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08
12
2021

Glücklich im ZIel - Foto: Veranstalter

Mein Weg nach Lindau oder, mein erster Marathon trotz Schock Diagnose – Der 3 Länder Marathon am Bodensee

By GRR 0

Hallo liebe Lauffreunde,  Ich heiß Andreas, komme aus Horgenzell im Landkreis Ravensburg bin 50 Jahre alt und laufe seit 3,5 Jahren.

Im Dezember letzten Jahres habe ich beschlossen, mich im Herbst auf das Abenteuer Marathon einzulassen, bis dahin hab mehrere Halbmarathon erfolgreich absolviert. Mein Ziel war, erst der Vienna City Marathon und dann der 3 Länder Marathon binnen 5 Wochen.

Bis März 2021 war ich schon gut dabei, monatlich bis zu 300 km auf Grundlage trainiert, bis dann die eigentliche tragische Geschichte aus dem nichts begann. Aus Kopfschmerzen wurden plötzlich Augenschmerzen, welche dann auch das Sehen massiv verschlechtert haben.

Nach einem 12-stündigen Ärzte und Klinik-Marathon lag ich dann ist der Klinik in Ravensburg, das rechte Auge war zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger blind,24 Stunden später das linke ebenso. Die Ursache war eine Entzündung auf beiden Sehnerven.  Irgendwann folgte Kortison als Infusion, was zur Folge hatte, dass ich zumindest wieder sehen konnte. Jetzt war nur zu klären, warum?

Nach vielen Untersuchungen stand dann irgendwann fest, eine äußerst seltene Autoimmunerkrankung namens MOG assoziierte Erkrankung. MOG ist ein Antikörper, welche die Hülle der Sehnerven angreift, im schlimmsten Fall führt er zur kompletten Erblindung und noch mehr….

Das zieht einem dem Boden unter den Füßen weg, denn heilbar ist die Krankheit nicht. Im besten Falle kann man die Schübe verhindert, wo jeder davon Schäden an den Sehnerven anrichtet, welche dann auch nicht repariert werden können.

Nach 15 Tage durfte ich die Klinik verlassen, und die Ärzte haben mir auch erlaubt zu laufen, zumindest kleine Läufe mit wenig Puls.  Gesagt getan, erst 5, dann 8 und irgendwann waren es 21.Nach 10 Wochen kam der zweite Schub und die Verzweiflung war noch größer, spätestens da habe ich die Hoffnung auf die Wettbewerbe in Wien und Lindau/ Bregenz mehr oder weniger begraben. Die zusätzlichen Medikamente habe ich zudem nicht vertragen und es wurde wieder hochdosiertes Kortison eingesetzt.

Mitte Juli war ich wieder aus der Klinik, laufen hat mir niemand verboten, also probierte es zumindest, wer weiß für was es gut ist. Die nächsten 10 Wochen waren ohne Schub, Therapie immer noch nur Kortison, aber die Laufform war stabil. Ich konnte im August Distanzen bis 35 km laufen, also sagte ich, Wien probiere ich.

12.09. Wien: Bereits die Tage zuvor spürte ich, dass was im Busch war. Die Temperaturen in Wien waren für mich zu hoch, meine Trainingsläufe hab ich meist morgens vor 8 Uhr erledigt, im Nachhinein ein Fehler. Bei Kilometer 27 der Entschluss, abzubrechen, das Risiko war mir einfach zu Großweil ich mich da gefühlt habe muss ich niemanden erzählen.

Als die schlimmste Trauer überwunden war, sprach ich mit einem Freund aus Wien, welcher auch Trainingspläne erstellt und wir haben uns eingeschworen, denn 3 Länder Marathon anzugehen, aber mit völlig anderer Strategie. SPASS HABEN UND ANKOMMEN.

Mein Freund Michael aus Wien erstellte mir dann einen 4 Wochen Plan, sehr abwechslungsreich, Kraft – Ausdauer- Radfahren. Es war im Vorfeld klar, dass das niemals eine Fabelzeit werden wird, aber das war mir nicht mehr wichtig.

