Den Marathonlauf der Männer gibt es seit 1896 – vom dem Ort, dessen Namen weltbekannt wurde durch die Legende des Überbringens der Siegesnachricht der Athener über die Perser.
MARATHON – ATHEN – WELCOME HOME! – Historie XI – Die historische Olympia-Laufserie (XI): Marathon der Männer – Zwei Goldmedaillen für Waldemar Cierpinski
Am diesem Sonntag findet als läuferischer Höhepunkt und Abschluß der XXVIII. Olympischen Spiele in Athen der der Marathon der Männer (Startzeit 17.00 Uhr) statt.
Die Favoriten der elf Laufdisziplinen ab 800 m aufwärts wurden hier vorgestellt, aber ebenso in einer historischen Sonderserie die deutschen Teilnehmer an den Laufwettbewerben ab 1896 in Athen, deren Erfolge und Platzierungen.
Insbesondere sind aber dann aber nach und nach jeweils alle Medaillengewinner Gold, Silber und Bronze – und manchmal auch darüber hinaus – Platzierte der einzelnen Wettbewerbe der Vergangenheit und Vergessenheit entrissen und hier namentlich erwähnt worden. Die Beschäftigung mit dem großen olympischen Thema der Läufe brachte es mit sich, daß neben der deutschen Beteiligung – oft aber auch wegen deren Nichtbeteiligung – der mitreißende olympische Wettkampf – der „olympic spirit“ – , daß mehr und mehr die großen Heroen und Legenden der Aschen- oder Tartanbahn, bzw. der Straße hier in aller Kürze namentlich und mit ihren Leistungen erwähnt wurden.
Mit diesem Beitrag findet die Serie ihren Abschluß – und wird in vier Jahren wieder aufgenommen.
Der BERLIN-MARATHON hat seit 1978 sich den Olympiasiegern des olympischen Marathon gewidmet.
Von 1974 – 1977 waren klassische Läuferfiguren auf Urkunden und Medaillen für die Teilnehmer des BERLIN-MARATHON abgebildet. Ab 1978 erschien dann jährlich das Porträt eines Olympiasiegers auf den Medaillen und die Geschichte des jeweiligen Sieges wurde im Marathon-Programmheft erzählt. Dabei sind die Beschreibungen der Sieger jeweils aus dem 2-bändigen Werk von Ekkehard zur Megede entnommen worden.
Insofern hat die Rückkehr nach Athen und Marathon für den real,- BERLIN-MARATHON natürlich eine besondere Bedeutung und Affinität.
Den Marathonlauf der Männer gibt es seit 1896 – vom dem Ort, dessen Namen weltbekannt wurde durch die Legende des Überbringens der Siegesnachricht der Athener über die Perser.
Von MARATHON nach ATHEN.
"WELCOME HOME“ heißt es in der Überschrift, so wie das Kugelstoßen in das antike Stadion von Olympia zurückkehrte, so kehrt der Marathonlauf zurück zu seinen Wurzel: MARATHON!
Im folgenden beziehen wir uns – zum größten Teil – vom Inhalt der Texte, als auch von den Ergebnissen und Statistiken, auf das Buch „THE OLYMPIC MARATHON“ –The History and Drama of Sport’s most Challenging Event“ von David E. Martin (USA) und Roger W. H. Gynn (GBR) – erschienen bei Human Kinetics, erschienen 2000.
Das Buch umfaßt 514 Seiten, insofern kann man sich vorstellen, was die beiden Verfasser an Informationen über den Lauf der Läufe gesammelt haben und was auch nicht im Ansatz hier mitgeteilt werden kann. Die generelle Erlaubnis der Autoren zur Wiedergabe von Texten, Bildern und Statistiken aus dem Buch liegt dem Verfasser vor.
Es wird auch wieder teilweise auf Ekkehard zur Megede und seinem zweibändigen Standardwerk von 1968 „Die Geschichte der olympischen Leichtathletik“ (Bartels & Wernitz) hingewiesen.
Bei der Nationenwertung beziehen wir uns auf die Bewertung von Dave Martin, denn es gibt bei den Statistiken unterschiedliche Nationalitätsangaben der Sieger und Plazierten, so wird Théato nicht als Franzose, sondern als Luxemburger geführt, dafür hatte Frankreich aber zwei Sieger, die in französischen Kolonien geboren wurde. Ähnliche Beispiele gibt es mit Thomas Hicks, geboten in England, gelaufen für USA, Kitei Son, Koreaner der für Japan lief u.s.w. Martin erzählt auch amüsante Geschichten, wie z.B. daß drei Amerikaner Marathon-Olympiasieger wurden, aber nicht die Ehre hatten, als Erste auch in das Olympiastadion zu laufen. Ein Sieger lief die ganze Strecke barfuß – einer hieß Emile Champion und wurde trotzdem nicht Champion, ein anderer hieß Ernst Fast und war trotzdem nicht schnell genug um Sieger zu werden.
Marathon – 42,195 km oder 26 Meilen und 385 yards ist die heutige Standardlänge für diesen Lauf.
Es gibt aber auch den „Comrades Marathon“ zwischen Durban und Pietermaritzburg über 90 km oder 56 Meilen – oder den Swiss-Alpine Marathon über 78 Kilometer. Marathon ist und war aber nur annähernd 40 km von Athen entfernt.
Marathon – die Äthiopier die Besten? Oder wer?
In der Übersicht führen die Äthiopier mit 4 Goldmedaillen die Liste der erfolgreichsten Nationen an, insgesamt gewannen sie 6 Medaillen, die US-Amerikaner aber 8 Medaillen, darunter 3 Goldmedaillen, die Briten „nur“ 5 Silbermedaillen, sechs Nationen holten jeweils 2 Goldmedaillen – wer will entscheiden, wer die erfolgreichere Nation auf 104 Jahre verteilt ist?
28 Nationen gewannen 72 Medaillen
14 Nationen gewannen Goldmedaillen – 28 Nationen teilen sich die vergebenen 72 Marathonmedaillen auf.
Keine andere Laufdisziplin ab 800 m aufwärts hat derartig viele Nationen unter den Medaillengewinnern, was für die weltweite Popularität dieser Disziplin der Leichtathletik spricht.
Die deutschen Marathonläufer haben mit Waldemar Cierpinski ihren großen Läuferstar. Er gewann 2 Goldmedaillen auf dieser strapaziösen Laufstrecke, er ist in einem Atemzug mit dem großen Abebe Bikila zu nennen.
Stephan Freigang hatte seinen großen Tag in Barcelona und gewann sensationell die Bronzemedaille.
