Mit 29 an die Spitze der Bundestrainer Lauf ©Horst Milde
Mit 29 an die Spitze der Bundestrainer Lauf – Wilfried Raatz berichtet
Auf den beim Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) angekündigten Generationswechsel zu Beginn des Olympiazyklus 2020 hat Cheftrainer Idriss Gonschinska bereits Taten folgen lassen: 31 neue Bundestrainer werden im Spitzen- und Nachwuchsbereich eingesetzt.
Und – auf die Position des in den Ruhestand verabschiedeten bisherigen Leitenden Bundestrainers Lauf Wolfgang Heinig folgt mit dem 29jährigen Thomas Dreißigacker ein in der Laufszene lediglich Insidern bekannte Trainer. Er soll es nunmehr „richten“ im Laufbereich zwischen 800 und Marathon – männlich wie weiblich.
Die Bürde ist groß, doch es gibt im Leistungssport Parallelen wie im hochbezahlten Profi-Fußball der gleichaltrige Julian Nagelsmann. Jener Heißsporn, der die zeitweise im Mittelmaß dahindümpelnde TSG Hoffenheim aktuell auf einen Platz an den lukrativen internationalen Fleischtöpfen führte.
In der Leichtathletik ist der finanzielle Unterbau eher bescheiden, die Erfolgserwartung zweifellos aber ähnlich hoch. Auch wenn man Leistungssport-Direktor Thomas Kurschilgen Glauben schenken muss, der auch an Platzierungen jenseits der Medaillenrängen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften seine Freude haben wolle.
Der gebürtige Hildesheimer, so jedenfalls hat es Fachjournalist Martin Neumann in leichtathletik.de dargestellt, habe bislang noch keinen Topathleten betreut. Als Nachwuchstrainer konnte er bislang mit Athleten seiner Leipziger Trainingsgruppe Robert Farken (800 m), Nic Ihlow (Langstrecke) und Janik Seelhöfer (Hindernis) erste Erfolge sammeln.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Wolfgang Heinig möchte Dreißigacker, der als Sportwissenschaftler am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig arbeitet, weniger „am Mann“ arbeiten, sondern eher in der Wissenschaftskoordination und in der Weiterbildung seines Trainerstabes. Der Olympiazyklus 2020 wird erheblich stärker wissenschaftlich unterlegt sein. Trotz aller erhobenen Messwerte wird es letztlich von der individuellen Leistung im Einklang mit der Wettkampfpsychologie abhängen, ob es final zu einer Top- oder Flopleistung führt.
Im Dreißigacker-Team tauchen mit Georg Schmidt (Bundestrainer für Mittelstrecke), mit dem Klosterhalfen-Trainer Sebastian Weiß (Co-Bundestrainer Mittelstrecke) oder Enrico Aßmus (Bundestrainer Hindernis) neue Namen auf, die für eine neue Orientierung stehen. Heinig hatte als Heimtrainer stundenlang auf dem Platz gestanden und dabei Asse wie Gesa-Felicitas Krause, Homiyu Tesfaye, die Sujew-Zwillinge und seine Tochter Katharina Heinig unter seinen Fittichen geformt.
Mit seiner Promotion „Schnelligkeitsentwicklung im Mittelstreckenlauf“ hat er in der Theorie bereits eine Steilvorlage ausgearbeitet, die es nun gilt, mit seinen Teamkollegen in die Praxis umzusetzen.
Und setzt dabei auf junge Talente wie Konstanze Klosterhalfen, Alina Reh, Patreick Karl oder Marc Reuther, die über die U23-EM in diesem Jahr in Bydgoszcz (Polen) zur Heim-EM 2018 in Berlin und im finalen Schritt zu den Olympischen Spielen 2020 – und zum Erfolg geführt werden sollen.
Wilfried Raatz