Dr. Dr. med. Lutz Aderhold - Mikronährstoffe ©privat
Mikronährstoffe – Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Bei den Mikronährstoffen handelt es sich um essentielle Wirk-, Bau- und Reglerstoffe zur Aufrechterhaltung unserer Körperfunktionen. Ohne sie könnten zahlreiche Normalfunktionen wie Wachstum und Energieproduktion nicht stattfinden.
Sie liefern selbst keine Energie und werden in geringen Mengen benötigt. In erster Linie handelt es sich um Vitamine und Mineralstoffe.
Vitamine
Bei den Vitaminen unterscheidet man die fettlöslischen Vitamine A, D, E und K (Tab.1) sowie die wasserlöslichen Vitamine B1, B2, B3, B5, B6, B12, Biotin (B7), Folsäure (B9) und C (Tab. 2).
Zur Gruppe der B-Vitamine werden Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B3 (Niacin), Vitamin B5 (Pantothensäure), Vitamin B6 (Pyridoxin), Vitamin B7 (Biotin), Vitamin B9 (Folsäure) und Vitamin B12 (Cobalamin) gezählt. Die B-Vitamine arbeiten im Verbund eng zusammen. Aus diesem Grund ist es auch sinnvoll, im Bedarfsfall ergänzend einen Vitamin B-Komplex einzunehmen. Die B-Vitamine sind vor allem für den Energiestoffwechsel von Bedeutung.
Sie sind an der Umwandlung von Kohlenhydraten in Glukose und damit an der schnellen Energiebereitstellung in der Zelle beteiligt. Auch bei der Bildung von Glykogen sowie der Fettverbrennung und -speicherung werden sie benötigt. Die B-Vitamine sind für die Nervenfunktion wichtig, daher bezeichnet man sie auch als neurotrope Vitamine. Sie sind an der Produktion der Botenstoffe Dopamin, Acetylcholin, Noradrenalin, Serotonin und Melatonin beteiligt.
Damit wirken sie auch auf unsere geistige Leistungsfähigkeit und Psyche („Anti-Stress-Vitamine"). Von Bedeutung sind die B-Vitamine ebenfalls für den Proteinstoffwechsel und den Auf- und Abbau von Genen. Nur mit B-Vitaminen kann Wachstum und Zellerneuerung stattfinden. Diese drei entscheidenden Funktionskomplexe der B-Vitamine macht die Wichtigkeit einer ausreichenden Versorgung für den Läufer deutlich (Aderhold und Weigelt 2012).
Mineralstoffe
Mineralstoffe unterscheidet man nach der Menge, in der sie im Körper vorkommen. Mengenelemente (Tab. 4) sind Mineralstoffe, die im menschlichen Körper mit mehr als 50 mg/kg Körpergewicht enthalten sind. Zu ihnen zählt man Chlor (Cl), Kalium (K), Kalzium (Ca), Magnesium (Mg), Natrium (Na), Phosphor (P) und Schwefel (S). Mengenelemente liegen im wässrigen Milieu meist ionisiert als positiv oder negativ geladene Teilchen vor. Aus diesem Grund werden sie als Elektrolyte bezeichnet.
Spurenelemente (Tab. 5) sind Mineralstoffe, die weniger als 50 mg/kg Körpergewicht ausmachen. Zu den Spurenelementen gehören u.a.: Arsen (As), Bor (B), Chrom (Cr), Eisen (Fe), Fluor (F), Jod (J), Kobalt (Co), Kupfer (Cu), Lithium (Li), Mangan (Mn), Molybdän (Mo), Nickel (Ni), Selen (Se), Silizium (Si), Vanadium (V), Zink (Zn). Daneben gibt es eine Reihe von Spurenelementen, deren Bedeutung und Bedarf noch weitgehend unbekannt ist.
Der Bedarf, der mit der täglichen Versorgung dem Körper zugeführt werden muss liegt bei den Mengenelementen im Bereich von Gramm, bei den Spurenelementen im Bereich von Milli- oder Mikrogramm.
Wasserstoff (H), Kohlenstoff (C), Stickstoff (N) und Sauerstoff (O) sind die vier organischen Grundelemente, aus denen 99 % der Biomasse besteht. Diese vier Elemente werden nicht zu den Mineralstoffen gezählt.
Bei den Mineralstoffen und Spurenelementen stehen vor allem Kalium (K), Kalzium (Ca), Magnesium (Mg), Natrium (Na), Chrom (Cr), Eisen (Fe), Jod (J), Kupfer (Cu), Selen (Se), Silizium (Si) und Zink (Zn) im sportmedizinischen Interesse. Eine Übersicht über die Vitamine, vitaminähnliche Substanzen, Mineralstoffe und Spurenelemente geben die Tabellen 1 bis 5.
