Warum sind die deutschen Männer im Marathonlauf international nicht mehr konkurrenzfähig, haben sogar den Anschluss an die europäische Spitze verloren?
Messe Marathon Frankfurt – Sportgespräch über die Krise im deutschen Langstreckenlauf
Gold für Ulrike Maisch im Marathonlauf bei der EM in Göteborg, Gold für Jan Fitschen über 10.000 Meter – doch war das schon die Wende für die zuletzt arg gebeutelten deutschen Langstreckenläufer? Sagen wir es einmal so: Die Stimmung hat sich etwas aufgehellt, die beiden Siege sind großartige persönliche Erfolge und wichtig für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), der noch im Jahr zuvor bei der WM in Helsinki auf der Langstrecke nur durch Sabrina Mockenhaupt über 10.000 Meter vertreten war.
Bei der EM in Göteborg ein ganz anderes Bild: Mockenhaupt mit einem Doppelstart über 5000 und 10.000 Meter präsent, Irina Mikitenko über 10.000 Meter, neben Ulrike Maisch noch Frankfurt-Starterin Claudia Dreher (11.), Susanne Ritter und Luminita Zaituc im Marathonwettkampf dabei. Deutsche Männer fanden sich zur EM über 42,195 Kilometer nicht ein.
Auch darüber wird zu reden sein am Samstag, 28. Oktober (13.30 Uhr, Hotel Maritim), beim traditionellen Sportgespräch, das sich mit der Krise im deutschen Langstreckenlauf beschäftigt. Zum Thema geladen hat die Organisation des Messe Frankfurt Marathon kompetente Diskutanten. Den dreimaligen Frankfurt-Sieger Herbert Steffny, Erfolgstrainer Dieter Hogen, der Mitte der neunziger Jahre die Berlinerin Uta Pippig zum deutschen Rekord (2:21:45) führte, den früheren Marathon-Bundestrainer Wolfgang Heinig (1990 bis 2004) und hr-Sportchef Ralf Scholt. Moderieren wird Christoph Kopp, der Sportliche Leiter des Messe Frankfurt Marathon. Die Podiumsdiskussion soll kein Tribunal werden sondern eine Bestandsaufnahme bieten, Ursachenforschung leisten.
Und, wenn möglich, Fragen beantworten, die offensichtlich sind: Warum sind die deutschen Männer im Marathonlauf international nicht mehr konkurrenzfähig, haben sogar den Anschluss an die europäische Spitze verloren? Warum feiern die deutschen Frauen um Ulrike Maisch, Claudia Dreher sowie Luminita Zaituc (zuletzt Siegerin des Köln-Marathons in 2:28:24) in schöner Regelmäßigkeit durchaus beachtenswerte Erfolge?
Nicht zuletzt sorgten Irina Mikitenko (1:10:03) und Sabrina Mockenhaupt (1:10:29) beim Kölner Halbmarathon für schnelle Zeiten. Es ist auffällig, dass sich Frauen und Männer – bei identischen strukturellen Rahmenbedingungen – derzeit extrem gegenläufig entwickeln.
Es gibt also Gesprächsbedarf, doch leider wird kein offizieller DLV-Vertreter den Weg nach Frankfurt finden. Der leitende Bundestrainer Jürgen Mallow konnte der Einladung ebenso wenig folgen wie Marathon-Bundestrainer Detlef Uhlemann. Beide aus Termingründen.
Dabei hat sich die Krise bei den deutschen Männern längst manifestiert, wie der Blick in die Bestenlisten beweist. Im Vorjahr war Ulrich Steidl (SSC Hanau-Rodenbach) mit 2:18:43 Stunden bester deutscher Marathonläufer, und auch in diesem Jahr führt der 34-jährige Chemielehrer die Statistik an (2:16:02). Steidl wohnt und arbeitet in den Vereinigten Staaten, unterrichtet in Seattle (US-Bundesstaat Washington) an einer Highschool.