Überblick über die Medaillenverteilung der erfolgreichsten Nationen im Marathonlauf:
Deutschland: 2 x Gold / 0 x Silber / 1 x Bronze
ETH: 4 G / 1 S / 1 B
USA: 3 G / 1 S / 4 B
FRA: 2 G / 2 S
RSA: 2 G / 2 S
ARG: 2G / 1 S
FIN: 2 G / 0 S / 3 B
JPN: 1 G / 1 S / 2 B
ITA: 1 G / 1 S / 1 B
GRE: 1 G / 1 S
KOR: 1 G / 1 S
LUX: 1 G
CZE: 1 G
POR: 1 G
GBR: 0 G / 5 S
KEN: 0 G / 2 S / 1 B
YUG: 0 G / 2 S
BEL: 0 G / 1 S / 2 B
EST: 0 G / 1 S
CHI: 0 G / 1 S
MAR: 0 G / 1 S
NED: 0 G / 1 S
IRL: 0 G / 1 S
SWE: 0 G / 0 S / 2 B
NZL: 0 G / 0 S / 2 B
URS: 0 G / 0 S / 1 B
HUN: 0 G / 0 S / 1 B
DJI: 0 G / 0 S / 1 B
Athen 1896 – „Spiridon Louis liegt in Führung“ – Radfahrer, der Oberst und der Polizeipräsident
Die Athleten wurden am Donnerstag nachmittag, dem „28. März (julianisch) – oder 9. April nach dem gregorianischen Kalender“ nach Marathon gefahren. Sie blieben über Nacht. 18 traten an, 17 starteten – „ein nicht identifizierter Deutscher blieb zurück“, schreibt Martin. Unter den Teilnehmern war auch Flack (AUS), der am gleichen Tag die 800 m in 2:11 gewonnen hatte. z. Megede schreibt von 25 Läufern. Auch die drei Erstplazierten über 1500m der schon erwähnte Flack (4:33.2), Blake (4:34.0) und Lermusiaux (4:36.) liefen mit. Deswegen war es nicht verwunderlich, daß bis zur Hälfte Lermusiaux führte noch vor den anderen Mittelstrecklern Flack und Blake. Aber Blake gab bald auf, auch Lermusiaux resignierte als die Strecke bergan führte. Dann übernahm Flack, der zweifache Olympiasieger die Spitze. Nur Louis lief vernünftig. Er lächelte und winkte zu seinen Landsleuten und erkundigte sich, wer vor ihm lag.
Er soll auch, so z. Megede, auch in aller Ruhe zwischendurch einen Viertelliter Wein (Médoc läßt grüßen!) getrunken haben.
Die allerneueste "Legende" – statt Wein jetzt Cognac -direkt aus ATHEN 2004:
https://www.real-berlin-marathon.com/news/show/002343
Währenddessen wurden die Zuschauer immer unruhiger, insbesondere als der deutsche Radfahrer August Goederich (Zweiter im Marathon der Radfahrer zwei Tage später) im Stadion auftauchte und berichtete, daß bei km 36 immer noch Flack an der Spitze liege. Allerdings irrte er sich, denn er sah Flack nicht bei km 36, sondern bei km 31. Bei km 32 erreichte Spiridon Louis den Australier, lief einige Kilometern neben ihm und beschleunigte, als Flack einen Schwächeanfall bekam. Flack hatte sich übernommen und mußte ärztlich versorgt werden. Das geschah in Ameplokiki (Ampelokipoi), am Stadtrand von Athen. Dort stand hoch zu Pferde, fast wie verabredet Oberst Papadiamantopoulos, der Starter des Marathon, und unter dessen Befehl Spiridon Louis in der Armee diente, dieser hatte ihn auch zur Teilnahme am Marathon überredet hatte. Als er Louis in Führung sah galoppierte er ins Stadion zur königlichen Loge und verkündete, daß Louis führen würde.
Ein Pistolenschuß kündete das Nahen des Siegers an. Auch der Polizeichef von Athen bestätigte die Meldung des Obersten und voller Begeisterung erwarteten die 70.000 Zuschauer ihren Landsmann. Als Louis endlich auftauchte, und danach sein Landsmann Charolaos Vasilakos vor dem ersten Ausländer dem Ungar Gyula Kellner, kannte der Jubel keine Grenzen. Der Kronprinz Konstantin und Prinz Georg begleiteten Spiridon Louis auf den letzten 100 Metern im Stadion.
Finale: 10. April um 14.00 Uhr – Strecke: Point-to-Point – Länge: 40 km – Kühl, sonnig – 17 Starter – 10 im Ziel (incl. einer Disqualfik.) – 5 Nationen am Start –
1. Spiridon Louis (GRE) 2 :58 :50 – 2. Kharilaos Vasilakos (GRE) 3:06:35 – 3. Gyula Kellner (HUN) 3:06:35 – 4. Ioannis Vrettos (GRE) o.Z. – 5. Eleitheros Papasimeon (GRE) o.Z. – 6. Demitrios Deligiannis (GRE) o.Z. – 7. Evangelos Gerakakis (GRE) o.Z. – 8. Stamatios Masouris (GRE) o.Z. – 9. Sokratis Lagoudakis (GRE) ungefähr 3 :58 :50 – (Spiridon Belokas (GRE) wurde Dritter in 3:06:30, aber später disqualifiziert)
Nach 1896 schreibt Martin, organisierten neun Nationen Marathonläufe, acht in Europa und einer in Nordamerika. Der erste Marathon in Nordamerika war am 20 September 1896 von Stamford, Connecticut zum Columbia Oval in New York. Am 19 April 1897 wurde der erste Boston-Marathon gestartet, Sieger war John McDermott, es starteten 15 Läufer. Boston war damit der zweite Marathon in den USA. In Paris wurde 1896 – in Anlehnung an Athen – ein Lauf über 40 km gestartet von Paris nach Conflans.
Die Idee war den Rekord den Spiridon Louis zu brechen, der den sog. „Amateur-Rekord“ hielt. 191 Starter waren dabei und der englische Profi Len Hurst gewann in 2:31:29.8. 1900 änderte man die Richtung von Conflans nach Paris, auch hier gewann Hurst in 2:26:47.4
Paris 1900 – Der heißeste olympische Marathon der Geschichte
Zwischen 35 und 39 Grad Celsius betrug die Temperatur bei Marathon in Paris. Gestartet wurde auf der Bahn im Bois de Bologne. Die einheimischen Läufer sollen durch die unvollkommenen Absperrungen Vorteile gehabt haben, weil sie die Straßen besser kannten. Nach Louis in Griechenland sollte natürlich hier auch ein Franzose gewinnen. Bei dem Sieger Michel Théato ranken sich auch Legenden. Er sprach französisch, war aber Luxemburger. Er war Bäckerjunge, deswegen hielt er "die Hitze am besten aus", auch soll deswegen die Straßen von Paris am besten gekannt haben, weil er immer die Baguettes und Croissants ausgetragen haben soll. Martin schreibt dagegen (nach Lennartz), daß er Tischler/Holzarbeiter gewesen sei und daß die Pariser sich ihre Croissants morgens immer selber geholt haben, nichts wurde ausgeliefert.