Die Zufuhrempfehlungen für Sportler leiten sich aus dem erhöhten Energieverbrauch und Nährstoffbedarf ab.
Gesicherte Daten für die Relevanz dieser Empfehlungen gibt es bisher nicht.
Ausführliche Informationen zu den einzelnen Vitaminen, vitaminähnlichen Substanzen, Mineralstoffen und Spurenelementen finden Sie bei Niestroj (2000); Bässler et al. (2002); Strunz u. Jopp (2003 u. 2005); Hahn (2006); Gröber (2008); Berg u. König (2008); Bastigkeit (2012); Konopka (2012) und Raschka u. Ruf (2012); Knobloch u. Weinert (2012); Strunz (2013); Pauli u. Girreßer (2014).
Tab. 1 Fettlösliche Vitamine
Substanz
|
Vorkommen |
Funktion |
Zufuhrempfehlung/Sportler |
Vitamin A |
Leber Milchprodukte Fisch Tomaten Karotten |
embryonale Entwicklung Sehfunktion Zellbildung Testosteronbildung |
3000 I.E. |
Vitamin D |
Fisch Milchprodukte Eier |
Kalziumstoffwechsel Knochenbildung Muskelarbeit |
2000 – 4000 I.E. |
Vitamin E |
Pflanzenöle Nüsse Eigelb Vollkornprodukte |
Antioxidans Immun- system Blutgefäße |
200 – 400 mg |
Vitamin K |
Grüne Gemüse Eier Käse Fisch |
Blutgerinnung Knochenstoffwechsel Wundheilung |
100 – 200 microg |
Tab. 2 Wasserlösliche Vitamine
Substanz
|
Vorkommen
|
Funktion |
Zufuhrempfehlung/Sportler |
Vitamin B1 Thiamin
|
Schweinfleisch Vollkornprodukte Nüsse Kartoffeln |
Energiestoffwechsel, Nervensystem
|
10 – 40 mg
|
Vitamin B2 Riboflavin
|
Milchprodukte Vollkornprodukte Eier Nüsse
|
Energiestoffwechsel Nervensystem Antioxidatives System |
10 – 40 mg
|
Vitamin B3 Niacin
|
Leber Fleisch Getreide Fisch Nüsse
|
Energiestoffwechsel Nervensystem Antioxidatives System
|
50 – 200 mg
|
Vitamin B5 Pantothensäure
|
Vollkornprodukte Leber Fleisch Eier Gemüse
|
Energiestoffwechsel Nervensystem Blutbildung
|
50 – 150 mg
|
Vitamin B6 Pyridoxin
|
Fleisch Leber Fisch Nüsse Vollkornprodukte
|
Energiestoffwechsel Nervensystem Blut- bildung Immunsystem
|
10 – 40 mg
|
Biotin
|
Vollkornprodukte Eier Nüsse Soja Milchprodukte
|
Energiestoffwechsel Immunsystem Haare Haut
|
50 – 150 microg
|
Folsäure
|
Grünes Gemüse Eier Leber Jodsalz mit Folat |
Blutbildung Nerven- system Wachstum Zellerneuerung
|
400 – 800 microg
|
Vitamin B12 Cyanocobalamin
|
Fleisch Fisch Milchprodukte Eier |
Blutbildung Nerven- system Wachstum Zellerneuerung |
5 – 15 microg |
Vitamin C |
Obst Gemüse Kohl Kartoffeln Sandornsaft
|
Immunsystem Anti- oxidatives System Eisenverwertung |
1000 – 2000 mg |
Tab. 3 Vitaminähnliche Substanzen (Vitaminoide)
Substanz |
Vorkommen |
Funktion |
Zufuhrempfehlung/ Sportler |
Beta-Carotin (Carotinoide)
|
Möhren Tomaten Aprikosen Kürbis
|
Antioxidative System Immunsystem Gefäßschutz |
5 – 10 mg
|
L-Carnitin
|
Fleisch Leber Milchprodukte
|
Energiestoffwechsel Fettverbrennung Immunsystem
|
1 – 2 g
|
Coenzym Q10 (Ubichinon)
|
Fleisch Leber Fisch Eier Keimöle
|
Energiestoffwechsel Angabe. Immunsystem
|
15 – 500 mg
|
Alpha-Liponsäure
|
Tierische Lebensmittel
|
Energiestoffwechsel Angabe. Antioxidative System
|
100 – 600 mg
|
Orotsäure
|
Milch- und Milchprodukte
|
Energiestoffwechsel Proteinsynthese
|
keine Angabe
|
Phosphatidylcholin (Lecithin) |
Eigelb Nüsse Getreide |
Zellmembranen
|
keine Angabe
|
