Start der Marathon-Staffel in Mörfelden - Wilfried Raatz berichtet ©wus-media - Wilfried Raatz
Marathon-Staffel in Mörfelden – Wilfried Raatz berichtet
Die kreative Wortschöpfung kennt kaum Limits. Da ist von den Methusalems, der Hardtseemafia, den Rheudommtromblers, den Vier für Bodenheim, den Lahmschnecken, den Speedy Turtles, den Super Girls, von Gabor and Friends oder dem Kombinat Nordend, den Allwetterfüßen oder den Powerfrauen oder –männer die Rede.
Aber auch humorlos vom TSV (Pfungstadt), Skills 04 (Frankfurt), dem ASC (Darmstadt) oder vom TuS (Griesheim) und dem SV 1911 (Traisa) die Rede. Allen gemeinsam ist die morgendliche Winterlauffreude, egal, wie der Wettergott die Karten für diese Laufeinheit über 42,195 km gemischt hat. Bei der 35. Auflage zeigte sich zwar die Sonne, dafür bewegten sich die Temperaturen zumindest zur Startzeit nahe dem Gefrierpunkt. Es gab aber auch schon Anlässe, als T-Shirts ebenso zur Kernausrüstung gehörten wie Spikes für die durchgängige Eisschicht auf den Forstwegen rund um das KSV-Waldstadion oder die Regenmontur.
Beim SKV Mörfelden ist vieles Routine, vieles eingespielt. Im Zeitalter moderner Zeitmesstechnik hilft ein Transponder am Klettband die Splits zu registrieren, sodaß die Ergebnislisten deutlich früher ausgehängt werden können und die Siegerehrung für die schnellsten Teams bereits über die Bühne gehen kann, bevor die letzten Teams oder Einzelstarter ihre Marathondistanz erfolgreich absolviert haben. Das ist keineswegs eine unsportliche Geste des veranstaltenden SKV Mörfelden, sondern einfach dem Zeitmanagement der Teilnehmer geschuldet, die einfach für den weiteren Tagesablauf bereits eine andere Planung haben.
Die Marathondistanz (über 4 x 10,55 km) lässt sich dabei im schnellen Tempo und kurzen Sprinthosen und ärmellosem Shirt dabei ebenso bewältigen wie im gemütlichen Achter-Kilometer-Schnitt, im gleichgeschlechtlichen Quartett oder als Mixed, als Team oder als Duo oder Einzelkämpfer. Auch wenn der stets bestens informierte Vanman Jochen Heringhaus eher gebetsmühlenartig die Streckenbestzeiten und Rekorde einstiger Heroen aufzählt, letztlich steht bei der Marathonstaffel am zweiten Januarsonntag eher der Spaß und weniger der hochambitiöse Ehrgeiz nach schnellen Splits im Vordergrund.
Die Tagesbesten 2012 lagen nicht zuletzt deshalb um Längen über den Bestmarken. So ist die Männerstaffel des TSV Friedberg-Fauerbach vor vierzehn Jahren 2:17:28 Stunden gelaufen, die von den Läuferinnen des ASC Darmstadt fixierten 2:38:10 Stunden sind bereits über zwanzig Jahre alt.
Die Mörfelder Marathonstaffel ist längst auch eine glänzende Gelegenheit für einen Vereins- oder Lauftreffausflug geworden. So für die hardtseemafia.de aus Upstadt-Weiher, einer eher über Facebook initiierten Vereinigung mit rund 70 Aktiven, die sich 2010 im badischen Kraichgau gegründet haben. Oder für die LF Naheland Bad Kreuznach mit gleich sechs Viererteams am Start. Oder als Podium für die jugendlichen Mittwochsläufer Talentschmiede mit einem Altersdurchschnitt von gerade einmal 14 Jahren. 119 Teams (darunter auch einige Einzelstarter) sind unter den Ergebnissen gelistet. Wie sagte einer der langjährigen Mitarbeiter in der wärmenden Wintersonne: „Es waren auch schon einmal mehr…!“ In der Tat, die Rekordmarke liegt bei 164 Staffeln, was unter dem Strich einstmals einen Andrang von über 650 LäuferInnen bedeutete. Aber längst ist die Messlatten anders fixiert, dem Anlass vor den Toren Frankfurts tut dies fürwahr keinen Abbruch.
Nach einem schnellen Auftakt von Martin Skalsky vom Mainzer Laufladen übernahmen Skills 04 Frankfurt und später dann der TSV Pfungstadt das Renngeschehen. Vor allem die Pfungstädter warteten mit einer eher ungewöhnlichen Besetzung auf, denn neben dem in der Region oftmals startenden Jürgen Zehnder und Jochen Uhrig, seinem Laufkollegen eines Frankfurter Steuerberatungsbüros, liefen mit Andreas Grieß und Oliver Beck zwei talentierte Mittelstreckler, deren Hauptdistanz eher die 400 m und 800 m sind. Auf denen sie zudem als beste hessische Läufer auch keine geringen nationalen Ansprüche geltend machen dürfen.
Mit 2:34:14 Stunden waren die Südhessen letztlich ungefährdet, gefolgt vom Vorjahressieger Skills 04 Frankfurt, bei denen Rhein-Main-Laufcup-Sieger Frank Zimmer sogar direkt aus dem Skiurlaub kommend an den Start gegangen war. Die Frankfurter liefen mit 2:37:09 Stunden fast drei Minuten dahinter ins Ziel.
Das schnellste Mastersteam kommt natürlich von der LG Bad Soden-Neuenheim, die in der Besetzung Frank Wiegand, Markus Diemerling, Andreas Löwe und Karlheinz Köhler einmal mehr erfolgreich waren. Mit 2:46:26 Stunden waren die BSN-Läufer allerdings schon auf Rang vier der Gesamtliste eingelaufen. Direkt dahinter schon die schnellen Frauen des ASC Darmstadt, die sich zum xten Male die Frauenwertung sichern konnten. Mit Stefanie Wiesmair, Sylvie Müller, Nora Jägemann und Alexandra Behrens hatten die Darmstädter allerdings auch eine exzellente Besetzung parat, die am Ende zwanzig Minuten Vorsprung vor dem LT Rheudommtrombler und dem LuT Aschaffenburg herausgelaufen hatte.
Bei den Mixedteams lag der Mainzer Laufladen knappe zwei Minuten vor dem Triathlon Team Rhein-Nahe und dem Bautzener LV mit Ultraläufer René Strosny und seiner Frau Angela Ngamkam, die die Marathonstaffel als willkommenes Tempotraining ansahen, weil nach dem Umzug nach Asbach im Darmstädter Umland eher handwerkliches Geschick als qualifiziertes Training auf dem Programm gestanden hatte.
Wilfried Raatz