Symbolbild: Kinder und Jugendliche im Sport - Foto: Horst Milde
Mehr Schutz für Athleten: „Eine Selbstverständlichkeit dies zu ermöglichen“ – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Politiker und Experten empfehlen die baldige Gründung eines Zentrums, das Sportlerinnen und Sportler besser vor Gewalt schützen soll. Die Vereinigung Athleten Deutschland will jedoch mehr.
Bundesregierung, Opposition und Gutachter empfehlen die baldige Gründung des Zentrums für Safe Sport. Athleten Deutschland, Initiator des Projekts, fordert mehr.
„Mit Nachdruck“, schreibt der Kölner Jura-Professor Martin Nolte in seiner Machbarkeitsstudie für das Innenministerium, empfehle er die zeitnahe Schaffung einer Einrichtung für sicheren und gewaltfreien Sport. Die jährlichen Kosten für Intervention, Prävention und Aufarbeitung rechnet er auf 340.000 Euro hoch
Die Einrichtung sollte, so Nolte, als zentrale, bundesweite und unabhängige Anlaufstelle für Betroffene interpersonaler, insbesondere sexualisierter Gewalt fungieren, Betroffenen bei Bedarf weitere Hilfe sowie Rechtsbeistand vermitteln sowie Impulse dazu geben, dass mediative Ansätze und unabhängige Disziplinarverfahren ermöglicht werden. Außerdem sollte sie Fälle aufarbeiten und die Präventionsmaßnahmen der Sportorganisationen evaluieren.
Die Regierungsparteien haben die Gründung des Zentrums in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart. Aus Rheinland-Pfalz, das der Sportministerkonferenz der Länder vorsitzt, kommt die Nachricht, diese hätten das Thema fest im Blick und sähen sowohl Handlungs- als auch Diskussionsbedarf. Sie warteten auf die Machbarkeitsstudie.
„Kein Sportler soll psychische, physische oder sexualisierte Gewalt erfahren müssen.“, sagt Stephan Mayer.
Stephan Mayer, als Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium in der vergangenen Legislaturperiode zuständig für die Vergabe dieser Studie, ist als sportpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion nicht in Opposition zu den Plänen. „Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass alles getan werden muss, um Safe Sport in Deutschland zu ermöglichen“, sagte er der F.A.Z.: „Kein Sportler soll psychische, physische oder sexualisierte Gewalt erfahren müssen. Hier gibt es überhaupt keinen Spielraum für Relativierungen.“
Die Bundesregierung sei gefordert, zügig die erforderlichen Schlüsse aus der Studie zu ziehen. Athleten Deutschland fordert in seiner Stellungnahme für die teilweise öffentliche Sitzung des Sportausschusses an diesem Mittwoch, das Momentum zu nutzen und zeitnah einen Strategie- und Dialogprozess zur Realisierung des Zentrums auf den Weg zu bringen.
Darüber hinaus erinnert die Organisation an ihre Anregung zu einer langfristigen Neuordnung der gesamten Integritäts-Governance. Eine unabhängige Einrichtung soll demnach für Schutz und Integrität der Menschen im Sport, der Sportwettbewerbe und der Sportorganisationen sorgen.
Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Dienstag, dem 25. Januar 2022