Théato war kein Betrüger, er war am Tag nur besser als die anderen. Martin erlaubt sich noch das Wortspiel über den Zweiten Champion, der nicht Champion wurde und über den Dritten Fast, der nicht schnell genug war, um zu gewinnen. Ernst Fast fragte einen Polizisten nach dem Weg, der verwies ihn auf einen falschen Weg, Fast verlor deswegen viele Minuten – der Polizist soll sich aus Gram Tage später erschossen haben. Der Amerikaner Newton erzählte, daß er nach der Hälfte des Rennens die Führung übernahm, es überholte ihn keiner, doch im Ziel lagen plötzlich andere vor ihm.
Finale (19. Juli) um 14:36 Uhr – Strecke: Eine Runde – Länge: 40.26 km – Sonnig, heiß 35 – 39 Grad (95 – 102 Grad F.) – 16 Starter – 7 im Ziel – 8 Nationen am Start –
1. Michel Théato (LUX) 2:59:45 – 2. Emile Champion (FRA) 3:04:17 – 3. Ernst Fast (SWE) 3:37:14 – 4. Eugène Besse (FRA) 4:00:43 – 5. Arthur Newton (USA) 4:04:12 – 6. Ronald MacDonald (CAN) o.Z. – 7. Richard Grant (USA) ungefähr 4:24:00
St. Louis 1904 – Wieder ein heißer Tag – Ein Marathon voller Episoden
Fred Lorz bekam nach neun Meilen einen Muskelkrampf. Er rief ein Auto herbei, als die Schmerzen immer ärger wurden. Fünf Meilen vor dem Stadion waren die Schmerzen weg. Da sagte der Fahrer- "jetzt haben wir alle überholt, nun kannst du wieder weiter laufen". Lorz nahm das nicht als Scherz auf, sondern stieg tatsächlich aus und kam als Sieger ins Stadion und wurde gefeiert, es gratulierte gleich Alice Roosevelt, die Tochter des Präsidenten. Der Skandal war perfekt – Lorz wurde lebenslang disqualifiziert, aber ein Jahr später gewann er ganz legal den Boston-Marathon – alles wa korrekt. Die strecke war schlecht, nur teilweise geteert, die Läufer bekamen keine Schwämme oder Erfrischungen gereicht, wie das heute überall üblich ist. Sie dehydrierten, bekamen Sonnenstiche. Viele Autos begleiteten die Läufer, bzw. fuhren einfach weiter, behinderten die Läufer. Durch einen Unfall mußten die Läufer durch einen Straßengraben, auch natürlich durch die Abgase der Autos laufen.
Martin schreibt, daß die Läufer wegen der Autos, statt unter 3 Stunden, jetzt 3.28 liefen. Der „richtige“ Sieger Thomas Hicks, war aus heutiger Sicht gedopt. Sein Trainer behauptete, daß Drogen beim Straßenlauf von großen Nutzen seien. Als Hicks Wasser haben wollte, gab der Trainer nichts, dafür erlaubte er ihm den Mund mit destillierten Wasser auszuspülen. Sieben Meilen vor dem Stadion gab er ihm ein tausendstel Gramm Strychnin mit einem Eiweiß. Vier Meilen vor dem Ziel wollte sich Hicks hinlegen, der Trainer verweigerte ihm das, weil er nicht mehr aufstehen würde. Bei der 20 Meilen-Marke bekam er nochmal Strychnin, zwei Eier und einen Schluck Brandy. Ihm wurde der Körper mit warmen Wasser abgerieben, sie hatten einen Warmwasser-Boiler an Bord.
Kurz vor dem Ziel bekam er Halluzinationen, er erhielt nochmals 2 Eier und einen Schluck Brandy und schaffte die beiden letzten Hügel. Er hatte acht Pfund abgenommen. Diese Story von Thomas Hicks wurde im übrigen im letzten Programmheft des 30. real,- BERLIN-MARATHON ausführlich behandelt, weil das Porträt von Hicks auf der Finisher-Medaille des Weltrekordmarathons 2003 abgebildet war.
Finale (23. August) um 15.03 Uhr – Strecke: Viereckiger Kurs – 39.996 km (24.85 Meilen) – sehr warm bis 27.8 Grad C (82 Grad F.) – 32 Starter – 15 im Ziel (incl. des Disqualifiz.) – 5 Nationen am Start
1.Thomas Hicks (USA) 3:28:53 – 2. Albert Corey (FRA) 3:34:52 – 3. Arthur Newton (USA) 3:47:33 – 4. Felix Carjaval (CUB) o.Z. (Frederick Lorz (USA) ca. 3:13:00 (als Sieger disqualifiziert, da er nur Teile des Marathon lief) –
London 1908 – Das Drama um Dorando Pietri – Die Strecke zu Ehren der Königin und der Prinzessin
Eigentlich sollten die Spiele in Rom stattfinden. Nach der Eruption des Vesuvs am 23. März 1906, dem 2.000 Menschen zum Opfer fielen, hatte Italien andere Sorgen. Auf den Zwischenspielen 1906 in Athen gab Rom bekannt, daß die Spiele wegen des Wiederaufbaus nicht stattfinden konnten. Deswegen übernahm London die Spiele 1908.
Es waren bahnbrechende Spiele mit 455 Athleten aus 20 Nationen allein für die Leichtathletik. Die Spiele waren auch kein Anhängsel mehr der Weltausstellung, sondern sie standen im Mittelpunkt des Interesses. Auch die Wettkampfanlagen hatten einen neuen und besseren Standard vom Stadion bis zur Marathonstrecke: Dem Könighaus erwies man die Reverenz bei der Auswahl der Marathonstrecke von Windsor nach London: Direkt vor der Ostterrasse von Schloß Windsor, damit die Königskinder alles verfolgen konnten, bis zur Königsloge im Stadion: Das waren genau 42,195 km – und dabei ist es bis heute geblieben.
