Symbolbild - Sexueller Missbrauch ist auch im Sport ein aktuelles Thema. Prävention steht an vorderster Stelle. ©LSB - NRW - Andrea Bowinkelmann
Missbrauch an indischen Ringerinnen: SRA fordert IOC auf zu handeln – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Missbrauch im Sport: „Wir wissen nicht, wer verantwortlich ist“
Funktionären und Trainern des indischen Ringerverbands wurde der Missbrauch von Sportlerinnen vorgeworfen. Aufgearbeitet ist der Skandal nicht. Eine Organisation fordert nun das IOC auf, zu handeln.
„Hello??? Hello???“ Spitzensportlerinnen, die Opfer von sexuellem Missbrauch wurden, und die Organisation Sport & Rights Alliance (SRA) fordern das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit einer Kampagne dazu auf, endlich ans Telefon zu gehen. „Hallo? Jemand zuständig?“, fragen sie dabei sinngemäß.
Die „Integrity and Compliance Hotline“ des IOC, als Veranstalter der Olympischen Spiele und Finanzier großer Teile des Weltsports in besonderer Verantwortung für körperliche und psychische Unversehrtheit von Sportlerinnen und Sportlern, bedürfe dringend einer Überarbeitung, um Opfern von Missbrauch Hilfe leisten zu können. „Wir wissen nicht, wer beim IOC für die Hotline verantwortlich ist“, klagte Andrea Florence, Direktorin der SRA, auf einer Pressekonferenz am Dienstagabend.
Untersuchungsbericht bis heute nicht veröffentlicht
Opfer, häufig traumatisiert, müssten sich in ihrer Muttersprache an fachlich ausgebildete und unabhängige Fachleute mit psychologischer und juristischer Ausbildung wenden können. Dies sei nicht der Fall. Dringend macht die Situation der anhaltende Protest indischer Ringerinnen, die über eine Vielzahl von Übergriffen in der zwölfjährigen Ära des Verbandspräsidenten Brij Bhushan Singh berichten.
Der mit Protesten und einem Sitzstreik von 30 Ringerinnen und Ringern vor dem indischen Parlament im vergangenen Jahr erzwungene und von der Regierung Modri versprochene Untersuchungsbericht zum Verhalten von Singh, einem Abgeordneten der Regierungspartei BJP, sowie weiteren Führungsfiguren des indischen Verbandes ist bis heute nicht veröffentlicht. Singh ist zurückgetreten, Nachfolger ist sein Sohn.
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Die prominente Ringerin Sakshi Malik, Bronzemedaillengewinnerin der Spiele von Rio 2016, hat aus Protest ihren Sport aufgegeben; auch sie forderte am Dienstag unabhängige Hilfe und Unterstützung für Opfer sexueller Übergriffe im indischen Ringerverband.
Indien gilt als aufstrebende Sportnation und wird 2030 Gastgeber der Olympischen Jugendspiele in Mumbai sein. Das Land gilt als Favorit für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2036.
Die SRA fordert, dass das IOC zuvor den Einsatz der indischen Regierung für die Sicherheit der Athleten ihres Landes verlangen soll. Der Skandal um den Ringerverband, in dem auch dem ehemaligen Generalsekretär sowie Trainern Missbrauch von Sportlerinnen vorgeworfen wird, gilt Betroffenen und ihren Unterstützern als Beispiel dafür, dass Opfer von Übergriffen im Sport generell Gefahr laufen, allein gelassen und mit Drohung und Erpressung zum Schweigen gebracht zu werden.
Bei der von der Regierung angeordneten Auflösung der Proteste und der Verhaftung der indischen Ringerinnen im vergangenen Jahr kam es zu gewaltsamen Übergriffen der Polizei. Bei den Olympischen Spielen in Paris sind im Rahmen internationaler Zusammenarbeit indische Polizisten im Einsatz.
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