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25
11
2007

Nach dem Vierteljahr hatten die Milchtrinker 40 Prozent mehr Muskelwachstum als die Soja- und 60 Prozent mehr als die Kohlenhydrat-Trinker zu verzeichnen.

Milch macht stark – Dr. Hartmut WEWETZER im Tagesspiegel fahndet nach guten Nachrichten in der Medizin – Heute: Ein natürliches Anabolikum.

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Ich bin kein großer Milchtrinker, das muss ich zugeben. Anders meine Söhne – richtige Milchbärte. Zumindest Kraftsportler oder solche, die es werden wollen, sollten sich aber ebenfalls schon mal mit dem Gedanken anfreunden, in Zukunft nach dem Training das eine oder andere Glas mit der weißen Flüssigkeit zu leeren. Denn Milch baut Muskeln auf und Fett ab.

Herausgefunden haben das kanadische Forscher um Stuart Phillips von der McMaster-Universität in Hamilton. Sie verordneten 56 jungen untrainierten Männern ein Vierteljahr lang Kraftsport mit Gewichten, fünfmal pro Woche. Direkt nach dem Training tranken die Männer entweder ein Glas fettfreie Milch, Sojamilch oder ein isotonisches Sportgetränk mit dem Kohlenhydrat Maltodextrin. Eine Stunde später wurde das Ganze wiederholt. Milch und Soja enthielten beide die gleichen Mengen an Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten.

Nach dem Vierteljahr hatten die Milchtrinker 40 Prozent mehr Muskelwachstum als die Soja- und 60 Prozent mehr als die Kohlenhydrat-Trinker zu verzeichnen. Milchtrinker verloren zudem ein knappes Kilo Körperfett, Kohlenhydrat-Trinker nur die Hälfte davon und Sojakonsumenten gar nichts. Dass Milch die Muskeln schwellen lässt, ist für Jürgen Schrezenmeir von der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Kiel leicht zu erklären. „Milch ist nun einmal von der Natur für das Wachstum vorgesehen“, sagt er – gleichsam ein natürliches und gesundes Anabolikum.

Milcheiweiß hat eine hohe biologische Wertigkeit. Das bedeutet, dass es besonders viele wichtige und unentbehrliche Aminosäuren enthält. Die biologische Wertigkeit von Sojaeiweiß ist geringer. Man muss mehr Sojamilch trinken, um einen Effekt wie Kuhmilch zu erzielen.

Essen wie am Mittelmeer, lautet das Mantra moderner Ernährungswissenschaft. Viel Obst und Gemüse, Olivenöl und Fisch. Und wo bleibt da die Milch? „Es ist schade, dass ihre Bedeutung nicht stärker hervorgehoben wird“, sagt Schrezenmeir. „In vielen Untersuchungen, in denen vegetarische Ernährung sich als gesund erwiesen hat, waren auch Milchprodukte mit im Spiel. Fettarme Milch senkt den Blutdruck und das Risiko von Gefäßverkalkung und Diabetes.“

Wie viel Milch soll es sein? Die Richtlinien des amerikanischen Gesundheitsministeriums empfehlen drei Glas (fettarm oder fettfrei) pro Tag oder entsprechende Milchprodukte, etwa Joghurt oder Quark. Butter haben die US-Experten natürlich nicht in ihre Gebete eingeschlossen. Der Milchexperte Schrezenmeir findet aber, dass selbst Butter nicht mehr negativ bewertet werden sollte, sondern „bestenfalls neutral“. Butter enthält zur Hälfte „ungünstige“ gesättigte Fettsäuren. Darunter allerdings viele „mittelkettige“ Fettsäuren, die Schrezenmeir eher günstig einschätzt. Aber Fett, gibt er zu, essen wir Deutschen einfach zu viel. Ob Butter oder nicht.

So, und jetzt muss ich mal nachsehen, ob ich im Kühlschrank nicht noch eine Tüte mit kalter Milch …

Dr. Hartmut Wewetzer leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels.
Sonntag, dem 26. August 2007
Unser Kolumnist leitet das Wissenschaftsressort des Tagesspiegels.

author: GRR

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