Pastetenbäcker in Carpi bei Modena war Dorando Pietri, der als Erster das Stadion erreichte. Das Drama begann um Pietri als er nicht mehr wußte rechts oder links herum ins Stadion zu laufen. Er lief zunächst verkehrt, die 90.000 Zuschauer schrien entsetzt auf, auch Königin Alexandra hielt es nicht mehr am Sitz. Man drehte den Italiener um in die richtige Richtung. Er versuchte weiter zu laufen, taumelte, er war am Ende seiner Kräfte. Drei, viermal brach er zusammen – dann erschein am Stadioneingang der US-Amerikaner John J. Hayes, sehr frisch wirkend. Einige Offizielle konnten das Drama nicht mehr mit ansehen, einer davon war Sir Conan Doyle, der berühmte Kriminalschriftsteller. Aber diesmal machte er das verkehrte – er half ihm auf. Pietri durfte aber nicht geholfen werden. Er wurde disqualifiziert, er bekam keine Medaille, dafür aber einen Goldpokal von Königin Alexandra in der Königsloge überreicht – seitdem ist Dorando Pietri in die Ruhmeshalle der Leichtathletik aufgestiegen und unsterblich.
Er wurde danach berühmter, als wenn er mehrere Medaillen gewonnen hätte. z.Megede erzählt davon noch einige Histörchen. Hayes hatte schon 1907 den Yonkers Marathon gewonnen, er war Angestellter eines Warenhauses und trainierte oft auf dem Dach des Gebäudes. Der bisher einzige deutsche Läufer, die bisher in der Serie hervorgehoben wurden, war F. Reiser, der aber das Rennen aufgab. Der Favorit des Rennens, der für Kanada startende Indianer Tom Longboat gab das Rennen nach 17 Meilen auf.
Finale (24. Juli) – um 14.30 Uhr – Strecke: Punkt zu Punkt – 42,195 km (26 Meilen 385 yards) – warm und feucht, 24,4 Grad C (76 Grad F.) – 55 Starter – 28 im Ziel (incl. 1 Disqualifk.) – 16 Nationen
1. John Hayes (USA) 2:55:18.4 – 2. Charles Hefferon (RSA) 2:56:06.0 – 3. Joseph Forshaw (USA) 2 :57 :10.4 – 4 Alton Welton (USA) 2 :59:44.4 – 5. William Wood (CAN) 3:01:44.0
Stockholm 1912 – Wieder Hitze – der letzte brauchte über 54 Jahre
zur Megede beschreibt eine Episode des Marathon in Stockholm wie folgt: „Der Sieger brauchte für die 40,2 km 2:36:54,8, der 35. und Letzte brauchte 54 Jahre, acht Monate, sechs Tage und 8:32:20,3 Stunden (was natürlich nicht gewertet wurde). Der Japaner sah an der Strecke einen Zuschauer einen Orangensaft trinken, das gab ihm den Rest, weil er selber wegen der Hitze so ausgedörrt war. Er ging zu dem Haus, wo der Zuschauer stand und bat auch um ein Glas Orangensaft, Er bekam das und auch gleichzeitig Quartier, damit er sich ausschlafen konnte. Währenddessen hatte der Südafrikaner gewonnen. Es verstarb der Portugiese Francisco Lazaro im Krankenhaus an einem Hitzschlag (er blieb der einzige Tote der olympischen Marathonläufe).
Den Japaner Shizo Kanakuri vermißte man am Ziel, die Polizei wurde eingeschaltet – erst am nächsten Tag meldet er sich bei seiner Mannschaft. Aber 54 Jahre später kehrte der nunmehr 76-jährige Kanakuri nach Stockholm zurück. Sein erster Weg führte ihn dahin, wo man ihn 1912 vergeblich erwartete, ins Ziel des Stockholmer Olympiastadions. Als er das imaginäre Ziel erreichte waren die 54 Jahre und acht Monate, sechs Tage, acht Stunden, 32 Minuten und 20,3 Sekunden vergangen. Man beglückwünschte ihm zu dieser Rekordleistung. Er wehrte alles ab und sagte: Es war tatsächlich ein langer Lauf, aber er hat sich gelohnt: Ich habe meine Frau gefunden und habe inzwischen 6 Kinder und zehn Enkel. Alles braucht eben seine Zeit“. Kein Deutscher am Start.
Finale:(14. Juli) – um 13.48 Uhr – Strecke hin und zurück – 40,2 km – heiß, um 30 Grad (86 Grad F.) – 68 Starter – 34 im Ziel – 19 Nationen
1. Kennedy McArthur (RSA) 2:36:54.8 – 2. Christian Gitsham (RSA) – 2:37:52.0 – 3. Gaston Strobino (USA) 2:38:42.5 – 4. Andrew Sockalexis (USA) 2:42:07.9
Antwerpen 1920 – Johannes Kolehmainen krönt seine Laufbahn mit dem Marathonsieg
Der Triumphator von Stockholm Johannes Kolehmainen (FIN) krönt in Antwerpen seine Laufbahn mit dem Marathonsieg. Mehr als ihm lieb war hatte mit dem Esten Lossmann zu kämpfen, der ihm bis auf 12,8 Sekunden auf den Leib rückte. In Esland gab es zu dieser überhaupt noch keine Marathonmeisterschaften. Kein Deutscher am Start.
Finale (22. August) um 16.12 Uhr – Strecke hin und zurück – 42.75 km- kalt, dunstig – 48 am Start – 35 im Ziel – 18 Nationen (incl. Neufundland!) –
1. Johannes Kolehmainen (FIN) 2:32:35.8 – Juri Lossmann ((EST) 2:32:48.6 – 3. Valerio Arri (ITA) 2:36:32.8 – 4. Auguste Broos (BEL) 2:39:25.8
Paris 1924 – Die offizielle Marathon Distanz und das Phänomen Clarence DeMar
Die 1924er Spiele sollten eigentlich in Amsterdam stattfinden, doch im Hinblick auf den geplanten Rücktritt von Baron de Coubertin, entschieden die Holländer daß zu Ehren von Coubertin die Spiele in Paris stattfinden sollten. Auch wurde vorher beim IAAF-Kongress festgelegt, daß die Standardstrecke des Marathon der Länge der Spiele in London haben sollte, Start und Ziel im Stadion zu sein hätten. Martin schreibt, es gab darüber aber keine großen Diskussionen. Man bringt das in Zusammenhang mit dem großen britischen Einfluß im IAAF-Gremium. Auch wurde festgelegt nicht mehr als sechs Teilnehmer pro Nation zuzulassen, ab 1932 wurde es dann auf 3 Teilnehmer pro Team reduziert. In Paris begann und endete der Marathon im Colombes Stadion. Die Laufstrecke war zum größten Teil Asphalt, aber auch Kopfsteinpflaster, ganz wenig war die Strecke ungepflastert.
z. Megede schreibt: „Die Wende kam an der Wende“ als nämlich der Finne Stenroos die Führung übernahm. Er baute sie ins Ziel bis auf fast 6 Minuten aus. Der Dritte, Clarence DeMar (USA) war ein Phänomen besonderer Art: 1911 gewann er den berühmten Boston-Marathon, 1912 war er in Stockholm dabei und auch in Amsterdam 1928. Er holte sich den 7. Sieg in Boston 1930 im Alter von 42 Jahren. Keine deutschen Läufer am Start.
