Ulrike Maisch bereut nicht, sich große Ziele zu stecken, statt im Klein-Klein von Werbeauftritten und Autogrammstunden alles mitzunehmen.
Marathonlauf – Was macht eigentlich Ulrike Maisch? – Michael Reinsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) – Große Ziele statt Klein-Klein: Europameisterin Ulrike Maisch
Zurzeit trainiert sie auf Teneriffa für den Hamburg-Marathon Ende April. An der Elbe hat sie für die nächsten drei Jahre eine gut dotierte Startzusage gegeben.
Zunächst war es die Bundeswehr, die Ulrike Maisch unsichtbar machte. „Die schlimmste Zeit meines Lebens“, klagt sie über ihre Grundausbildung in Nienburg. Doch nachdem sie einmal den Bewerbungstermin verpasst hatte und einmal nicht angenommen wurde, weil sie auf den Laufstrecken zu langsam gewesen war, wollte sie bei der dritten Bewerbung die Chance nutzen, praktisch Berufssportlerin zu werden.
Schlechter Start für Matrose Maisch
Aus der Europameisterin wurde Matrose Maisch; Heimathafen Rostock. Der Start war schlecht. Tagsüber musste sich die Rekrutin anbrüllen lassen, nachts trainierte sie. Den Köln-Marathon im Oktober brach sie ab. Der linke Fuß schmerzte. Weil die Läuferin zunächst keine weiteren Beschwerden hatte und sich dann – wegen diverser Trainingslager – keine Zeit für eine ordentliche Therapie nahm, schmerzt er bis heute.
Ihre Starts bei den deutschen Meisterschaften in der Halle und im Cross musste sie absagen. Wer sich da an ihren schlimmen rechten Fuß erinnert, der sie bei den Olympischen Spielen 2004 zur tränenreichen Aufgabe und zu einer Operation zwang, den versucht sie zu beruhigen. „Es ist der andere“, sagt sie. Mit Medikamenten und Ultraschallbehandlung pflegt sie den entzündeten Knochen.
„Man darf die Hoffnung nicht aufgeben“
Zwar ist Ulrike Maisch eine Athletin, die sich ohnehin schont im Training. Statt unendlicher Läufe setzt sie auf Radfahren, Wanderungen und Aquajogging. Doch nun, fünf Wochen vor dem Hamburg-Marathon, wird sie nervös, weil der längste ihrer Trainingsläufe gerade mal 15 Kilometer lang war. Aber der Fuß schmerzte. „Man darf die Hoffnung nicht aufgeben“, sagt sie.
Ulrike Maisch bereut nicht, sich große Ziele zu stecken, statt im Klein-Klein von Werbeauftritten und Autogrammstunden alles mitzunehmen. „Mit einem richtig guten Marathon mache ich mehr Geld als mit zehn kleinen Auftritten“, sagt sie. Sportartikelhersteller Asics hat den Vertrag verbessert, die Bundeswehr zahlt monatlich Sold. Die einzige Ungewissheit ist die, ob Ulrike Maisch acht Monate nach Göteborg ihren ersten Marathon wird laufen können. Das will sie beim nächsten Trainingslager im Schwarzwald entscheiden. „Wenn ich nicht schneller als 2:40 laufen kann, starte ich nicht“, sagt sie.
Für die Weltmeisterschaften in Osaka, immerhin, ist sie bereits qualifiziert.
Michael Reinsch
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)
Freitag, dem 23.03.2007