RACE DAY,10.10! Lindau:

Bereits die Tage vor dem Start wusste ich, das wird mein Tag und es sollte auch so sein.

Die Gefühle vor dem Start waren unglaublich, und die ersten 20 Kilometer waren ein Selbstläufer, auch wenn ich wusste, dass ich viel zu schnell war, wusste ich dennoch, dass ich ins Ziel komme. Etwa bei Kilometer 27 kam der Mann mit dem Hammer, den ich dennoch mit einem Lächeln begrüßte, jedoch war ich nach dem Treffen deutlich langsamer. Von Kilometer 34-38 war es dann eher „sterben mit Anlauf „, das Lächeln habe ich dennoch nicht verloren, denn ich könnte das Ziel hören.

Vor dem Ziel kamen mir dann die Tränen, weil mir bewusst wurde, was ich trotz der Umstände erreicht habe.Nach dem 3 Länder Marathon war ich dann 4 Wochen in Rehabilitation in Heidelberg, bin mittlerweile 18 Wochen schubfrei, mir geht’s gut, bekomme ein neues Medikament und ich bin positiv, dass ich mit der Krankheit umgehen kann, ohne zu zerbrechen. Meine Sehkraft hat sich nicht weiter verschlechtert und ich hoffe, dass bleibt auch so. Der 3 Länder Marathon hat viel Kraft gekostet, im Vorfeld und beim Wettkampf, aber er gab mir so viel Kraft, und dafür bin ich dankbar.

Das Corona Bändchen trage ich heute noch. Sport ist die beste Medizin, auch für die Psyche.

Die Zeit war übrigens 4:12, aber ich glaube, das ist nicht wichtig.Bleibt gesund, wir sehen uns am 9.10.2022

Das Ziel ist das Ziel

Daniel Benzer, 41, Musiker und Lehrer aus Hohenems (Vorarlberg)

Beim Laufen entlang des Alten Rheins und des Bodensees fühle ich mich gut. Das Jogging bei jedem Wetter gibt mir Kraft und fördert meine Kreativität. Die Anmeldung beim 3-Länder-Marathon war eine mutige Entscheidung, die mein Selbstvertrauen gestärkt hat und mich veranlasst hat mich fokussiert auf diesen Tag vorzubereiten.

Seit 14 Monaten laufe ich jetzt bereits. Ich tat es nur für mich, ohne großes Ziel und Hintergrundwissen. Doch irgendwie war ein innerer Antrieb zu spüren, der mehr wollte. Irgendwie traute ich mir das M-Wort gar nicht auszusprechen, das es in so weiter Ferne schien. Der Wunsch wurde immer größer und nach einer Whats-App Nachricht von meinem Freund Dieter habe ich mich dazu entschieden, mich den 42,195 km anzunehmen.

Im Jänner 2021 begann nun die Vorbereitung:

– ein langer Lauf am Wochenende

– unter der Woche viermal Training mit verschieden Tempi und Belastungen

– eine Sportmedizinische Untersuchung im Sportmedizinischen Institut

Von Verletzungen bliebe ich bis heute verschont. Wahrscheinlich aufgrund der guten Unterstützung von Dr. Marc Sohm, welcher mir bereits präventiv auf Risiken und Gefahren hingewiesen hat. Gymnastik, Dehnübungen, gesundes Essen und Schlafen sind nur einige Punkte, die das ersehnten Ziel herbeiführen soll.

Am Sonntag frühmorgens fuhr ich vom Bahnhof Hohenems nach Lindau und wurde mit dem Bustransfer zur Insel gebracht. Einige bekannte Gesichter wie Michael Gunz, Johannes Pongruber, Wolfgang Schuler traf ich bei der Anreise. Meine Musikkollegen heizten mich beim Start nochmals richtig an, bevor der Startschuss fiel und die Startlinie passiert wurde. Volker, mein Pacemaker habe ich bereits am Start angesprochen und wusste ich genau was zu tun war.