Finale (13. Juli) um 17.23 Uhr – Strecke hin und zurück – 42,195 km – warm, windig – 58 am Start – 30 im Ziel – 20 Nationen-
1. Albin Stenroos (FIN) 2:41:22.6 – 2. Romeo Bertini (ITA) 2 :47:19.6 – 3. Clarence DeMar (USA) 2:48:14.0 – 4. Lauri Halonen (FIN) 2 :49 :47.4 – 5. Samuel Ferris (GBR) 2:52:26.0
Amsterdam 1928 – Sieg für Kolonialfranzosen El Ouafi – Deutsche am Start
Der Sieg von El Ouafi war der erste Sieg eines Afrikaners im Marathon, es war erst sein zweiter Lauf. Der für Frankreich laufende Algerier wußte erst als er das Zielband in Amsterdam zerriß, daß er gewonnen hatte. Keiner informierte ihn über den Stand an der Strecke. Er verschärfte auf dem letzten Teil der Strecke das Tempo, in Sichtweite hinter ihm der Chilene Reyes, der erste große Marathonläufer Südamerikas.
Die Japaner begannen hier ihre große Marathontradition, denn lange führte Yamada, zuletzt wurde er Vierter. Bester Deutscher war Hans Stelges als Neunzehnter.
Finale (5. August) um 15.15 Uhr – Strecke hin und zurück mit einer Schleife – 42,195 km – kühl, feucht, wolkig 16,1 Grad C – 69 am start – 57 im Ziel – 23 Nationen –
1. Boughera El Ouafi (FRA) 2:32:57 – 2. Manuel Plaza Reyes (CHI) 2:33:23 – 3. Martti Marttelin (FIN) 2:35:02 – 4. Kanamatsu Yamada (JPN) 2:35:29 – 5. Joie Ray (USA) 2:36:04 – 6. Seiichiro Tsuda (JPN) 2:36:20 – … … 19 Hans Stelges 2:45:27 – … … 31 Paul Hempel – … … 46. Georg Hoerger – 47 Hans Schneider – … … 50. Paul Gerhardt – … … aufgegeben: Franz Wanderer
Los Angeles 1932 – Zabala der jüngste Marathon Olympiasieger
Als 19-Jähriger kam der Argentinier Juan Carlos Zabala nach Europa und gewann in Kaschau sensationell bei seinem Marathondebüt in 2:33:19.0. Seine größten Konkurrenten in Los Angeles waren der Brite Sam Ferris, dieser galt als fast unschlagbar. Aber schon bei der Wende (1:20:00.0) führte Zabala vor den Finnen Virtanen und Toivonen. Virtanen überholte Zabala bei 30 km, aber danach erlitt einen Schwächeanfall und stieg kurz danach aus. Doch nun bekam Ferris Auftrieb und kam noch an Zabala heran, der sich ins Ziel rettete. Fünfzehnter wurde der in den USA lebende Deutsche Paul de Bruyn.
Finale: (7. August) um 15.38 Uhr – rechtwinkliger Kurs – 42,195 km – 22,2 Grad C. am Start, klarer Himmerl – 29 am start – 20 im Ziel – 15 Nationen –
1.Juan Zabala (ARG) 2:31:36 – 2. Samuek Ferris (GBR) 2:31:55 – 3. Armas Toivonen (JPN) 2:32:12 – 4. Duncan McLoed Wright (GBR) 2:32:41 – 5. Seiichiro Tsuda (JPN) 2:35:42 – 6. Ombai Kin (JPN) 2:37:28.0 – … … 15. Paul de Bruyn 2 :52 :39.0
Berlin 1936 – Kitei Son (Kee Chung-sohn) läuft und gewinnt für Japan
Zabala wollte seinen Sieg von Los Angeles wiederholen und kümmerte sich nicht um seine Rivalen. Er führte bei 10 km in 32:30 mit einer Minute Vorsprung vor dem Portugiesen Dias. Beim Halbmarathon wirkte Zabala aber müde, als er noch immer führte in 1:11:29, danach schon im Abstand von 50 Sekunden Son und Harper. Bei km 28 erreichte Son Zabala, der kurz danach einen Kollaps erlitt, noch einmal begann, dann aber das Rennen beendete. Son löste sich auch von Harper, legte noch einen Endspurt ein und unterbot als Erster die 2:30 bei Olympischen Spielen. Harper wurde Zweiter, der Japaner Nan holte sich Bronzemedaille.
Die beiden Japaner waren eigentlich Koreaner, Japan hatte Korea besetzt. Son lief in Schuhen die vorne geteilt waren, diese erregten großes Aufsehen. Kee Chung-sohn kehrte mehrfach nach Berlin zurück, als er z.B. für die Olympischen Spiele in Seoul warb oder Ehrengast beim BERLIN-MARATHON war. Er hatte auch die große Ehre 1988 in Seoul als letzter LÄufer die Fackel ins Olympiastadion tragen zu dürfen. In Berlin versuchte man an den Ehrentafeln im Olympiastadion am Marathontor in den Achtzigern heimlich die Initialen von Japan bei Kitei Son durch Korea heimlich zu ersetzen.
Finale: (9. August) um 15.00 Uhr – Hin und zurück – 42,195 km – 24 Grad C – 56 am Start – 42 im Ziel – 27 Nationen –
1. Kitei Son (Sohn Kee-chung) (JPN) 2:29:19.2 – 2. Ernest Harper (GBR) 2:31:23.2 – 3. Shoryu Nan (Nam Sung-yong) (JPN) 2:31::42.0 4. Erkki Tamila (FIN) 2:32:45.0 – … … 29. Ernst Braesicke 2:59:33.4 – aufgegeben: Paul de Bruyn und Franz Barsicke
London 1948 – Fast eine Wiederholung des Dramas von 1908 von London – wieder Sieg für Argentinien
Fast hätte sich das Drama von Dorando Pietri von London 1908 wiederholt: Im Stadion erschien als Erster der Belgier Etienne Gailly, kalkweiß und fast gehend. Wenig später erschien dann der Argentinier Cabrera, der den im Trancezustand sich bewegenden Belgier überholte und Olympiasieger wurde, wie sein Landsmann Zabala in Los Angeles. Auch der Brite Richards überholte den Belgier und wurde Zweiter. Gailly schaffte es wenigstens noch allein ins Ziel zu gelangen und sich die Bronzemedaille zu sichern.