Tab. 4 Mineralstoffe
Substanz |
Vorkommen |
Funktion |
Zufuhrempfehlung/ Sportler |
Kalium (K)
|
Obst Gemüse Kartoffeln Nüsse
|
Nerven- und Muskel- funktion Glykogen- Bildung Herzfunktion |
2 – 4 g
|
Kalzium (Ca)
|
Milchprodukte Gemüse Nüsse Mineralwasser
|
Knochenbildung Nervenfunktion Blutgerinnung
|
1 – 1,5 g
|
Magnesium (Mg)
|
Vollkornprodukte Milchprodukte Geflügel Obst
|
Muskel- und Nerven- funktion Energie- stoffwechsel
|
400 – 600 mg
|
Natrium (Na)
|
Speisesalz Wurst Käse
|
Elektrolyt- und Wasser- haushalt Nerven- und Muskelfunktion
|
3 – 9 g
|
Tab. 5 Spurenelemente
Substanz
|
Vorkommen
|
Funktion
|
Zufuhrempfehlung/ Sportler
|
Chrom (Cr)
|
Käse Fleisch Nüsse Pilze Reis Tee |
Energiestoffwechsel Muskelaufbau Glykogenbildung |
200 microg
|
Eisen (Fe)
|
Fleisch Eier Getreide Leber Gemüse Nüsse |
Blutbildung Sauerstofftransport
|
25 – 50 mg
|
Jod (J)
|
Fisch Eier Milchprodukte Jodsalz |
Energiestoffwechsel Schilddrüsenhormone Wärmehaushalt |
200 microg
|
Kupfer (Cu)
|
Leber Fisch Gemüse Nüsse Kakao |
Blutbildung Antioxidative System Energiestoffwechsel |
0,5 – 3 mg
|
Selen (Se)
|
Vollkornprodukte Fleisch Pilze Fisch Eier Linsen
|
Antioxidative System Immunsystem Zellwachstum
|
100 – 200 microg
|
Silizium (Si)
|
Ackerschachtelhalm Gerste Hafer
|
Bindegewebe Haut Haare Wundheilung
|
20 – 30 mg
|
Zink (Zn)
|
Fleisch Eier Milch- produkte Vollkorn- produkte Meeresfrüchte
|
Immunsystem Wund- heilung Energiestoff- wechsel Antioxid. System
|
20 – 30 mg
|
Dr. Dr. med. Lutz Aderhold
Literatur:
Aderhold L, Weigelt S. Laufen! … durchstarten und dabeibleiben – vom Einsteiger bis zum Ultraläufer. Stuttgart: Schattauer 2012.
Bässler KH, Golly I, Loew D, Pietrzik K. Vitamin-Lexikon. Für Ärzte, Apotheker und Ernährungswissenschaftler. München: Urban & Fischer 2002.
Bastigkeit M. Mikronährstoffe sinnvoll kombinieren. Vitamine, Mineralstoffe und Basen kritisch unter der Lupe. Wien. Maudrich 2012.
Berg A, König D. Optimale Ernährung des Sportlers. Stuttgart: Hirzel 2008.
Gröber U. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2008.
Hahn A. Nahrungsergänzungsmittel. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2006.
Knobloch K, Weinert F. Mikronährstoffe in der Sportmedizin und Orthopädie. Bremen: UNI-MED 2012.
Konopka P. Sporternährung. Grundlagen – Ernährungsstrategien – Leistungsförderung. München: BLV 2012.
Niestroy I. Praxis der Orthomolekularen Medizin. Physiologische Grundlagen. Therapie mit Mikro-Nährstoffen. Stuttgart: Hippokrates 2000.
Pauli C, Girreßer U. Ausdauersport und Ernährung. Für Breiten- und Leistungssportler. Interviews mit Top-Athleten. Aachen: Meyer & Meyer 2014.
Raschka C, Ruf S. Sport und Ernährung. Wissenschaftlich basierte Empfehlungen und Ernährungspläne für die Praxis. Stuttgart: Thieme 2012.
Strunz U, Jopp A. Mineralien. Das Erfolgsprogramm. München: Heyne 2003.
Strunz U, Jopp A. forever young. Topfit mit Vitaminen. Mehr Leistungskraft & Lebensfreude. München: Gräfe und Unzer 2005.
Strunz U. Vitamine. Aus der Natur oder als Nahrungsergänzung – wie sie wirken, warum sie helfen. München: Heyne 2013.
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