientierten Programmen sollte er für das gleichmäßige, wenig von den Zielzeiten abweichende Tempo von Anfang an und auch für die Einhaltung der kurzen Pausen sorgen.

Die psychische Belastbarkeit steigt, wenn die psychophysische Beanspruchung erfolgreich verläuft und Erfolgserlebnisse mit der Bewältigung der vorgegebenen schwierigen Aufgaben verbunden sind.

Nachteil eines solchen Partnertrainings ist, dass der Partner Frauen im Wettkampf außerhalb des Marathons nicht helfen kann und man auf sich allein angewiesen ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass in Wettkämpfen fast immer das erste Teilstück schneller als das Durchschnittstempo zurückgelegt wird, bevor die meisten taktikorientierten Läufe in ein gemächliches Tempo zurückfallen. Da sollte man die durch das Partnertraining erarbeitete Stärke auch einmal dazu nutzen in der zweiten Hälfte der Rennen richtig Druck zu machen, um die Spurter entsprechend zu „entschärfen“.

Sportliche Spitzenleistungen erfordern neben der Organisation der erforderlichen Rahmenbedingungen für Training und Wettkämpfe die Mobilisation aller Leistungsvoraussetzungen des Sportlers, sowie deren systematische Weiterentwicklung über mehrere Jahre. Vergessen sie dabei nicht, dass vor allem reizwirksame Belastungen den Fortschritt bewirken und Talente, die zu jedem schnellen Schritt motiviert werden müssen, in der Regel nicht oben ankommen.

Ziele, individuelle Motive, der aktuelle psychophysische Zustand, die Ausprägung der Willensqualitäten und die äußeren Bedingungen bestimmen in den Ausdauerdisziplinen vor allem das Wettkampfergebnis.

© Lothar Pöhlitz in Leichtathletik Coaching-Academy

Leichtathletik Coaching-Academy

author: GRR

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