Deutsche Läufer waren zu den OS in London noch nicht zugelassen.
Finale (7. August) um 15.00 Uhr – Strecke – 42,195 km – 22.8 Grad C, feucht, windig – 41 am sTart – 30 im Ziel – 21 Nationen –
1. Delfo Cabrera (ARG) 2:34:51.6 – Thomas Richards (GBR) 2:35:07.6 – 3. Etienne Gailly (BEL) 2:35:33.6 – 4. Johannes Coleman (RSA) 2:36:06.0
Helsinki 1952 – Emil Zatopek der dreifache Sieger
Was Paavo Nurmi, die Läuferlegende, durch seine Disqualifikation nicht vergönnt war, auch den Marathon zu gewinnen, das erledigte Emil Zatopek in „einem Aufwasch“, er gewann die 5000m, 10.000m und den Marathon in Paavo Nurmis Heimatstadt. Für Zatopek war der Marathon ein Debüt. Mit den beiden Medaillen von London Silber über 5000 und Gold über 10.000 m hatte er dann fünf Medaillen.
Finale (27. Juli) um 15.28 Uhr – Strecke hin und zurück – 42,195 km – 18.0 Grad C. – 66 Starter – 53 im Ziel 32 – Nationen
1. Emil Zatopek (CSR) 2:23:03.2 – 2. Reinaldo Gomo (ARG) 2:25:35.0 – 3. Gustaf Janson (SWE) 2:26:07.0 – 4. Choi Yoon-chill (KOR) 2:26:36.0 – 5. Veiko Karvonen (FIN) 2:26:41.8 – 6. Delfo Cabrera (ARG) 2:26:42.4 – … … 30. Dieter Engelhardt 2:39:37.2 – … … 43. Ludwig Warnemünde 2:50:00.0
Melbourne 1956 – Alain Mimoun siegt für Frankreich –Zatopek Sechster
Wie vor ihm Delfo Cabrera und Emil Zatopek trat Mimoun zu seinem ersten Marathon an – und gewann. Der 31-fache französische Meister tauchte in Melbourne von Anfang an in der Spitzengruppe auf und zwischen 25 und 30 km erzwang er die Entscheidung zu seinem Gunsten. Emil Zatopek wurde Sechster. Der Deutsche Lothar Beckert wurde Neunzehnter, Kurt Hartung kam auf den 28. Platz.
Finale: (1. Dezember) um 15.15 Uhr – Strecke hin und zurück – 42,195 km 27.o Grad C. – 46 Starter – 33 im Ziel –23 Nationen –
1. Alain Mimoun (FRA) 2:25:00 – 2. Franjo Mihalic (YUG) 2:26:32 – 3- Veiko Karvonen (FIN) 2:27:47 – 4. Lee Chang-Hoon (KOR) 2:28:45 5. Yoshiaki Kawashima (JPN) 2:29:34 – 6. Emil Zatopek (CSR) 2:29:34 – … …19. Lothar Beckert 2:42:10 – 28. Kurt Hartung 2:52:15.0
Rom 1960 – Abebe Bikila – Barfuß beim Training, barfuß die Goldmedaille erlaufen
Sein finnischer Trainer wußte was Bikila leisten konnte. Im äthiopischen Hochland (über 2400m hoch) lief Bikila die 42,195 km barfuß in 2:21:23:0. So war es für Niskanen kein Wunder, daß Abebe Bikila in Rom ebenfalls barfuß mit 2:15 olympischen Rekord lief. Es war ein beeindruckendes Bild als Abebe Bikila in der römischen Dunkelheit unterhalb des antiken Konstantinbogens ins Ziel lief. Der afrikanische Triumph war durch den Zweiten Rhadi aus Marokko komplett.
Finale (10. September) um 17.30 Uhr – Triangel-Strecke – 42,195 km – 23,2 Grad C. – 69 am start – 62 im Ziel – 35 Nationen –
1. Abebe Bikila (ETH) 2:15:16.2 2. Rhadi ben Abdesselem (MAR) 2:15:41.6 – 3. Barrington Magee (NZL) 2:17:18.2 – … … 28. Bruno Bartholome 2:28:39.0 – … … 56. Lothar Beckert 2:40:10 57. Günter Havenstein 2:41:14.0
Tokio 1964 – Abebe Bikila gewinnt zum zweiten Mal die Goldmedaille
Emil Zatopek scheiterte ebenso wie Juan Zabala oder Alain Mimoun ihren Marathontriumph zu wiederholen. Am 16. September unterzog sich Abebe Bikila einer Blinddarmoperation, kein Mensch glaubte an eine Titelverteidigung. Die 70.000 Zuschauer im Stadiontrauten ihren Augen nicht als plötzlich Bikila, diesmal mit Schuhen, als überlegener Sieger durchs Ziel lief – sofort auf den Rasen wechselte und Gymnastik machte. Die Zuschauer waren aus dem Häuschen als Minuten später als Zweiter ein Japaner ins Stadion lief. Doch kurz danach erschien der Brite Basil Heatley, dessen Schritte immer länger wurden. Er überholte den Japaner noch und holte sich Silber. Anzumerken sei noch, daß der Australier Ron Clarke, Weltrekordler über 10.000m noch bis km 10 führte, dann aber Neunter wurde. Der Olympiasieger Mills (USA) über 10.000 wurde Vierzehnter.