Mein Laufstrategie war fest verankert und wollte ich aber auch gar nichts dem Zufall überlassen. Bereits auf der Ladestraße in Lindau hat sich eine Gruppe mit gleichem Ziel gebildet. Zwei Frauen aus Frankfurt am Main und Siegi Amann aus Altach. Er klopfte mir während des Laufens auf die Schulter und sagte: „Hey ich kenne dich, ich war am Freitag bei dir auf dem Konzert.“ Gemeinsam sollen wir es schaffen. Das gab mir Mut und bestätige mich meinen Tatendrang.

Eine Menge an Zuschauern feuerten uns bereits zu Beginn der Pipeline an und reichten uns die Hände. Es war traumhaft und lief ich in einem entspannten Pace von 6:00 Minuten/km und beim Puls war noch alles im grünen Bereich bei unter 140 Schlägen. Die 10 km Marke schaffte ich locker im gewünschten Zeitfenster und es ging Richtung Bregenz. Hier war das Zuschaueraufkommen am größten und ich lief beflügelt unter zwei Stunden der Halbmarathonlinie entgegen.

Siegi und die zwei Damen waren spürbar in meiner Nähe und ich fühlte mich wohl. Die Versorgungsstationen waren mit Tee, Wasser und Elektrolytgetränken bestens auf uns vorbereitet und obwohl ich nach Hard erst in Richtung 30 km Marke unterwegs war, war noch alles in gewohnter Ordnung. Kein Ziehen, kein Durst. Nur die Kälte machte mir zu schaffen. Es blieb den ganz Lauf kühl und ich war vielleicht etwas zu optimistisch gekleidet.

Der „Mann mit dem Hammer“ habe ich bis Km 30 nicht getroffen und lief ich unter drei Stunden mit einem Lächeln in der Schweiz – dem dritten Land entgegen.Die Energie lies nach und die Zuschauer blieben hier aus. Am Rhein-Damm entlang fühlte ich mich einsam und begann mit mir zu kämpfen. Die Hände waren plötzlich kalt, Siegi nicht mehr in Sicht und bei der letzten Verpflegungsstation habe ich einen Riegel gegessen, der mir schwer zu schaffen machte. Bauchkrämpfe fingen an und ein der Rhythmus war nicht mehr gegeben. Mir war schlecht.

Ich dachte ans Aufgeben. Das darf doch nicht wahr sein. Da laufe ich 30 km ohne Beschwerden und nach Plan und dann das. Doch auf den Gedanken zu kommen aufzugeben, das kam nicht in Frage. Mein Freund Klaus Hämmerle und sein Sohn Paul erwartete mich bei KM 32 und feuerten mich an. „Dra blieba Daniel“, das tat gut. Ich sammelte mich kurz. Meine Beine waren schwer. „Das Ziel ist das Ziel“ sagte ich mir und dann kam das Ziel in Sicht.

Die Stadionsprecher waren zu hören. Meine Mama Silvia und meine Schwester Stefanie waren in Sichtweite mit einer Tafel „Daniel du Star“. Tränen überkamen mich. Ich wusste jetzt, ich habe es geschafft. 42,195 Km waren nicht mehr weit. Einlauf im Bodenseestation und das Ziel in Sicht.
Die Zeit spielt keine Rolle, denn ich bin ein echter Marathoni. Ich lege mich auf den Boden. Da kommt mein Freund Dieter und reicht mir die Hand. Das Ziel ist das Ziel und das habe ich geschafft.

Beflügelt und stolz schaue zurück zum 3-Länder-Marathon 2021. Ich schaue positiv in die Zukunft, und werde mich trauen neue Herausforderungen anzunehmen. Auf Wiedersehen!

Quelle: 3 Länder Marathon am Bodensee

author: GRR