Finale (21. Oktober) um 13.00 Uhr – Hin- und zurück Strecke – 42,195 km – 20 Grad C. – 68 Starter – 58 im Ziel – 35 Nationen –
1. Abebe Bikila (ETH) 2:12.11.2 – Basil Heatley (GBR) 2:16:19.2 – 3. Kokichi Tsuburaya (JPN) 2:16:22.8 – 4. Brian Kilby (GBR) 2:17;02.4 – 9. Ronald Clarke (AUS) 2:20:26.8 – … … 24. Heinrich Hagen 2:26:39.8 – … … 38. Gerhard Hönicke 2:33:23.0 – 39. Manfred Naumann 2:33:42.0
Mexiko 1968 – Wieder Sieg für Äthiopien – Mamo Wolde überrascht
1956 begann Mamo Wolde seine olympische Karriere als 400 m und 1500 m Läufer, 1968 sprang er für Bikila in die Bresche, der Knieprobleme hatte und erkältet war und das Rennen aufgab. Gaston Roelants, der Olympiasieger im Hindernislauf von 1964, führte lange das Feld an, bis Wolde bei km 30 Ernst machte. Drei Minuten hatte er Vorsprung im Ziel, wieder war ein Japaner unter den Medaillengewinnern. Deutschlands Marathon-Papst Manfred Steffny belegte einen guten siebzehnten Platz. Naftali Temu der Olympiasieger über 10.000 m belegte in 2:32:36.0 den neunzehnten Rang. Bikila erlitt am 22. März 1969, also kurz nach Mexico einen Autounfall und wurde schwer verletzt und gelähmt. Er mußte danach sein Leben im Rollstuhl verbringen. Er starb am 22. Oktober 1973, nachdem er noch Ehrengast der Spiele in München war.
Finale (20. Oktober) um 15.00 Uhr – Punkt zu Punkt Strecke – 42,195 km – 22.8 Grad C. – 75 Starter – 57 im Ziel – 41 Nationen –
1. Mamo Wolde (ETH) 2:20:26.4 – 2. Kenji Kimihara (JPN) 2:23:31.0 – 3. Micahel Ryan (NZL) 2:23:45.0 4. Ismail Ackay (TUR) 2:25:18.8 – 5. William Adcocks (GBR) 2:2:25:33.0 – … … 15. Jürgen Busch 2:30:42.6 – … … 17. Manfred Steffny 2:31:23.8 – … … 33. Hubert Riesner (SCC) 2:41:29.0
München 1972 – Frank Shorter Zweiter im Stadion – dennoch Sieger
In München mußte der Englische Garten asphaltiert werden, damit die Marathonläufer, auf Einspruch einiger Nationen, nicht auf einfachen Schotterwegen liefen. Lutz Philipp übernahm nach dem Start in München die Führung, lag aber bei km 5 schon einige Sekunden hinter der 30-köpfigen Spitzengruppe. Mamo Wolde, der Titelverteidiger lag mit in der Spitzengruppe. Frank Shorter lag ab km 15 in Führung. Mamo Wolde versuchte verzweifelt heranzukommen, aber Shorter gab unter dem tosenden Beifall der vielen Zuschauer die Führung nicht mehr ab. Leider wurde diese Laufdemonstration gestört als ein 16-jähriger Deutscher mit einer Rückenstartnummer sich einschmuggelte und vor Shorter ins Stadion lief und ihm den verdienten Beifall „stahl“. Mamo Wolde konnte sich noch eine umjubelte Bronzemedaille erlaufen. Manfred Steffny wurde 31. in guten 2:24:25.4
Finale (10. September) um 15.00 Uhr – Hin und zurück Strecke – 42,195 km – 21 Grad C. – 74 Starter – 62 im Ziel – 39 Nationen –
1. Frank Shorter (USA) 2:12:19.8 – 2. Karl Lismont )BEL) 2:14:31.8 – 3. Mamo Wolde (ETH) 2:15:08.4 – 4. Kenneth Moore (USA) 2:15:39.8 – 5. Kenji Kimihara (JPN) 2:16:27.0 – … … 16. Paul Angenvoorth 2:20:19.0 – … … 25. Eckard Lesse 2:22:49.6- … … 31. Manfred Steffny 2:24:25.4 – 32. Lutz Philipp 2:24:25.4
Montréal 1976 – Triumph für Waldemar Cierpinski
Zehn Kilometer vor dem Ziel war endgültig klar, daß der 26-jährige frühere Hindernisläufer aus Halle (geb. in Neugattersleben) Waldemar Cierpinski einen großen Überraschungssieg entgegen lief. In der Weltklassezeit von 2:09:55 hatte er die gesamte Weltspitze, einschließlich des Siegers von München 1972, dei Schau gestohlen. Shorter hatte dem Rennen lange seinen Stempel aufgedrückt, aber gegen die körperlichen Reserven von Cierpinski hatte er nichts mehr entgegen zu setzen. Bill Rodgers führte noch bis zum zehnten Kilometer. Es wurde ständig ein hohes Tempo gelaufen. Der große Lasse Viren, der 10.000 Olympiasieger, wurde Fünfter.
Finale (31. Juli) um 15.30 – quadratische Strecke – 42,195 km – 25 Grad C. – 67 Starter – 60 im Ziel – 36 Nationen
1. Waldemar Cierpinski 2:09.0 – 2. Frank Shorter (USA) 2:10:45.8 – 3. Karl Lismont (BEL) 2:11:12.6 – 4. Donald Kardong (USA) 2:11:15.8 – 5. Lasse Viren (FIN) 2:13:10.8 – … … 54. Günther Mielke 2:;35:44.8
Moskau 1980 – „Männer seid mutig – nennt Euren Sohn Waldemar“! – Cierpinski wiederholt seinen Sieg
„Wo ist Behle?“ ist ein berühmter Satz von Bruno Morawetz bei den Skilangläufern im Radio, „Männer seid mutig – nennt Euren Sohn Waldemar“! ist der andere, als Waldemar Cierpinski seine zweite Goldmedaille im Marathon in Moskau und der legendäre Reporter Heinz-Florian Oertel den Sieg im Radio dokumentierte.
Cierpinski schloß auf zum berühmten Abebe Bikila aus Äthiopien. Abebe wie auch Cierpinski straften der Formel „They never come back“ Lügen, als sie ihre großen Siege wiederholten. Wieviel Söhne danach Waldemar hießen, weiß man nicht, aber Waldemar Cierpinski ist aufgestiegen in den Olymp der Lauflegenden.
Der berühmte Lasse Viren kam nicht ins Ziel, auch die harten Briten brachten keinen Läufer ins Ziel, alle 3 Läufer gaben das Rennen auf.
Finale (1. August) um 17.16 Uhr – Hin und zurück Strecke –42,195 km – 26 Grad C. – 74 Starter – 53 im Ziel – 40 Nationen –
1. Waldemar Cierpinski 2:11:03.0 – Gerhardus Nijboer (NED) 2:11:20.0 – 3. Setymkul Dzhumanazarow (URS) 2:11:35.0 – … … 11. Joachim Truppel 2:14:55 – … … Jürgen Eberding 2:18:04 –
Los Angeles 1984 – Drei Europäer vorne – Carlos Lopes der große Sieger
Auf den letzten sechs Kilometern war Carlos Lopes allein auf weiter Flur, vorher hatten sich die Favoriten zerrieben, der Favorit Rob de Castella, Weltmeister des Jahre 1983 ging unter, Afrikaner und Japaner mußten den Europäern den Vortritt lassen. Lopes siegte in einer wahren Weltklassezeit. Der Deutsche Ralf Salzmann lief bis 30 km vorne mit und zeigte sich sehr couragiert.
Finale (12. August) um 17.00 Uhr – Punkt zu Punkt Strecke – 42,195 km – 23,2 Grad C. – 107 Starter – 78 im Ziel – 59 Nationen –
1. Carlos Lopes (POR) 2:09:21 – John Trecy (IRL) 2:09.56 – 3. Charles Spedding (GBR) 2:09:58 – 4. Takeshi Soh (JPN) 2:10:55 – 5. Rob de Castella (AUS) 2:11:09 – 6. James Ikangaa (TAN) 2 :11 :10 – … … 18. Ralf Salzmann 2 :15 :29
Seoul 1988 – Gelindo Bordin – auch ein weißer „Kenianer“
Bis zum Kilometer 40 sah Ahmed Salah aus Dschibuti wie der Sieger, doch dann holte Gelindo Bordin, der Europameister von 1986 zum Gegenschlag aus und entschied das Rennen zu seinen Gunsten. Der Weltmeister von 1987 Wakiihuri wurde Zweiter. Wieder wurde ein Japaner Zweiter. Steve Moneghetti, der Sieger des BERLIN-MARATHON 1990 wurde Fünfter.
Finale (2. Oktober) um 14.35 Uhr – Hin und zurück Strecke – 42,195 km – 24,5 Grad C. – 118 Starter – 98 im Ziel 66 Nationen –
1. Gelindo Bordin (ITA) 2:10:32 – 2. Douglas Wakiihuri (KEN) 2:10:47 – 3. Ahmed Salah Hussein (DJI) 2:10:59 – 4. Takeyuki Nakayama (JPN) 2:11:05 – 5 Stephen Moneghetti (AUS) 2:11:49 – 6. Charles Spedding (GBR) 2:12:19 – … … Ralf Salzmann 2:16:54,24 – Herbert Steffny nicht angetreten –
Barcelona 1992 – Stephan Freigang holt die Bronzemedaille
Stephan Freigang (SC Cottbus) ist erst der zweite deutsche Medaillengewinner neben Cierpinski im Marathonlauf und um so überraschender und erfreulich ist sein dritter Rang. Freigang der 25-jährige, Vierter des BERLIN-MARATHON 1990 in 2:09.45, lief in seinem erst sechsten Marathonlauf ein glänzendes Rennen gegenüber der asiatischen Konkurrenz. Noch 200 Meter vor dem Ziel wollte ihm der Japaner die Medaille entreißen, aber Freigang konterte geschickt.
Endlauf (9. August) um 18.30 Uhr – Punkt zu Punkt Strecke – 42,195 km – 26.6 Grad C. – 112 Starter – 87 im Ziel – 73 Nationen –
1. Hwang Young-do (KOR) 2:13:23 – 2. Koichi Morishita (JPN) 2:13:45 – 3. Stephan Freigang 2:14:00 – Takeyuki Nakayama (JPN) 2:14:02 – Salvatore Bettiol (ITA) 2:14:15 – … … 49. Konrad Dobler 2:23:44 – Jörg Peter n.a.
Atlanta 1996 – Josiah Thugwane – Sieg für Südafrika
Nur etwa 7000 Zuschauer waren im Stadion als die Marathonläufer einliefen. Die Amerikaner guckten sich den Lauf lieber im Fernsehen an. Man hatte den Start sehr früh gelegt, weil eine große Hitze während des Laufes erwartet wurde. Es wurde das spannendste Finish dreier Läufer – nur acht Sekunden trennten den Ersten vom Dritten.
Finale (4. August) um 7.05 Uhr – Hin und zurück Runde – 42,195 km – 23.0 Grad C. – 124 Starter – 111 im Ziel 79 Nationen –
1. Josiah Thugwane (RSA) 2:12:36 – 2. Lee Bong-ju (KOR) 2:12:39 – 3. Erick Wainaina (KEN) 2:12:44 – 4. Martin Fiz (ESP) 2:13:20 – 5. Richard Nerurkar (GBR) 2:13:39 – 6. German Silva (MEX) 2:2:14:29 – 7. Stepehn Moneghetti (AUS) 2:14:35 – … … 48. Konrad Dobler 2:21:12 – Stephan Freigang aufgegeben –
Sydney 2000 – Gold für Äthiopien mit Gezahgne Abera
In Sydney triumphierten die afrikanischen Läufer auf den Medaillenrängen, Äthiopien und Kenia machten die Medaillen unter sich aus. Ein Marathonsieg ist für Äthiopien nach den Siegen Abebe Bikila das Höchste, insofern ist der Sieg und der dritte Platz ein Segen für das Land. Erick Wainaina verbesserte sich, gegenüber Atlanta, auf den zweiten Platz, in Athen will er siegen … Michael Fietz belegte den 20. Rang, Carsten Eich landete auf Platz 54.
Finale: 1. Gezahgne Abera (ETH) 2:10:11 – 2. Erick Wainaina (KEN) 2:10:31 – 3. Tesfaye Tola 2:11:10 – 4. Jon Brown (GBR) 2:11:17 – 5. Giacomo Leone (ITA) 2:12:14 – 6. Martin Fiz (ESP) 2:13:06 – 7. Abdelkader el Mouaziz (MAR) 2:13:49 – … … 37. Michael Fietz – … … 54. Carsten Eich
Die Marathon-Bilanz der deutschen Männer bei den Olympischen Spielen ist mit den beiden Goldmedaillen und der Bronzemedaille eigentlich ausgezeichnet. Aber es fehlt völlig das sog. Mittelfeld, wenn man die Plätze von vier bis zehn so bezeichnen darf. In allen anderen Laufwettbewerben gab es auf diesen Rängen viele deutsche Platzierungen im Laufe der 104 Jahre. Wie man den Statistiken entnehmen kann, fehlten im Anfang des Jahrhunderts bis fast in die dreißiger Jahre deutsche Läufer fast völlig, eine einleuchtende Erklärung dafür gibt es eigentlich nicht so richtig, denn die langen Strecken wurden in Deutschland schon immer gerne gelaufen.
Insofern muß man es international sehen und sich über die große Entwicklung und die globale Popularität des Marathon in aller Welt erfreuen – und den beiden olympischen Marathonläufen an antiker Stätte erwartungsvoll entgegen sehen.
Horst Milde